Erster Coronavirus-Fall in BonnAlle getesteten Schülerinnen und Schülern negativ

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In der Poppelsdorfer Clemens-August-Grundschule bleiben die Türen vorerst geschlossen.

Bonn – Alle 185 Tests, die bei Schülerinnen und Schülern sowie Lehrpersonal der Clemens-August-Schule durchgeführt wurden, sind negativ. Rund 30 weitere Kontaktpersonen der ersten Kategorie wurden entweder noch nicht angetroffen oder die Tests laufen noch. Hinsichtlich der in Köln wohnenden, positiv getesteten Mitarbeiterin eines Unternehmens in Bonn-Endenich hat das Gesundheitsamt der Stadt Bonn von 14 Kontaktpersonen erfahren, die in Bonn leben. Zu ihnen wird derzeit der Kontakt gesucht. Auch sie werden dann von Teams der Hilfsorganisationen zuhause aufgesucht, um Abstriche zu nehmen. Das Unternehmen ist informiert.

Eine der beiden Personen mit Verdacht als negativ getestet

Eine der beiden Personen mit Verdacht auf Infizierung mit dem Coronavirus ist nicht an dem Erreger erkrankt. Der entsprechende Test ist negativ. Es handelt sich um die Person, die auf einer privaten Karnevalsparty in Bonn Kontakt mit einem Gast hatte, der später in Lüdenscheid positiv getestet worden war. Bei dem zweiten Verdachtsfall liegt das Ergebnis des Abstrichs noch nicht vor. 

Außerdem werden von städtischer Seite werden keine Veranstaltungen abgesagt. Veranstalter müssen selber entscheiden, ob ihr Event stattfinden soll oder nicht. Und Besucherinnen und Besucher müssen in eigener Verantwortung entscheiden, ob sie die Veranstaltung besuchen möchten.

Erster Coronavirus-Fall in Bonn

Der Bonner „Patient null“ ist ein 23-jähriger Student aus dem Kreis Heinsberg. Er befindet sich nach einer Untersuchung in der Universitätsklinik derzeit in häuslicher Quarantäne. Da der junge Mann als Hausausgabenbetreuer an der Poppelsdorfer Clemens-August-Grundschule gearbeitet hat, werden jetzt rund 150 Kinder auf den Coronavirus untersucht. Die Grundschule, die 185 Schüler hat, bleibt ab Montag für die nächsten zwei Wochen geschlossen. Auf einer Pressekonferenz berichteten Vertreter der Stadt Bonn und der Uni-Klinik am Vormittag über den Fall und die Konsequenzen.

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Nachts um vier Uhr hatte das Gesundheitsamt Stadtdirektor Wolfgang Fuchs über  die erste Coronavirus-Infektion in Bonn informiert. Fuchs berief nach der Alarmierung den Krisenstab ein. Laut Dr. Inge Heyer, Leiterin des Gesundheitsamtes bei der Stadt Bonn, hatte das Ergebnis am späten Freitagabend nach einer Untersuchung in der Uni-Klinik festgestanden, seit dem Morgen tagten die Gremien und der Krisenstab.

Student nicht in Kontakt mit infiziertem Ehepaar

Der Student hatte Karneval in Heinsberg gefeiert und zahlreiche Veranstaltungen besucht. Er war nach ersten Erkenntnissen aber nicht auf der Kappensitzung in Gangelt, auf der auch ein ebenfalls infiziertes Ehepaar gewesen war, dessen Erkrankung weite Kreise gezogen hat. Auf welchen Veranstaltungen er war, konnten Vertreter der Stadt Bonn nicht sagen. An Aschermittwoch kehrte er vormittags mit dem Zug nach Bonn zurück, um nachmittags an der Grundschule bei den Hausaufgaben zu helfen. Mit wievielen Kindern er dort Kontakt hatte, ließ sich nicht mehr feststellen. Erst anschließend soll er dann Symptome einer leichten Erkältung gespürt haben. Am Donnerstag meldete er sich krank und entschied sich, mit dem Bus auf den Venusberg zu fahren.

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Auf der Pressekonferenz informierten Dr. Inge Heyer, die Leiterin Gesundheitsamt Bonn, Prof. Dr. Wolfgang Holzgreve, der ärztliche Direktor der Univeritätsklinik Bonn (am Mikrofon), Carsten Schneider, stellvertretende Leiter der Berufsfeuerwehr Bonn (links davon) und Bonn Stadtdirektor Wolfgang Fuchs (recht davon).

