Erstes Mahnmal für die FlutSwisttal-Odendorf weint, und die Menschen helfen

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Mario Krech (v.l.), Daniel Reuland und Klaus Jansen richten das Denkmal aus.

Swisttal – Trauer und Verarbeitung brauchen einen Ort. An dem Platz, den sich Klaus Jansen und seine Freunde für die Gedenktafel an die Flut in Odendorf ausgesucht haben, zwitschern an diesem Morgen die Vögel, und die Sonne scheint durch die Blätter der großen Bäume, die den alten Friedhof an der Alten Kirche in Odendorf säumen. Jenseits der Backsteinmauer ist der Orbach in seinem Betonbett nicht zu sehen, wohl aber die Schäden an den Gebäuden oder die Plätze, an denen vor der Flut Häuser standen.

„Ich stelle mir vor, wie die Sonne später durch die Glasplatte scheint, und die Zeichnung mit der Gedenkinschrift auf den Boden projiziert. Das Licht wird wabern wie Wasser“, schwärmt Jansen, der in Odendorf durch politische Aktivitäten und als Gemeindesportverbandsvorsitzender bekannt ist.

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Weinende Gebäude und eine Kette aus Helfern sind das Motiv des Denkmals in Odendorf.

Als er das Motiv für die Gedenkplatte – eine Arbeit von einigen Rheinbacher Glasfachschülern – das erste Mal sah, war er irritiert. „Es wirkt wie ein Karnevalsorden mit den tanzenden markanten Gebäuden aus dem Ort, wobei der Zehnthof und die beiden Kirchen Augen haben und Tränen vergießen. Das Motiv hat aber auch mich als Norddeutschen berührt.“

Inschrift ist ein Puzzle aus vielen Wortmeldungen

In den bunten Figuren erkennt er die Helfer, die in Eimerketten nach der Flut den Schlamm aus Wohnungen und Kellern schöpften. „Die Inschrift ist ein Puzzle aus etlichen Wortbeiträgen, die wir im Internet erhalten haben. Sie formen Zeilen, die wirken und ganz genau beschreiben, was die Menschen hier bewegt.“

Als die Handwerker Mario Krech und Daniel Reuland anrücken, ist die gesamte Vorarbeit bereits erledigt. Mit zwei anthrazit eingefärbten Betonplatten hat die eigentliche Gedenkstätte in präziser Absprache mit den Denkmalschützern des Landschaftsverbands und der Katholischen Kirche ihren Platz  in der südlichen Spitze des alten Friedhofs eingenommen. Ein schmaler Weg aus Pflastersteinen – nur etwas schmaler als die vom Hauptweg – führt dorthin.

Gedenktafel

Aus Glas wird die Gedenktafel für die Flut in Odendorf gefertigt. Sie ist von Glaskünstlern mit Verbindung zur Glasfachschule in Rheinbach entworfen worden. Die Zeichnung mit den markanten Gebäuden von Odendorf stammt von Sabrina Schumacher. Sie gehört mit Ricarda Kowalewski, Ramona Breuer, Tamara Kopelke und Ela Rohwetter zu dem privaten Initiatorenkreis für die Flut-Gedenk-Tafel in Odendorf um Klaus Jansen.

Damit die Tafel möglichst lange hält, wird sie aus Panzerglas hergestellt. Dazu bedarf es einer Spezialfirma, die die Odendorfer in Paderborn gefunden haben. Den Text haben Odendorfer in Versatzstücken beigesteuert. Er zeugt von Leid und Hoffnung. Zum Jahrestag am 14. Juli soll die Tafel zu sehen sein. Weil das aber mit der Glasplatte nicht sicher klappt, haben Jansen & Co. eine gleichgroße Tafel mit dem endgültigen Motiv anfertigen lassen. Sie ist von heimischen Handwerkern installiert worden und schon jetzt zu sehen. Am 14. Juli findet dann zunächst eine stille Gedenkfeier in Odendorf statt. Sie beginnt um 18 Uhr in der Katholischen Pfarrkirche St. Peter und Paul mit einem ökumenischen Gottesdienst, danach ist die Einweihung der Gedenkplatte vorgesehen.

„So ist die Platte selbst mit einem Rollator gut zu erreichen“, findet Jansen. Die beiden Handwerker packen vier Edelstahlstützen der Firma Zespa aus Euskirchen aus, deren Chef in Odendorf wohnt, und schrauben die eigentlichen Halterungen auseinander.  Improvisation ist gefordert.

Glasplatte provisorisch eingesetzt

Statt der Glasplatte soll eine 1:1-Kopie eingebaut werden, damit garantiert zum Jahrestag etwas zu sehen ist. Aber da sitzen die Löcher anders. „Die Glasfirma hat noch einmal neue Maße mitgeteilt“, entschuldigt sich Jansen. Kein Problem für die Profis, die erst einmal eine Aufstellprobe arrangieren und dabei feststellen, dass die Glasplatte wohl dicker sein muss, weil die gummigelagerten Halterungen ganz schön Spiel haben.

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Eine gute Stunde später sitzt alles, und der Jahrestag kann kommen. Auch für den hat die private Initiative um Jansen ein Konzept gemacht: Eine Gedenkfeier in der Kirche – sicherheitshalber, obwohl es trocken bleiben soll, und dann andächtige Musik sowie Worte der Geistlichen.

„Es wird einen Zug hierher zur Alten Kirche geben“, kündigt Jansen an: „Er wird da vorne den Weg hochkommen und hier zu der neuen Gedenkstätte führen.“ Und die ist, betont er, absolut privat ausgedacht und realisiert, damit keine Gruppe das Gedenken für sich vereinnahmen kann.

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