Projekt des Vereins für GefährdetenhilfeObdachlose bildeten Chor mit FSJlern

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Marie Enganemben (l. mit Mikro) spornte Obdachlose und Suchtkranke sowie die FSJler zum Mitsingen an.

Marie Enganemben (l. mit Mikro) spornte Obdachlose und Suchtkranke sowie die FSJler zum Mitsingen an.

  • In Bonn gab es ein Gesangsprojekt für wohnunglose und suchtkranke Menschen
  • 25 FSJler der DRK Schwesternschaft Bonn nahmen an der Aktion teil
  • Die Beteiligten erzählen von ihren Erfahrungen miteinander

Bonn – „Ein Hoch auf uns“: Der bekannte Song von Andreas Bourani, der gemeinsam im Hof des Betreuungszentrums des Vereins für Gefährdetenhilfe (VFG) in der Quantiusstraße gesungen wurde, bildete den würdigen Abschluss für ein außergewöhnliches Projekt der Beethoven Academy und der DRK Schwesternschaft Bonn.

Jeder darf am kulturellen Leben teilnehmen

Im Rahmen eines Konzerts des „Punk-Pianisten“ Kai Schumacher und eines dreitägigen Gesangsprojekts wurde wohnungslosen und suchtkranken Menschen gleich zweimal ein musikalischer Genuss geboten, der normalerweise nicht zu deren Alltag gehört. Zum Abschluss sangen und feierten sie am Donnerstag mit 25 jungen Männern und Frauen, die bei der Schwesternschaft ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Angeleitet wurden der „Chor“ dabei von der Kölner Künstlerin und Pädagogin Marie Enganemben, die auch als FSJ-Botschafterin für die Bonner Rotkreuzschwesternschaft aktiv ist und für das Ehrenamt wirbt.

Die Idee zu dem Projekt hatte Torsten Schreiber, Intendant der Beethoven Academy: „Wir setzen mit der Aktion den Artikel  27 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte um. Danach hat jeder das Recht, am kulturellen Leben der Gemeinschaft frei teilzunehmen und sich an den Künsten zu erfreuen.“ Bei Dr. Frauke Hartung, Oberin bei der DRK-Schwesternschaft, rannte er offene Türen ein. „Wir haben uns überlegt, was wir unseren FSJlern vermitteln wollen. Bei dem Projekt lernen sie das Leben von Obdachlosen und Suchtkranken kennen. Das ist wichtig für ihre persönliche Entwicklungen“, betonte Hartung.

Vor allem Wertschätzung und Anerkennung sind wichtig

„Die Klienten berichten, wie es dazu kam, dass sie Drogen genommen haben. Das hinterlässt Eindruck bei den jungen Leuten“, so die Oberin. Die Mutter eines FSJlers habe ihr berichtet, wie der Sohn von den Erlebnissen und Eindrücken erzählt habe. Deshalb werde man das Projekt auch fortführen. Ferner seien gegenseitige Besuche geplant, um Gespräche zu intensivieren.

Mute

Die beiden Musikprojekte  stehen im Kontext von „MUTE – Musik und Teilhabe“, einem Projektschwerpunkt der Beethoven Academy, der dort seit dem Sommer 2018 realisiert wird. Bislang standen Senioren und Kranke im Mittelpunkt von MUTE,  nun wurden beim Verein für Gefährdetenhilfe erstmals Obdachlose und Suchtmittelabhängige  einbezogen.  (wki)

„Die Aktion ist für die Schwesternschaft außerdem ein Ansporn, noch mehr dafür zu tun, dass Menschen wieder in ihr normales Leben zurückkehren können“, betonte Hartung. Die Schwesternschaft hat laut Hartung knapp 2000 Mitglieder und 250 FSJler und ist in einem Bereich rund 100 Kilometer um Bonn herum tätig. „Es war schön zu sehen, wie die Scheu und die Berührungsängste von Tag zu Tag weniger geworden sind und mehr und mehr Klienten dazukamen“, sagte Schreiber. Für die Wohnungslosen und Suchtkranken sei vor allem die Wertschätzung und die Anerkennung wichtig. „Gesungen wurden Kölsche Lieder, Rocksongs und auch Stücke von Beethoven“, berichtet Enganemben.  

Die eigne Situation für ein paar Stunden vergessen

Die 19-jährige Nicole Kunst und der ein Jahr jüngere Florian Bongartz, beide FSJler, sind sehr angetan von dem Projekt.  „Es ist sehr berührend, ich kämpfe die ganze Zeit mit den Tränen. Die Leute freuen sich so und sind supernett zu uns“, sagte Kunst. „Während der drei Tage kamen immer mehr Menschen, um mitzusingen. Es war für sie auch eine Möglichkeit, ihre Situation für ein paar Stunden zu vergessen“, meinte Bongartz.

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„Dieses Projekt hat uns etwas für das ganze Leben gegeben. Wenn man sonst einen Obdachlosen sieht, hat man Scheu und sieht weg. Jetzt bin ich viel offener“, so die 19-Jährige, die sich dann aber mit ihrem Kollegen schnell wieder aufstellen muss. Marie Enganemben ruft zum nächsten Lied auf und ist gleich wieder voll in ihrem Element. Sie heizte als Vorsängerin mächtig ein und steckte alle Mitsänger mit ihrer Frohsinn an.  Die Künstlerin hatte mit den FSJlern einen Song erarbeitet, der natürlich auch gesungen wurde.

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