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Stühle geworfen, Ärztin geschlagenPatient der Bonner LVR-Klinik endgültig eingewiesen

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Hier ging der Patient auf Mitarbeiter los.

Bonn – Seine beste Freundin ist die Bundeskanzlerin. Mit Angela Merkel, aber auch anderen Prominenten pflege er einen guten Kontakt, sagt der junge Mann auf der Anklagebank fast ein wenig schüchtern. Tatsächlich ist der 27-Jährige bislang jedoch eher auf der Schattenseite des Leben gelaufen – und mehr in Kliniken zu Hause gewesen als auf Glamourparketten.

Bereits als Schüler hatte er psychiatrische Probleme, die durch Alkohol und Cannabis verstärkt wurden; seit neun Jahren wird er regelmäßig in der Bonner Landesklinik behandelt, meistens ein unauffälliger Patient. Bis er zum Gewalttäter wurde, der aggressiv Amok lief, sodass selbst gestandene Mitarbeiter Angst um ihr Leben hatten.

Ärztin mit der Faust ausgeknockt

Das Bonner Landgericht hat den 27-Jährigen am Mittwoch endgültig weggesperrt. Wegen seiner Gefährlichkeit wurde seine Unterbringung in einer Psychiatrischen Klinik angeordnet. Für die beiden Angriffe gegen Mitarbeiter der Bonner LVR-Klinik könne er strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden, da er wegen seiner schweren Erkrankung schuldunfähig gewesen sei, so der Kammervorsitzende Marc Eumann in der Begründung. Er habe nicht gewusst, was er tat.

So auch bei seinem Gewalt-Auftritt am 13. August 2018: An diesem Tag war der 27-Jährige aus eigener Initiative in die Klinik gekommen. Als dem Patienten gegen 18 Uhr im Raucherraum das Feuerzeug – ein verbotenes Utensil in der Klinik – von vier Mitarbeitern abgenommen werden sollte, kam es zur Eskalation. Der 27-Jährige warf Stühle und Tische gegen das Personal, drohte, mit einem eisernen Tischbein eine Mitpatientin zu erschlagen und kniff einem Pfleger, der ihn stoppen wollte, in den Unterleib. Die herbeieilende Stationsärztin wurde sofort mit einem Faustschlag ausgeknockt, sodass die 28-Jährige bewusstlos umfiel und sich dabei empfindlich verletzte. Vier Pflegern gelang es schließlich, den Wütenden zu fixieren und ihn ruhig zu stellen.

Zwei Jahre zuvor – im Februar 2016 – hatte es bereits einen ähnlichen Gewaltausbruch gegeben: Der Angeklagte, damals ebenfalls Patient, hatte drei Mitarbeiterinnen, die im Eingangsbereich der Klinik eine Pause machten, Cannabis angeboten. Als diese ablehnten, beleidigte er sie, zog einen schwarzen Stock und drohte ihnen, er werde sie „jetzt kaputt schlagen“. Die drei Krankenschwestern bekamen Angst, verschanzten sich in einem Raum. Aber der Patient verfolgte sie, schlug die Tür ein und jagte ihnen bis ins Stationszimmer nach. Der außergewöhnliche Aggressionsausbruch habe alle drei Frauen „ziemlich beeindruckt“, so Eumann – und das, obwohl das „Unnormale“ zu ihrem Alltag gehöre.

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