Neuer Stadtdechanant und MünsterpfarrerWolfgang Picken in Bonn ins Amt eingeführt

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Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki führte Wolfgang Picken ins Amt ein. 

Bonn – Sonntag am späten Nachmittag auf dem Bonner Marktplatz: Ein älterer Priester, erkennbar an der schwarzen Soutane, läuft, eine Hand zum Schutz gegen die Windböen vors Gesicht gehoben, in die Brüdergasse zur Remigiuskirche. Die Tür klappt im Windfang quietschend auf und zu, immer wieder kommen Menschen, wie vom Orkan hineingefegt, in das Gotteshaus. Gegen 17.30 Uhr, eine halbe Stunde vor Beginn des Pontifikalamts, ist kaum noch ein Stehplatz zu haben, so viele Christen wollen dabei sein, als der neue Münsterpfarrer und Stadtdechant Dr. Wolfgang Picken offiziell in seine Ämter eingeführt wird.

Die Remigiuskirche, die seit dem Sommer 2017 der wegen der Sanierung des Münsters heimatlosen Gemeinde St. Martin ein Dach gibt, ist am ersten Fastensonntag ohne äußeren Schmuck. Ein paar Kerzen brennen, das Licht ist gedämpft, als die Orgel erklingt und etwa zwei Dutzend Priester und Ministranten, begleitet von Ritterschaften, von Fahnenabordnungen einer Studentenverbindung und einer Schützenbruderschaft einziehen. Am Ende des Defilees Pfarrer Picken und Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

Premiere für Woelki

Für ihn ist es eine Premiere. Er habe bisher noch keinen Pfarrer in sein Amt eingeführt, das sei normalerweise Aufgabe eines Dechanten, sagt Woelki vor Beginn der Liturgie. Man mag sein Kommen daher als Zeichen der Wertschätzung für den Nachfolger des im Mai 2018 zum Rücktritt gezwungenen Wilfried Schumacher deuten. Der Erzbischof dankt unter Beifall allen, die in der Zeit der Vakanz in Pfarrei und Stadtdekanat gewirkt hatten, allen voran Pfarrverweser Alfons Adelkamp und dem stellvertretenden Stadtdechanten Bernd Kemmerling.

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Die vergangenen Monate, so der Kardinal später in seiner Predigt, seien für die Münstergemeinde nicht einfach gewesen, viele Christen seien voller Sorge gewesen, „manche sind darüber müde und schwach geworden“. Er macht auch klar, was für ihn der wichtigste Dienst eines Pfarrers und Dechanten ist: nicht die Teilnahme an Gremiensitzungen oder die Übernahme von Verwaltungsaufgaben, sondern die Verkündigung des Gottesworts und die Sakramenten-spendung. Zudem trage ein Stadtdechant mit dem Bischof Verantwortung in der Leitung der Kirche und solle dafür sorgen, dass die Anliegen des Oberhirten vor Ort präsent seien „und im Idealfall auch umgesetzt werden“.

Dank an Monsignore Schumacher

Vor dem Schlusssegen geht Oberbürgermeister Ashok Sridharan ans Pult und würdigt ausdrücklich Monsignore Schumacher, „der viel Gutes für unsere Stadt getan hat“. Lauter Beifall. Die Ereignisse um das Münster hätten die Gemeindemitglieder betroffen gemacht. In der Tat hat der Rücktritt Schumachers tiefe Gräben in Bonn aufgerissen, sein Nachfolger wurde offen angefeindet. Dazu der OB: „Ein Diskurs darf niemanden persönlich verletzen. Ich wünsche mir eine Stadtgesellschaft, die mehr mit- als übereinander redet.“

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Auch der evangelische Superintendent Eckart Wüster schließt sich dem Dank an Schumacher an, der die Ökumene gefördert habe. Die Zahl der Mitglieder in den beiden großen Kirche sinke deutlich, stellt der Pfarrer von Hersel fest und fragt dann, was „jede Kirche für sich regeln“ müsse „und was müssen wir gemeinsam angehen? Machen die Doppelstrukturen, die wir in unseren Kirchen vorhalten, auf Dauer noch Sinn?“

Die Kirche in Bonn, geht Stadtdechant Picken in seinem Schlusswort auf den Vorredner ein, stehe vor Veränderungen. Er, der Seelsorger, muss im Auftrag des Erzbischofs den sogenannten „Pastoralen Zukunftsweg“ gestalten, also auch Pfarrgemeinden zusammenführen, so wie er es in den vergangenen 15 Jahren als Pfarrer in Bad Godesberg getan hat. Er vertraue dabei auf die Chancen, die im Miteinander liegen, sagt Picken frohgemut: „Dieser Abend wird mich nachhaltig bestärken für das Kommende“.

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