Karitativer VereinBonner Ehepaar setzt karitative Tradition in Ecuador fort

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Setzen eine Tradition fort und planen ein Benefizkonzert in Bonn: Julia und Franz-Georg Kreuzer.

Setzen eine Tradition fort und planen ein Benefizkonzert in Bonn: Julia und Franz-Georg Kreuzer.

Bonn – Quito, die Hauptstadt von Ecuador, liegt rund 2800 Meter über dem Meeresspiegel. Eine Stadt, die sich über 40 Kilometer erstreckt, mit mehr als zwei Millionen Einwohnern und – großer Armut. Dort beteiligte sich in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts Ilonka Forwick aus Münster. Sie sah das Elend und wollte mehr als nur Lehrerin an der Deutschen Schule sein. Sie begann am Aufbau eines Kindergartens mitzuhelfen. Diese karitative Zelle bewirkt bis heute Gutes in der Anden-Republik.

Den Kindern geht und ging es im Stadtteil Chilibulo, der ehemaligen Müllkippe von Quito, nicht besonders gut; Gewalt und Armut prägten ihren Alltag. Immer auf Mutters Rücken dabei, wenn sie für geringen Lohn arbeiteten. Solche Kinder haben kaum Perspektiven. Inzwischen ist Ilonka Forwick 81 Jahre alt und musste ihre Tätigkeit im Verein, der aus ihrem Engagement gewachsen ist, aufgeben. Julia Kreuzer, ihre in Bonn lebende Tochter, stand vor der Entscheidung: Entweder alles auf- oder den Kindern in Südamerika weiterhin Hoffnung geben. Sie entschied sich für die Kinder und fürs Weitermachen.

Julia Kreuzer, promovierte Biologin und passionierte Sängerin, hat selbst mit ihren Eltern drei Jahre in Ecuador gelebt und kennt die schwierigen Bedingungen für die Ärmsten der Armen aus eigener Anschauung. Zuletzt war sie 2014 dort, um ihre Mutter als Vereinsvorsitzende zu vertreten und sich ein Bild von den von Deutschland aus finanzierten Projekten – Kinderarztpraxis, Zahnarztpraxis, Psychologin oder Schulspeisung – zu machen.

Für gute Sache Mitglieder in Bonn werben

In Quito, Manta und der größten Stadt der Republik, Guayaquil, hatte sie Geschichten von Überfällen auch auf die Ärztin des Vereins gehört. Julia Kreuzer berichtet von der Gewalt auf den Straßen, die nicht zuletzt auch für die Kinder gefährlich ist. Ab 18 Uhr ist es nämlich in diesem unmittelbar am Äquator gelegenen Andenstaat stockdunkel.

Sie selbst hat das Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie, den vier Kindern und ihrem Ehemann verbracht. Nicht übertrieben, wie sie betont. Sie ist keine, die den kulinarischen Überfluss zu Weihnachten schätzt und hat nicht zuletzt an die Kinder in Südamerika gedacht. Aus Ecuador erreichten sie per E-Mail Bilder von Krippenspielen aus Guayaquil, wo sie sich, da sie die Vereinsarbeit ihrer Mutter übernommen hat, vor allem engagiert. Gerührt berichtet die engagierte Bonnerin von einem Foto mit echtem Jesuskind in einer Schüssel statt Krippe und handgemachten Kostümen, mit denen die Kinder in der Hafenstadt bei subtropischem Klima Weihnachten gefeiert haben. Die Kinder werden von katholischen Schwestern des Ordens „Esclavas del Sagrado Corazón de Jesús“ geführt; sie nehmen seit der Gründung des Vereins eine wichtige Rolle als Vermittlerinnen zwischen Deutschland und Ecuador ein.

Vor fünf Jahren erschloss der Verein Chilibulo in Guayaquil eine neue Aufgabe, indem dort bedürftige Kinder und nun auch Jugendliche mit einer warmen Mahlzeit pro Tag versorgt werden. Die afrikanisch-stämmigen Ecuadorianer, Nachfahren ehemaliger Sklaven, sind eine besonders diskriminierte Randgruppe. Arbeitslosigkeit, Kinderarbeit, Kriminalität und Gewalt sind an der Tagesordnung. Als Auswege aus diesem Teufelskreis bildet das Vereins-Projekt „Raíces negras“ (das heißt: schwarze Wurzeln) eine Möglichkeit für Schulbildung und Mahlzeiten. „Die Schwestern haben ein Auge auf die Kinder“, ergänzt Julia Kreuzer.

Möglich, dass es, wie in Chilibulo geschehen, auch dort einige schaffen, dem Teufelskreis zu entkommen: Keine Drogenkuriere zu sein, keine Kriminalität erleben zu müssen und mit der nun möglichen Bildung der Spirale in die Erwachsenenarmut zu entkommen. Strahlend berichtet die neue Vorsitzende von der jungen Frau, die sie 2014 getroffen hat. Sie hat durch die Unterstützung des Vereins von Chilibulo einen Universitätsabschluss geschafft. Solche Erfolge machen Mut!

Inzwischen haben sich die lange mit den Münsteranern bekannten Schwestern María Esther und Paulina (letztere war selbst einst ein Kind von Chilibulo) aus Quito zurückgezogen und den Schwerpunkt ihrer karitativen Tätigkeit in das im April 2016 vom schweren Erdbeben getroffenen westliche gelegene Manta verlagert. Das inzwischen erstellte staatliche Ernährungsprogramm für Bedürftige haben das Kindergartenprojekt, die Anfänge des Vereins in Chilibulo, sozusagen abgelöst.

Julia Kreuzer hat die Aufgabe den Verein weiterzuführen mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt Franz-Georg übernommen und möchte nun für die in Münster vor allem durch das Annette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium gut eingeführte „gute Sache“ in Bonn Mitglieder werben. Ganz oben auf dem Plan steht ein Benefizkonzert. Denn in der Bonner Musiklandschaft, vor allem der Alten Musik, sind die Eheleute Kreuzer, die sich etwa in der Gemeinde von St. Elisabeth engagieren, keine unbekannten. Sie ist ausgebildete Sopranistin und er gefragter Cellist und Gambist.

Kontakt: j.kreuzer@kinderhilfsprojekt-chilibulo.de

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