Dort, so Dr. Wolfgang Holzgreve, Leiter der Uni-Klinik, sei er zwar untersucht worden. Einen Test auf das Coronavirus habe der junge Mann aber abgelehnt, da er ihn aus eigener Tasche hätte bezahlen müssen, da er nicht aus einem Risikogebiet kam. Der 23-Jährige habe zudem nicht darauf hingewiesen, dass er sich im Kreis Heinsberg aufgehalten habe, wo die ersten Erkrankungen mit dem Coronavirus in Deutschland festgestellt worden waren. Der Student fuhr mit einem Bus auch wieder nach Hause im Stadtteil Poppelsdorf. Es dürfte der Hartnäckigkeit der OGS-Leiterin an der Clemens-August-Grundschule zu verdanken sein, dass die Erkrankung dennoch frühzeitig entdeckt wurde: Sie riet dem jungen Mann am Freitag doch zu dem Test, den er dann erneut in der Uni-Klinik auch absolvierte. Wieder fuhr er mit dem Bus.

150 Kinder vorsorglich unter Quarantäne

Wie Inge Heyer berichtete, wurden noch in der Nacht die ersten Eltern der Kinder informiert, die bei dem Studenten in der Hausaufgabenbetreuung waren. Insgesamt 150 Kinder aus der OGS wurden vorsorglich unter Quarantäne gestellt und müssen zwei Wochen zuhause bleiben. Mitarbeiter des Rettungsdienstes der Stadt und des Gesundheitsamtes suchen sie zuhause auf, um sie auf das Virus zu testen.

Die Untersuchungen wurden von den Testteams zuhause vorgenommen. Bisher wurde bei keinem eine Erkrankung festgestellt, dennoch wird die Schule aus Sicherheitsgründen ab Montag geschlossen. Alle Kinder und alle Lehrer müssen zuhause bleiben. Schuldezernentin Carolin Krause äußerte Verständnis für die Eltern, die nun die Betreuung ihrer Kinder organisieren müssen. Die Stadt sicherte im äußersten Notfall eine Unterstützung durch das Jugendamt zu, der Hinweis, man müsse arbeiten gehen, reiche da aber nicht aus.

Erkrankter zeigt keine ernsthaften Symptome

Carsten Schneider, Bonns stellvertretender Feuerwehrchef, wies darauf hin, dass die Bevölkerung diese Testteams möglicherweise im Stadtgebiet bemerken werden. Sie seien durch ihre Infektionsschutzkleidung erkennbar, das sei aber kein Grund zur Beunruhigung. Es bestehe keine Gefahr für Menschen in der Umgebung, auch wenn das subjektiv vielleicht so wahrgenommen werden könnte. Die Stadt Bonn hat ein Bürgertelefon (0228/7175) geschaltet. Ausdrücklich bat Schneider, nicht die Notrufnummer 112 zu blockieren.

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Auf der Pressekonferenz bestätigte die Stadt auch zwei Coronavirus-Verdachtsfälle.

Laut Dr. Wolfgang Holzgreve war ein Isolierzimmer für den 23-Jährigen vorbereitet worden. Es habe sich dann aber herausgestellt, dass er keine ernsthaften Symptome hat, sondern nur die einer leichten Erkältung, so dass eine häusliche Quarantäne ausreicht. Zwei Mitarbeiter der Ambulanz, die mit ihm bei der ersten Untersuchung am Donnerstag Kontakt hatten, sind derzeit nicht im Dienst. Auch sie werden getestet, ob sie sich angesteckt haben.

„Patient null“ ist auch Bus gefahren

Der Bonner „Patient null“ ist auch Bus gefahren, wie Anja Wenmakers von den Stadtwerken bestätigte. Er habe am Donnerstag und Freitag auf dem Weg von Poppelsdorf zur Uni-Klinik auf dem Venusberg, jeweils für kurze Strecken Busse der Linien 632 und 601 genutzt. „Er hatte aber nicht lange genug Kontakt mit Menschen, um sie zu infizieren“, sagte Wenmakers.

Auf der Pressekonferenz bestätigte die Stadt auch zwei Coronavirus-Verdachtsfälle. Einer hatte auf einer Karnevalsparty in Bonn Kontakt zu einem Erkrankten, der jetzt in Lüdenscheid behandelt wird.

Zunahme der Verdachtsfälle überfordere Kinderarztpraxen

Dr. Axel Gerschlauer, Kinderarzt aus Bonn, befürchtet dass eine Zunahme der Verdachtsfälle die Kinderarztpraxen überfordern werde. Sie hätten keine Schutzkleidung und es gebe aktuell zu wenige Abstrichröhrchen.

Laut Inge Heyer wurde das verfügbare Material den Testteams für die Untersuchungen der Poppelsdorfer Grundschule zur Verfügung gestellt.

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