Masterplan Tourismus für BonnEin Besuchermagnet und eine Dachmarke

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Der romantische Rhein mit dem Siebengebirge.

Der romantische Rhein mit dem Siebengebirge.

Bonn – Ein touristisches Highlight und eine übergeordnete Dachmarke: Das sind die beiden Hauptpunkte, damit die Region Bonn/Rhein-Sieg auch in Zukunft ein attraktiver Tourismusstandort bleibt. Zu diesem Schluss kommt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg in ihrem Masterplan Tourismus 2020 bis 2024, der am Dienstag von IHK-Vizepräsidentin Ruth van den Elzen, Geschäftsführer Professor Dr. Stephan Wimmers und Referent Till Bornstedt vorgestellt wurde. Man benötige ein besonderes Gebäude oder eine Veranstaltungsreihe, die das ganze Jahr über Besucher vor allem an Wochenenden anlocke. Ziel aller Bemühungen müsse sein, das große touristische Potenzial, das die Region auch dank des Beethovenjubiläums in diesem Jahr habe, auch langfristig zu nutzen.

Defizite angehen

„Bonn/Rhein-Sieg muss es in den nächsten fünf Jahren gelingen, als attraktiver, moderner und vor allem lohnenswerter Tourismusstandort wahrgenommen zu werden. Viele Voraussetzungen wurden geschaffen, es gibt jedoch Defizite, die wir angehen müssen“, meinte van den Elzen. Der Masterplan war unter Mitwirkung von mehr als 200 Entscheidungsträgern aus der Region erarbeitet worden. „Zurzeit bekommen wir dank des Beethovenjubiläums deutschlandweit und auch international mehr Aufmerksamkeit“, kommentierte die Vizepräsidentin die neuesten Zahlen (siehe Infokasten). Aber vor allem kleine und mittelständische Hotels hätten Probleme mit der Grundbelegung an den Wochenenden. „Deshalb brauchen wir an diesen Tagen weitere Veranstaltungen, um bundesweit als Destination wahrgenommen zu werden“, so van den Elzen. Dafür müssten mehr Musikveranstaltungen auch außerhalb der Hochkultur angeboten werden. Im Freizeittourismus gebe es die größte Baustelle: Rund 80 Prozent der Besucher seien Geschäftsreisende. Deshalb müsse die Region mehr als bisher Familien, Kinder, Jugendliche, Schüler und junge Singles in den Blick nehmen.

Die Villa Hammerschmidt

Die Villa Hammerschmidt

„Bonn/Rhein-Sieg wird als „verschlafene, spießige Region ohne ,Puls’ wahrgenommen“, berichtete Wimmers. Für viele jüngere Menschen habe die Region kein attraktives Image. „In der touristischen Wahrnehmung liegt das Übergewicht auf der Stadt Bonn. Der Rhein-Sieg-Kreis hingegen wird viel zu wenig als touristisch attraktiv erkannt“, so der Professor. Für die Touristiker stelle sich insbesondere die Stadt Bonn als konzeptlos dar. Eine klare Vision, wo Bonn stehe, werde vermisst. „Der Stadt fehlt eine Identität wie sie andere Städte haben, und sie steht im ,Schatten’ von Köln“, heißt es im Masterplan.

Besucherrekord

Mit mehr als 3,1 Millionen Besuchern im Jahr 2019 haben Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis nach der aktuellen Beherbungsstatistik des Statistischen Landesamtes NRW

einen neuen Besucherrekord (plus 7,3 Prozent) zu verzeichnen. Die Zahl der Gäste-Ankünfte lag bei knapp 1,6 Millionen (plus 7,9 Prozent.). Im Durchschnitt blieben die Gäste 1,9 Tage in Bonn und 2,1 Tage im Rhein/Sieg-Kreis. In Bonn stieg die Zahl der Gäste-Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf mehr als 1,75 Millionen Übernachtungen. Ein Plus von 4,1 Prozent (1,36 Millionen) verzeichnete der Rhein-Sieg-Kreis. Deutliche Zuwächse gab es auch bei den Gäste-Ankünften. Die Zahl stieg in Bonn um 10,9 Prozent auf 945 671 und im Rhein-Sieg-Kreis um 3,8 Prozent auf 642 177. (wki)

Die Region muss sich künftig als besonders, dynamisch und mit einem klaren Image präsentierten. Aus den drei Eigenschaften ehemalige Bundeshauptstadt, Beethoven und romantischer Rhein müsse die Stadtgesellschaft ein Hauptmerkmal als Marke festlegen. „Während in vergangenen Zeiten viele Touristen schon allein deshalb in die Region kamen, weil Bonn Bundeshauptstadt war, ist das heute nicht mehr selbstverständlich: Die Region muss heute im Wettbewerb mit vielen anderen Destinationen um die Touristen werben und deshalb an ihrer touristischen Außenwahrnehmung arbeiten“, erklärte Wimmers. „Zu uns kommen immer wieder Gäste, weil sie eine Ausstellung oder ein Konzert besuchen wollen“, erzählte van den Elzen, die das Hotel Collegium Leoninum in Bonn leitet. „Bei der Abreise sagen diese Besucher dann oft, dass sie nicht wussten, das es in der Region so viel zu sehen gibt.“ Probleme gibt es laut Wimmers zudem mit der Verkehrsinfrastruktur. Immer wieder gebe es Klagen wegen der Erreichbarkeit des Flughafens. „An einigen Stellen muss die Stadt auch sauberer werden . Zudem gibt es zu wenig öffentliche Toiletten und Wegweiser zu den touristischen Angeboten“, nannte der Geschäftsführer weitere Kritikpunkte. Brauchtumsveranstaltungen wie Pützchens Markt oder der Karneval sollten noch stärker beworben werden.

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