Deutliche WorteKommentar zur Amtseinführung von Wolfgang Picken
Katholische Gottesdienste sind in der Regel voller Symbolik: Kerzen, Weihrauch, die Farben der liturgischen Gewänder, biblische Gleichnisse, die zumeist der Interpretation bedürfen. Dafür sind die Predigten da – wenn sie so gehalten werden, dass der Christ nicht zwischen den Zeilen hören muss oder vor Langeweile auf der Kirchenbank döst.
Im Pontifikalamt zur Amtseinführung von Münsterpfarrer und Stadtdechant Wolfgang Picken sind dagegen erstaunlich klare Worte gesagt worden, weniger in der Predigt des Kardinals, aber danach vor dem Schlusssegen. Und dabei wurde deutlich, wie sehr der erzwungene Rücktritt von Wilfried Schumacher in die Stadtgesellschaft hineingewirkt hat. Er ist von Köln verantwortlich gemacht worden für finanziellen Schlendrian in seiner Gemeinde, ohne dass das Generalvikariat hinterfragt hat, wie groß sein Anteil daran ist. Der Erzbischof, der Gehorsam von den Stadt- und Kreisdechanten einforderte, erwähnte den Monsignore mit keinem Wort, dafür aber zeigte Oberbürgermeister Ashok Sridharan, ein engagierter Katholik, deutlich, dass auch eine christlich geprägte Stadt wie Bonn nicht alles hinnimmt, was vom Erzbistum verlautbart wird: Der OB zollte dem langjährigen Münsterpfarrer Respekt und Dank.
Noch eines wird dem hohen Gast aus Köln möglicherweise nicht gefallen haben. Woelki, kein großer Freund der Ökumene, musste sich anhören, wie der evangelische Superintendent Eckart Wüster fragte, ob es angesichts sinkender Mitgliederzahlen angebracht sei, gemeinsame Strukturen beider Kirchen zu nutzen.
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Ein augenfälliges Beispiel für eine solche Gemeinsamkeit wird in Bonn sichtbar: Die Münsterpfarrei feiert den Sonntagabendgottesdienst in der evangelischen Schlosskirche. Wie lange noch, ist ungewiss, der Kölner Kardinal hat sich in seinem Fastenhirtenwort dafür ausgesprochen, sonntags in jeder Gemeinde nur noch eine Messe zu feiern.
Auf Pfarrer Wolfgang Picken, der sich zur Ökumene bekannte, kommen große Aufgaben zu.