Jugend forscht in BonnEinkaufshilfe für Kleinwüchsige gewinnt ersten Preis

Lesezeit 4 Minuten
Schüler aus Sankt Augustin haben eine Einkaufshilfe für Kleinwüchsige entwickelt

Schüler aus Sankt Augustin haben eine Einkaufshilfe für Kleinwüchsige entwickelt

Bonn – Motivation können Menschen aus den unglaublichsten Dingen ziehen. Es können erschreckende Bilder aus den Nachrichten sein, aber manchmal wächst eine große Idee auch nur aus dem Schauen einer Fernsehserie heraus. So ging es zumindest den engagierten Schülern, die am Freitag mit ihren Projekten am Regionalwettbewerb von „Jugend forscht/Schüler experimentieren“ in der Aula der Uni Bonn teilnahmen.

Dabei war um 14 Uhr, als die Aula für die Öffentlichkeit öffnete und zahlreiche Interessierte begannen, die 79 Teilnehmer zu ihren 37 Projekten mit Fragen zu löchern, der aufregendste Teil bereits vorbei. Für die 9 bis 19 Jahre alten Forscher stand bereits am Vormittag die Begutachtung der Juroren an, die später entschieden, wer auf den ersten Plätzen landete und damit zum Landeswettbewerb darf.

Franziska Völzgen aus Bonn entwickelte ein Spezialkorsett.

Franziska Völzgen aus Bonn entwickelte ein Spezialkorsett.

Felix Möller ist schon ein alter Hase. „Ich bin zum fünften Mal dabei – mit meinem sechsten Projekt“, verrät der 14-Jährige, der alle Umstehenden zum Lachen bringt, als er erklärt: „Meine Mutter beschreibt das schon als obsessiv.“ In diesem Jahr hat Felix seine Mitschüler Benjamin Scholer (14) und Jonas Mauelshagen (13) vom Rhein-Sieg-Gymnasium in Sankt Augustin dabei, die beide zum ersten Mal teilnehmen. Die Drei haben ein Interview mit dem Schauspieler Peter Dinklage aus der Serie „Games of Thrones“ gesehen und sind dabei auf ihre Idee gekommen. Der kleinwüchsige US-Amerikaner klagte über Probleme beim Einkaufen. „An die Sachen im obersten Regal dranzukommen oder in die großen Einkaufswagen zu greifen, ist für uns einfach nicht möglich“, erklärten Sandra und Mike vom Verband für kleinwüchsige Menschen, die gekommen waren, um die Drei zu unterstützen. Sie zeigten vor Ort, wie die Einkaufshilfe der drei Jungs sie unterstützen könnte, die aus einer kleinen Trittleiter besteht, die mit einem niedrigeren Einkaufskorb auf kleineren Rollen verbunden ist. „Dieser Prototyp ist klasse, er gibt uns Freiheit, weil wir damit selbstbestimmt einkaufen können“, lobt Mike.

Jan-Arne Meyer (12) aus Bornheim hat eine autonome Löschdrohne entwickelt

Jan-Arne Meyer (12) aus Bornheim hat eine autonome Löschdrohne entwickelt

Direkt daneben sitzt Franziska Völzgen. Die Schülerin der Liebfrauenschule in Bonn hat ein Korsett entworfen, das bei der Erkrankung an Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) helfen soll, aber deutlich nachhaltiger als die bisherigen Produkte auf dem Markt ist. „Ich bin mit 13 Jahren selbst an Skoliose erkrankt, und das Korsett hat mir viele Schmerzen genommen“, offenbart die 18-Jährige ihre Motivation hinter dem Projekt. Ihr Korsett ist aus PLA (Polylactat) statt aus dem üblichen PE (Polyethylen) hergestellt. „PLA wird aus nachwachsenden Rohstoffen wie zum Beispiel Mais hergestellt und ist biologisch abbaubar“, erklärt sie. „Mein Problem war nur: Darf man Essen bei so viel Hunger in der Welt für die Herstellung von Kunststoff benutzen? Aber es kann auch aus Essensabfällen hergestellt werden – davon gibt es auf der Welt definitiv genug.“ Ihr fertiges, lebensgroßes Modell hat sie in mehr als 77 Stunden Druckzeit im 3D-Drucker beim Verein Makerspace Bonn in Bad Godesberg angefertigt.

Die Sieger

Für ihre Konstruktion einer Einkaufshilfe für Kleinwüchsigen heimsten Felix Möller (14), Benjamin Scholer (14) und Jonas Mauelshagen (13) vom Rhein-Sieg-Gymnasium Sankt Augustin den ersten Preis im Bereich Arbeitswelt des Regionalwettbewerbs „Schüler experimentieren“ ein. Sieger in Biologie von „Jugend forscht“ wurden Hannah Wagner-Gillen (17), Louis Dorweiler (17) und Johanna Bungart (18) vom St.-Michael-Gymnasium Bad Münstereifel. Sie wollen die Verschmutzung der Meere mit Baumpilzen bekämpfen.

Mit einer Lavalampe gewannen Paula Linden (10), Viktoria Hübschen (10) und Kim Himmel (10) von der katholischen Grundschule Hangelar den ersten Preis in Chemie bei „Schüler experimentieren“. In Mathematik/Informatik bei „Jugend forscht“ kam Simon-Stefan Köhl (18) vom St.-Michael-Gymnasium Bad Münstereifel auf Rang eins mit computergesteuerten Spielern, die die Welt durch eigene Gehirne sehen und immer besser verstehen können. Mit einem Werkstofftest siegten Lukas Schulz (19), Christopher Steinwarz (19) und Navjot Bamrah (19) von der Gesamtschule Hennef in Physik bei „Jugend forscht“. Sie zeigten, wie man anhand von Schwingungseigenschaften etwa an Rigips-Platten Schädigungen aufspüren kann.

Mit dem Motto „Zeit ist Wald“ statt „Zeit ist Geld“ ist Jan-Arne Meyer vom Humboldt-Gymnasium in Bornheim ins Rennen gegangen. Der Zwölfjährige hat eine autonome Löschdrohne entwickelt. „Über Satellitenbilder werden Brände erkannt und die Koordinaten an die Drohne gesendet, die weiß, wo sie hinfliegen soll und automatisch wieder zurückfliegt“,beschreibt er. „Als Löschmittel verwende ich CO2 , das ist leichter als Wasser, lässt sich besser komprimieren und macht nicht so eine Sauerei wie Schaum.“ Seine Drohne, die bei einem Waldbrand wie 2019 in Australien oder Brasilien eher ein autonomer Hubschrauber sein soll, fungiert als Frühwarner und zum Eindämmen des aufkeimenden Flammenherdes. Zudem hat sie eine Kamera, die die automatisch benachrichtigte Feuerwehr mit Bildern zum Ausmaß des Feuers und zu möglichen Gefahrenstellen versorgt.

Rundschau abonnieren