Sternsinger-Aktion in Alfter und BornheimWegen Corona steckt der Segen im Tütchen

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Kontaktlos muss die Sternsingeraktion in Zeiten von Corona ablaufen. Die drei Heiligen dürfen nicht klingeln.

Kontaktlos muss die Sternsingeraktion in Zeiten von Corona ablaufen. Die drei Heiligen dürfen nicht klingeln.

Alfter/Bornheim – „Wir hatten lange gehofft, dass es anders geht“, sagt Bernadette Molzberger, Pastoralreferentin der katholischen Kirchengemeinde St. Matthäus Alfter auf Nachfrage der Rundschau. Sternsingergruppen sollten coronakonform mit Abstand von Haus zu Haus gehen und wie in jedem Jahr ab dem 6. Januar den Segensspruch mit Kreide an die Haustüren schreiben und Geld für notleidende Kinder sammeln – so hatten es Molzberger und die Alfterer Messdiener geplant.

Doch der Lockdown macht jetzt endgültig einen Strich durch die Rechnung. Die Sternsingeraktion in den katholischen Pfarrgemeinden im Vorgebirge muss komplett kontaktlos ablaufen.

Niemand muss auf den Segen fürs Haus verzichten

Für viele Menschen sei dies sehr traurig, weiß Bernadette Molzberger, die Besuche von Caspar, Melchior und Balthasar gehörten für sie zum Jahresbeginn dazu und würden stets sehnsüchtig erwartet. Auf den jährlichen Segen muss aber dennoch niemand verzichten.

Das funktioniert ganz einfach: Bei den Pfarrgemeinden gibt man seine Kontaktdaten an, bekommt Aufkleber mit den Segenssprüchen entweder kontaktlos nach Hause geliefert oder kann sie in den Pfarrbüros abholen.

Auf den Aufklebern steht wie gewohnt mit Kreide der aktuelle Segensspruch 20*C+M+B+21. Es gibt allerdings noch eine weitere Variante: die Segenstütchen. Darin befinden sich die Aufkleber und ein geweihtes Stück Kreide. Damit können die Familien den Segensspruch selbst auftragen und zu Hause ein Gebet sprechen, erläuterte Bernadette Molzberger.

Bislang haben sich über das Alfterer Pfarrbüro rund 200 Haushalte für diesen „Service“ angemeldet. Im Vergleich zu den etwa 3000 Haushalten, die die Sternsinger-Gruppen jedes Jahr besuchen, sei das aktuell noch eine verschwindend kleine Zahl, so Molzberger.

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Auch in den anderen Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft Alfter, den drei Mittelgemeinden Gielsdorf, Impekoven und Oedekoven sowie in Volmershoven-Heidgen und Witterschlick läuft die Aktion 2021 wie beschrieben ab.

In den Bornheimer Pfarreien werden die Gläubigen in diesem Jahr ebenfalls keinen Besuch von den Sternsingern bekommen. Wer allerdings wenigstens das Sternsingerlied live hören möchte, der kann die Gottesdienste am Wochenende besuchen.

Zum Schlusssegen wird in den Mitgliedsgemeinden im Seelsorgebereich Bornheim–An Rhein und Vorgebirge das Sternsingerlied gesungen. Zudem wurde auf der Internetseite des Seelsorgebereichs eine digitale Spendendose eingerichtet. Mit einem Mausklick findet man alle Angaben zu den Spendenmöglichkeiten.

„Die Sternsingeraktion in den Gemeinden Dersdorf, Kardorf und Waldorf war immer eine große Aktion. Eine Aktion für Kinder und Jugendliche in der Welt, denen es nicht so gut geht, und eine Aktion für den Erhalt einer schönen katholischen Tradition“, schreibt Michael Wiewiorra für die Omlet-Runde – das Kürzel steht für ObermessdienerLeitungsTreff – im jüngsten Pfarrbrief.

Um die Tradition visuell umzusetzen, hat die Omlet-Runde gemeinsam mit der Jugendkirche „Himmel und Ääd“ von St. Joseph in Kardorf den Aussendungsgottesdienst mit Pfarrer Silvio Eick per Video aufgezeichnet. Die kleine, rund 15-minütige Messfeier ist über YouTube abrufbar.

„Nicht nur zusehen, sondern anpacken“

In diesem in der Kardorfer Kirche gefilmten Gottesdienst sprechen zwei Messdiener die Fürbitten und lesen jene Stelle aus dem Matthäus-Evangelium, in der sich die Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem aufmachen, um den neugeborenen König der Juden zu sehen. Pfarrer Eick segnet während dieser Messfeier auch die Aufkleber mit den mit Kreide beschrifteten Segenssprüchen.

Zwölf statt 1200

„#hellerdennje“ – unter diesem Motto wurde am 29. Dezember im Aachener Dom das 63. Dreikönigssingen eröffnet und im Fernsehen und im Internet ausgestrahlt. Ursprünglich sollten laut Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ 1200 Mädchen und Jungen mit Bischof Helmut Dieser mitfeiern, es durften am Ende nur zwölf Kinder dabei sein.

Im vergangenen Jahr waren in den deutschen Erzbistümern rund 300 000 Sternsinger unterwegs. Weltweit sammelten Kinder und Jugendliche rund 49 Millionen Euro an Spendengeld ein.

Jährlich können mit den Mitteln aus der Aktion rund 3000 Projekte für Not leidende Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa unterstützt werden. Beispielland 2020 war der Libanon, 2021 ist es die Ukraine. Um möglichst viele Spenden einzusammeln, wurde die Sternsingeraktion bis zum 2. Februar verlängert. (fes).

„Uns ist es wichtig, die Menschwerdung Gottes zu überbringen. Gerade die derzeitige Zeit drängt uns dazu, nicht nur zuzusehen, sondern anzupacken, auf dass Kinder und Erwachsene wieder Hoffnung haben. Wir können als Welt nur funktionieren, wenn wir gemeinschaftlich denken, wenn uns unsere Nächsten, seien sie in der Ukraine, in Afrika oder wo auch immer in dieser Welt, wichtig sind. In diesem Sinne möchten wir und die Messdiener alle ganz besonders herzlich einladen, um gerade in der Corona-Zeit in Zeichen zu setzen und dieses Zeichen nach Hause zu bringen“, erklärte Wiewiorra in der Aussendungsmesse, in der Messdiener auch das Sternsingerlied vorgetragen haben.

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