Karneval in BonnBeuel als Wiege des Straßenkarnevals

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Die jecken Wiever blasen wieder zum Sturm auf die Rathäuser. Los geht es am Donnerstag in Beuel.

Die jecken Wiever blasen wieder zum Sturm auf die Rathäuser. Los geht es am Donnerstag in Beuel.

Bonn – „Nicht etwa in Köln oder Düsseldorf, sondern in Beuel steht die Wiege der Weiberfastnacht“, betont die Stadtverwaltung. In dem Bonner Stadtteil hatten sich die Wäscherinnen vor mehr als 190 Jahren zusammengetan, „um sich gegen das Patriarchat zu wehren“. In diesem Jahr werden sie mit Wäscherprinzessin Romina I. an der Spitze am Donnerstag, 20. Februar, wieder das Beueler Rathaus erstürmen und die Herrschaft der Männer beenden.

Bürgermeistern wird die Macht entrissen

Beim Weiberfastnachtszug durch die Straßen werden sich rund 2000 Jecke unter dem Motto „Beuele Wieve klassisch jeck, mit Beethoven he an jeder Eck“ um 10 Uhr auf ihren gut zweistündigen Weg von der Siegburger Straße zum Beueler Rathaus machen. Dort werden sie gegen 12.15 Uhr, angeführt von Beuels Obermöhn Ina Harder und der Wäscherprinzessin, zum Angriff übergehen und den Verteidigern um Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Bezirksbürgermeister Guido Déus die Macht entreißen. Daran wird wohl auch die prominente Unterstützung durch den Bonner Comedian Michael Müller nichts ändern. Von 10 bis 17 Uhr werden die „Funky Marys“, die „Domstürmer“ und die „Köbesse“ sowie die Gruppe „Eldorado“ und DJ Nico Jansen auf der Bühne am Rathaus für Stimmung sorgen. Wegen des Karnevals steht der Behindertenzugang am Haupteingang des Rathauses Beuel, Friedrich-Breuer-Straße 65, von heute bis einschließlich Freitag nur eingeschränkt zur Verfügung. Außerdem fällt der Wochenmarkt am Freitag und Samstag aus.

Viel Arbeit für die Straßenreinigung

An den tollen Tagen haben auch die Mitarbeiter der Straßenreinigung von Bonnorange wieder alle Hände voll zu tun. Damit die Straßen und Plätze wieder möglichst schnell sauber sind, werden die Rückstände der närrischen Tage von bis zu 62 Mitarbeitern im gesamten Stadtgebiet entlang der Zugstrecken beseitigt.

Los ging es bereits am Samstag und Sonntag mit den ersten Veedelszügen, bei denen 20 Mitarbeiter mit drei Kehrmaschinen, einem Sperrmüllwagen, zwei Kleintransportern und einem Papierkorbwagen im Einsatz waren. Beim Bonner Rosenmontagszug sorgen laut Unternehmen neun Kehrmaschinen, vier Kleintransporter, zwei Sperrmüllfahrzeuge, ein Containerfahrzeug und drei Wagen zum Absperren der Zugstrecke für Sicherheit und Sauberkeit.

51 Mitarbeiter werden sich alleine um die Abfälle in der Bonner City kümmern. Weil Züge parallel oder kurz hintereinander stattfinden, sind die Straßenreiniger auch noch in der zweiten Wochenhälfte nach Rosenmontag unterwegs, um die Zugstrecken zu kontrollieren und zu säubern. Am Ende werden sie laut Unternehmen rund 2000 Stunden gearbeitet haben. (wki)

Der karnevalistische Spaß geht zurück auf die Gründung des ersten Beueler Damenkomitees im Jahr 1824. Die Beueler Wäscherinnen und Bleicherinnen wehrten sich gegen die Dominanz der Männer und die damit verbundene Ausbeutung der Frauen. Der Brauch der Wäscherinnen, sich beim Kaffeeklatsch nach einem festen Reglement über die groben Verstöße ihrer Männer gegen den Hausfrieden und die eheliche Treue auszutauschen, überstand die unterschiedlichen politischen Epochen bis heute. Seit 1958 küren die Beueler Weiber alljährlich eine Repräsentantin aus ihren eigenen Reihen zu Wäscherprinzessin.

Rathaussturm am Sonntag

In Bonn findet der Sturm auf das „Alte Rathaus“ auf dem Marktplatz wieder am Karnevalssonntag statt. Dabei wird der OB wieder erfolglos versuchen, sein Rathaus gegen die Übermacht an Karnevalisten zu verteidigen. Eingestimmt werden die Jecken wieder mit dem Marktplatzbiwak der „EhrenGarde der Stadt Bonn“. Ab 11 Uhr werden Erbsensuppe, Reibekuchen und Gegrilltes zu zivilen Preisen angeboten. Ebenfalls am Karnevalssonntag blasen die Jecken ab 11.30 Uhr zum traditionellen Rathaussturm in Bad Godesberg.

Zeichen setzen gegen sexuelle Belästigungen

Die Stadt und die Bonner Polizei wollen in der Hochphase des Straßenkarnevals erneut ein Zeichen gegen sexuelle Belästigung und Übergriffe setzen. Deshalb werden Mitarbeiter des Stadtordnungsdienstes, der Feuerwehr und der Polizei an den tollen Tagen Dienst wieder Informationskärtchen der Kampagne „Nein heißt Nein!“ im Gepäck haben. Die Kampagne geht zurück auf eine Initiative des Netzwerks von Beratungsstellen und Frauennotrufen im Raum Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis. Die Festausschüsse und die Bonner Karnevalsvereine sind ebenfalls dabei und verteilen die Klappkarten. Das Motto ist in Deutsch, Englisch, Französisch, Russisch, Arabisch und Türkisch aufgedruckt. Neben Notfall-Hinweisen wie „Schaffen Sie Öffentlichkeit, werden Sie laut!“ und dem Rat, sich an die Polizei, den Ordnungsaußendienst oder die Feuerwehr zu wenden, sind auch die Kontaktdaten von Notfall-Ansprechpartnern in Bonn und der Region aufgelistet.

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Die Präventionsbemühungen zeigen Wirkung. Im vergangenen Jahr wurden wenige Übergriffe gemeldet. „Haben Sie keine Scheu, die Polizei zu kontaktieren. Wir sind jederzeit für Sie ansprechbar und schreiten gegen Straftäter konsequent ein“, verspricht die Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa.

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