Musikpreis-DebatteIgor Levit erhält den Beethoven-Ring und gibt seinen Echo zurück

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Sie hatten sich schon mal Witze erzählt, jetzt zeichnete Stephan Eisel (r.) den Pianisten Igor Levit mit dem Beethovenring aus.

Sie hatten sich schon mal Witze erzählt, jetzt zeichnete Stephan Eisel (r.) den Pianisten Igor Levit mit dem Beethovenring aus.

Bonn – Dass Igor Levit, einer der renommiertesten Pianisten seiner Generation, zurzeit in den Hype um die fragwürdige Echo-Verleihung an die Rapper Kollegah und Farid Bang geraten würde, weil er als einer der ersten seinen Echo von 2014 zurückgegeben hat, war 2017, als ihn die Bürger für Beethoven (BfB) für den Beethovenring nominierten, noch nicht abzusehen.

Natürlich ging Walter Scheuerle, stellvertretender Vorsitzender der 1155 Mitglieder von „Bürger für Beethoven“, bei seiner Begrüßung und der Laudatio auf den 14. Preisträger darauf ein.

Mit Igor Levit wurde kein aufstrebender, junger Musiker, wie einst, geehrt, sondern ein profilierter Künstler. Hausherr Malte Boecker hob Levit als einen der „meinungsstärksten Künstler“ hervor. Stephan Eisel, der Vorsitzende der BfB, erinnerte anlässlich der Übergabe von Urkunde und Ring an eine gemeinsame Stunde beim Witze-Erzählen. Last but not least äußerte sich der Geehrte selbst glücklich über die Auszeichnung, die von keiner Jury kam, sondern aus den Reihen des Publikums.

Zeichen gegen Gleichgültigkeit

In seiner improvisierten Ansprache merkte er an, dass es keine Kunst sei, einen Preis wie den Echo zurückzuschicken. Er habe vielmehr bei besagter Preisverleihung den bis vor wenigen Jahren noch etablierten Konsens vermisst und mit der Rückgabe eines Preises, über den er sich sehr gefreut hatte, etwas in Bewegung bringen wollen.

Es ginge ihm darum, ein Zeichen gegen Gleichgültigkeit zu setzen – was die Ethik-Kommission der Echoverleihung offensichtlich übersehen hatte. Es sei einfach, so Levit, auf der Bühne Statements abzugeben, ihm käme es vielmehr darauf an; den alltäglichen Umgang miteinander zu hinterfragen. Dafür gab es Applaus!

Natürlich kam trotz der vielen gesprochenen Worte die Musik nicht zu kurz: Zum einen die dramatisch und nicht nur dynamisch kontrastreich angelegte Interpretation der „Pathétique“, Beethovens Sonate op. 13 in c-Moll, in der es Levit trotz großer energischer Ausdruckskraft nicht versäumte, die langsame Einleitung genießerisch auszudehnen. Nach dem temperamentvollen Ausbruch im Allegro, wirkte das Adagio wie eine Insel der Seligen, sehr verspielt folgte das Rondo. Nach der Pause schloss sich op. 22, die Sonate Nr. 11 in B-Dur an. Witz und Laune waren ebenso gut herauszuhören, wie gesangliche Grandezza und konzertanter Stil.

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