Entwicklungskonzept für SwisttalDas große Ganze statt nur Klein-Klein

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Mit rund 6500 Einwohnern ist Heimerzheim der größte Ort der Gemeinde Swisttal. Auch seine künftige Entwicklung soll mit einem Leitbild gesteuert werden.

Mit rund 6500 Einwohnern ist Heimerzheim der größte Ort der Gemeinde Swisttal. Auch seine künftige Entwicklung soll mit einem Leitbild gesteuert werden.

Swisttal – Die Gemeinde Swisttal will ihre drei zentralen Orte Heimerzheim, Buschhoven und Odendorf stärken. Dafür soll ein „Integriertes Städtebauliches Entwicklungskonzept Swisttal“ (ISEK) sorgen, das Diplom-Ingenieur Rainer Kalscheuer von der Deutschen Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) aus Bonn im Planungs- und Verkehrsausschuss vorstellte. Damit fiel der Startschuss für das Projekt, das auf dem Gemeindeentwicklungskonzept aus dem Jahr 2010 basiert und einige parallel laufende Untersuchungen wie das „DORV-Projekt“ rund um dem Toniusplatz in Buschhoven berücksichtigt.

Die Ausgangslage: Es geht darum, das Gemeindeentwicklungskonzept weiterzuentwickeln, zumal sich einige der damaligen Prognosen nicht bewahrheitet haben. So war man 2010 noch von einer rückläufigen Bevölkerungszahl ausgegangen und wollte auf den Bau weiterer Wohngebiete für junge Familien verzichten. „Doch genau das Gegenteil ist eingetroffen, und heute kommt die Gemeinde mit dem Bau von neuen Kindergärten und mit der Erweiterung von Grundschulen fast nicht mehr nach“, so Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU).

Jede Menge Fördertöpfe

Konkrete Projekte: Zugleich soll mit dem neuen Konzept eine Reihe von konkreten Projekten in Heimerzheim, Buschhoven und Odendorf angestoßen werden. Eines könne beispielsweise die Zukunft des Dorfsaals in Odendorf sein. Schließlich gebe es jede Menge Fördertöpfe von Bund und Land, die eine Gemeinde wie Swisttal für ihre Stärkung anzapfen könne, doch die setzten allesamt ein durchdachtes Konzept voraus, ergänzte Kalscheuer. Daher müsse man die Entwicklung des ISEK und seine Umsetzung als einen langfristigen Prozess ansehen, der durchaus sieben bis neun Jahre dauern könne. „Es geht darum, das große Ganze zu sehen anstatt immer nur Klein-Klein“, machte Kalscheuer klar.

Wichtig sei dabei auch der unvoreingenommene Blick von außen auf die Situation vor Ort. Projekte, die aus einem solchen ISEK entstehen, könnten mit hohen Zuschüssen rechnen, berichtete Kalscheuer aus der Erfahrung anderer Kommunen. Die Förderung schwanke dabei zwischen 50 und 80 Prozent. „Es werden nicht nur Projekte der öffentlichen Hand gefördert, sondern auch private Maßnahmen, wenn sie in das Konzept passen“, betonte der Planer.

Antrag bei der Bezirksregierung im September 2020

Beteiligung der Bürger: Neben mehreren öffentlichen Bürgerveranstaltungen soll es auch themen- und zielgruppenorientierte Werkstätten geben. So könnten beispielsweise die Gewerbetreibenden, Einzelhändler und Gastronomen die Wirtschaft im Blick behalten oder Vereine und Organisationen das dörfliche Zusammenleben diskutieren. Auch Streifzüge und Stadtspaziergänge seien geplant, die man mit verschiedenen Zielgruppen und Altersstufen durchführen könne. Gegebenenfalls werde man weitere Informations- und Beteiligungsformate aus der Taufe heben, etwa Internet-Blogs oder Fragebögen. Zunächst ist aber ein Strategieworkshop mit der Politik geplant, um die grobe Marschrichtung festzulegen.

Noch vor der Sommerpause soll es eine erste Bürgerveranstaltung für die Gesamtgemeinde geben, bei der das Projekt noch einmal näher erläutert wird. Die Bürgerschaft soll rund um den Planungsprozess eingebunden und die ersten Ergebnisse der städtebaulichen Bestandsanalyse vorgestellt werden. Gemeinsam wolle man darüber diskutieren, wo es noch konkreten Handlungsbedarf gibt und welche Perspektiven sich die Bürgerschaft für ihre Ortschaft vorstellen kann.

Zeitplan: Mitte des kommenden Jahres soll das Konzept fertiggestellt und im Gemeinderat beraten und beschlossen werden, bevor dann im September 2020 der Grundförderantrag für die darin enthaltenen Einzelmaßnahmen bei der Kölner Bezirksregierung eingereicht werden soll. Dieser Grundförderantrag beinhaltet auch einen Zeitplan mit Kosten- und Finanzierungsübersicht, denn natürlich könnten nicht alle Maßnahmen in einem einzigen Jahr umgesetzt werden. Hier müsse sich voraussichtlich die Politik noch einmal über eine Prioritätenliste Gedanken machen.

Werterhaltung: Beim ISEK seien auch allgemeine und überregionale Entwicklungen zu beachten wie gesellschaftliche Veränderungen. Die Sicherung der Grundfunktionen müsse ebenfalls im Fokus stehen, denn sowohl die Nahversorgung als auch Sozialdienstleistungen, Bildung und Gastronomie seien unabdingbar für das Funktionieren einer Gemeinde. Natürlich dürfe auch die demografische Entwicklung nicht außer Acht gelassen werden – soweit man das vorhersehen könne. Weiter wolle man sich mit dem Zustand und der Funktion der öffentlichen Räume beschäftigen und dabei Themen wie Baukultur und Werterhaltung ansprechen. Immer wichtiger werde auch der Aspekt des Klimaschutzes und der Klimafolgeanpassung, wofür Projekte zur Energieeinsparung und zur Verringerung von CO2 auf kommunaler Ebene beitragen könnten. Schließlich gehe es auch darum, strukturelle Anpassungsbedarfe zu ermitteln, denn auch die Bereiche Wohnen, Gewerbe, Handel, Gemeinbedarf und Bildung unterlägen einem ständigen Wandel.

Denkprozesse: Zwar gehe man mit der Idee an das ISEK heran, die drei zentralen Orte zu stärken, doch das sei nicht in Stein gemeißelt. Denn auch die anderen Ortschaften könnten bei Bedarf mit berücksichtigt werden. „Es handelt sich um einen wachsenden Prozess, und alle dürfen mitreden“, versprach Kalscheuer. Schließlich gehe es nicht nur um bauliche Veränderung, sondern auch um das Anstoßen von Denkprozessen und von sozialen und bürgerschaftlichen Initiativen. Doch eines könne man von vornherein ausschließen: „Traumschlösser werden keine gebaut.“ (jst)

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