UnzuverlässigElektrobusse der Stadtwerke Bonn werden beim Hersteller nachgerüstet

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Die sechs Elektrobusse der Bonner Stadtwerke werden zurzeit nachgerüstet, um ihre Einsatzzeiten zu erhöhen.

Die sechs Elektrobusse der Bonner Stadtwerke werden zurzeit nachgerüstet, um ihre Einsatzzeiten zu erhöhen.

BONN – Angesichts drohender Dieselfahrverbote in den Innenstädten wird auch immer wieder die Forderung laut, den innerstädtischen Busverkehr auf Elektro-Antrieb umzustellen. Doch das ist derzeit kaum möglich, wie Erfahrungen der Stadtwerke Bonn (SWB) zeigen. Deren sechs E-Busse haben sich bisher noch nicht als zuverlässig genug erwiesen und werden zurzeit nachgerüstet, um ihre Verfügbarkeit zu erhöhen. „Eine kurzfristige komplette Umstellung der Dieseltechnologie auf Elektromobilität scheint derzeit nicht realisierbar“, erklärt Michael Henseler von den Stadtwerken.

Geplant ist, den Busfuhrpark der SWB Bus und Bahn bis zum Jahr 2030 komplett auf Elektrobetrieb umzustellen. Seit April 2016 sind sechs Elektrobusse im Liniennetz im Einsatz sein. Die Stadtwerke hatten nach einem europaweiten Ausschreibungsverfahren Fahrzeuge des Herstellers Sileo aus Salzgitter bestellt. Das Modell ist ein Zwölf-Meter-Standardbus und bietet Raum für 80 Fahrgäste. Vorausgegangen waren seit Juni 2013 Praxistests mit vier Fahrzeugen verschiedener Hersteller.

Batterien nachts im Batriebshof aufladen

„Die sechs E-Busse, die im Rahmen eines EU-Programms eingesetzt werden, haben wegen ihrer großen Batterien eine hohe Reichweite, so dass sie nur nachts im Betriebshof aufgeladen werden müssen und auf Zwischenladungen im Streckennetz verzichtet werden kann“, nennt Rolf Beu, Vorsitzender des Bonner Verkehrsausschusses, einen großen Vorteil der Fahrzeuge. Die Kölner Verkehrsbetriebe setzen dagegen laut Beu auf Modelle eines niederländischen Anbieters, die eine so geringe Reichweite haben, dass sie im laufenden Betrieb aufgeladen werden müssen. „Dadurch kommt es zu so ansonsten nicht notwendigen Standzeiten an den Endstationen. Diese sind für Verkehrsbetriebe unwirtschaftlich, da durch verlängerte Umlaufzeiten unter Umständen auf Linien ein zusätzlicher Bus mit entsprechend Personal eingesetzt werden müsste“, so der Grünen-Politiker. Trotzdem sind die Kölner Verkehrsbetriebe mit ihren Fahrzeugen im Großen und Ganzen zufrieden und wollen in den nächsten Jahren für rund 30 Millionen Euro weitere 50 Elektrobusse kaufen.

So überzeugt ist man von den E-Bussen in Bonn noch nicht. „Die sechs Busse, die im regulären Linienverkehr eingesetzt werden, liegen bezüglich der Verfügbarkeit noch deutlich unter den Dieselbussen“, betont Henseler. Rolf Beu kennt das Problem: „Wenn ein Dieselbus durch einen E-Bus ersetzt würde, müssten etliche Fahrten schlicht ausfallen. Auch aus diesem Grund wurden bei den Stadtwerken 2017 wieder ausschließlich Dieselbusse angeschafft.“

Batterie wird im Winter zum Problem

Ob in diesem Jahr Dieselfahrzeuge oder E-Busse gekauft werden, werden die Stadtwerke -Verantwortlichen mit dem Aufsichtsrat in der ersten Jahreshälfte entscheiden. „Grundsätzlich kommen unsere E-Busse sehr positiv bei unseren Fahrgästen an, die auch die ökologischen Aspekte erkennen und wertschätzen“, erläutert Henseler. Auch die Fahrgastkapazität werde als ausreichend bezeichnet. Die Verfügbarkeit müsse aber noch verbessert werden. So reduziere sich in den Wintermonaten zum Beispiel die Leistung der Batterie im Vergleich zum Sommer – das werde auch von anderen Verkehrsunternehmen bestätigt, die Elektrobusse testen. Die Busse der SWB werden derzeit in Zusammenarbeit mit dem Hersteller Sileo in der Werkshalle in Salzgitter nachgerüstet, um ihre Einsatzzeiten zu erhöhen. Endgültige Zahlen zur Verfügbarkeit der Fahrzeuge werden wohl erst zum Ende des EU-Projektes – voraussichtlich Mitte des Jahres – vorliegen.

Beu kritisiert, dass E-Busse von den großen nationalen Anbietern Mercedes-Benz, Evo-Bus und MAN, die ansonsten rund 90 Prozent aller in Deutschland eingesetzten Linienbusse produzieren, bisher gar nicht angeboten werden. „Anscheinend wollen Mercedes, Evo-Bus, und MAN ihre marktbeherrschende Stellung ausnutzen und zunächst ihre Investitionen für ihre Euro-6-Dieselbusse wieder hereinholen“, so der Grüne. Doch wie solle der Öffentliche Personennahverkehr zeitnah auf Elektro-Mobilität umgestellt werden, wenn es bis heute noch keine betriebstauglichen E-Busse gebe? „Da nutzen auch keine Investitionszuschüsse, wenn die Betriebskosten für die gegenwärtigen E-Busse sich als unwirtschaftlich hoch erweisen“, so der Grüne.

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