Mit der Nähnadel zu mehr IntegrationJob-Projekt für Migrantinnen in Bonn vorgestellt

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Stolz präsentierten die Teilnehmerinnen die von ihnen genähten und gestalteten Kissen und Decken.

Stolz präsentierten die Teilnehmerinnen die von ihnen genähten und gestalteten Kissen und Decken.

Bonn – „Wir haben noch viele Ideen“, erklärt Siham Ajijo mit einem Lächeln. Sie nimmt mit neun Mitstreiterinnen an einem Integrationsprojekt teil, das der Verein für Gefährdetenhilfe (VFG) mit dem Jobcenter Bonn speziell für Frauen mit Migrationshintergrund entwickelt hat. „TiB – Textilaufbereitung in Bonn“ heißt das neue Angebot, bei dem Frauen gespendete Kleidung in Schuss bringen, Decken oder Kissen nähen und zusätzlich noch eine Sprachförderung bekommen. Ziel ist, das Selbstvertrauen der Migrantinnen, die schon seit Jahren in Deutschland leben, zu stärken und dafür zu sorgen, dass sie mehr am gesellschaftlichen Leben in ihrer neuen Heimat teilhaben.

Kaufhaus

Das Second-Hand-Kaufhaus des Vereins für Gefährdetenhilfe (VfG) an der Siemensstraße in Dransdorf wurde 2005 eröffnet. Es gibt Hausrat und Kleidung, Möbel, Elektroartikel, Kinderspielzeug, Bücher, Lampen, Platten und CDS. Geöffnet ist das Kaufhaus montags bis freitags von 10 bis 18.30 Uhr und samstags von 10 bis 15 Uhr. (wki)

„Das Projekt läuft sehr gut. Deshalb soll die Zahl der Plätze ab Februar auf 20 verdoppelt werden“, erklärte Ute Schwarz, Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt des Jobcenters. Die Standardangebote seien für diese Zielgruppe nicht passend gewesen. Deshalb sei im Juli das neue Integrationsprojekt im Second Hand Kaufhaus in Dransdorf gestartet worden.

„Mit Ehemännern und Söhnen gesprochen“

„Wir haben uns im Vorfeld überlegt, mit welchem Angebot wir Frauen mit Migrationshintergrund, die nicht aus ihrem häuslichen Umfeld herauskommen, erreichen können“, berichtet Bettina Fredebeul vom VFG. Dann habe man zuerst die Kompetenzen der Teilnehmerrinnen ermittelt, die in den Bereichen Hauswirtschaft, Familienfürsorge und Textilgestaltung liegen. „In Gesprächen mussten wir dann auch die Ehemänner und Söhne der Frauen von dem Projekt überzeugen“, erzählt die VFG-Mitarbeiterin.

Die Frauen waschen und bügeln die gespendete Kleidung, arbeiten sie auf und veredeln sie. „Sie nähen Knöpfe an, tauschen Reißverschlüsse aus, setzen Applikationen und Bordüren und gestalten Kleidung nach eigenen Vorstellungen“, so Kaufhausleiter Matthias Stein. In der Weihnachtszeit werden auch Kissen und Tischläufer gestaltet. Dafür erhalten die Teilnehmerinnen eine Entschädigung im Rahmen eines Ein-Euro-Jobs. „Die Frauen sind sehr kreativ und produktiv“, lobte Fredebeul. Acht von ihnen kommen aus Syrien, zwei aus dem Irak.

Um die Sprachförderung kümmert sich Fatima Abdelhadi vom „Bildungswerk interKultur“ aus Bad Godesberg. Sie hat die Frauen anhand der Sprachkenntnisse in drei Gruppen aufgeteilt. „Manche sind Analphabeten, andere haben eine Schule besucht“, sagte Abdelhadi, die auch als Dolmetscherin hilft. „Frauen, die nicht zur Schule gegangen sind oder dort schlechte Erfahrungen gemacht haben, haben Ängste oder Lernblockaden“, berichtet die Lehrerin. Das müsse sie bei ihrer Arbeit berücksichtigen. Uta Deutsch vom VFG, die das Nähprojekt betreut, erzählt, dass sich die Teilnehmerinnen sehr verändert haben: „Am Anfang waren sie scheu und ängstlich. Jetzt blühen sie richtig auf.“ Das ist auch bei Siham Ajijo zu spüren: „Zusammen mit den anderen zu arbeiten macht viel Spaß. Ich bin sehr froh , dass ich bei dem Projekt dabei bin.“

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