Gastpredigt neben dem TresorErnst Edelmann geht in Swisttal in den Ruhestand

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Pfarrer Ernst Edelmann

Pfarrer Ernst Edelmann hat die evangelische Kirchengemeinde in Swisttal mit aufgebaut und geprägt.

Swisttal – In der evangelischen Kirchengemeinde Swisttal geht in dieser Woche eine Ära zu Ende. Seit 1985 war Ernst Edelmann dort Pfarrer; am 1. Mai ist Schluss. Die feierliche Verabschiedung des Seelsorgers wurde aber auf den 4. Juli verschoben.

„Wichtig war mir stets, den Menschen nahe zu sein, aus der Freude des Evangeliums zu leben und sie weiterzugeben“, so Edelmann. Dabei fing alles recht abenteuerlich an. Seine erste Gastpredigt hielt er als Pastor im Hilfsdienst im Keller der örtlichen Bank, direkt neben dem Tresorraum. Die 1983 gegründete Kirchengemeinde verfügte im zweiten Pfarrbezirk weder über eine Kirche noch über ein Gemeindezentrum.

Alles von Grund auf aufgebaut

„Wir haben alles von Grund auf aufgebaut, es gab keine festen Traditionen“, erinnert er sich. Die Kirchengemeinde, deren Pfarrer er 1985 wurde, erwarb die vormals katholische Versöhnungskirche und das Melanchthonhaus in Buschhoven, in Odendorf wurde das Dietrich-Bonhoeffer-Haus als Gemeindezentrum neu errichtet. Kirchenchöre formierten sich, Kreise für Frauen, Senioren oder zum Bibelgespräch sowie Kirchenbauvereine entstanden.

„Mein Leitsatz war: nicht so viel kontrollieren und bevormunden, sondern motivieren, wertschätzen und auf die Stärken der Mitarbeitenden sehen. Ihnen den Raum geben, diese zu entfalten. Vertrauen ist für mich dabei das A und O“, betont Edelmann. Stets lagen ihm auch die Menschen am Herzen, die keinen so engen Bezug zur Gemeinde haben. Gespräche bei Taufen, Trauungen oder Beerdigungen waren dabei gute Gelegenheiten für den Seelsorger. Aber auch die Motivation derer, die sich engagieren, war ihm wichtig. Der „Luther-Fan“ schätzt die situationsbezogene Theologie des Reformators. Bei all dem durfte der Humor nicht zu kurzkommen, „schließlich ist das Evangelium eine frohe Botschaft“. So ließ er es sich nicht nehmen, bei einem Theaterstück zum Reformationsjubiläum in die Rolle Martin Luthers zu schlüpfen. Verwaltungsarbeit hat er hingegen eher ungern erledigt.

Ernst Edelmann (Jahrgang 1955) stammt aus dem Odenwald. Theologie studierte er in Oberursel, Heidelberg und Bonn. Edelmann ist verheiratet und hat fünf erwachsene Kinder und neun Enkel. In seiner Freizeit wandert er gerne, liebt die Gartenarbeit und sammelt Briefmarken und Münzen. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich intensiv auch mit wirtschaftlichen Themen. „Da wundern sich die Leute manchmal, dass ich darüber informiert bin.“

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Der feierliche Verabschiedungsgottesdienst (Anmeldung erforderlich) beginnt am Sonntag, 4. Juli, um 15 Uhr in der Kirche St. Katharina in Buschhoven. Er ist außerdem im Livestream zu sehen.

Gemeinde im Übergang

Bildungsarbeit, Supervision und Organisationsentwicklung gehören zu den Schwerpunkten von Anke Kreutz, die ab dem 1. Mai in der Kirchengemeinde Swisttal arbeitet. Sie übernimmt für maximal zwei Jahre als Pfarrerin im pastoralen Dienst im Übergang (PDÜ) und wird in dieser Zeit Gottesdienste feiern, taufen und beerdigen, mit den Konfirmandinnen und Konfirmanden den Glauben erkunden und den Gemeindealltag mitgestalten. Das 2017 im Rheinland eingeführte Pilotprojekt bietet Presbyterien die Möglichkeit, bei Freiwerden einer Pfarrstelle zunächst Perspektiven für die Zukunft zu entwickeln und dabei zugleich die pfarramtliche Versorgung sicherzustellen.

Kirchenkreis

Der Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel umfasst 13 Gemeinden: Meckenheim, Rheinbach, Swisttal und Wachtberg, die Erlöser-, Heiland-, Johannes- und Thomas-Kirchengemeinde in Bonn-Bad Godesberg sowie die Kirchengemeinden Euskirchen, Flamersheim, Bad Münstereifel, Weilerswist und Zülpich im Kreis Euskirchen. Hier leben knapp 50 000 evangelische Christinnen und Christen. (Bir)

Mit diesem Auftrag begleitet Kreutz die Kirchengemeinde darin, Perspektiven zu entwickeln. Im Kirchenkreis Bad Godesberg-Voreifel, zu dem Swisttal gehört, werden in Zukunft weniger Pfarrstellen als bisher besetzt werden können. Deshalb gilt es, Prioritäten zu setzen und eine engere, verbindliche Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden zu verabreden. „Gemeinsam werden wir herausfinden, welche Strukturen und Aufgaben für die Evangelische Kirchengemeinde Swisttal förderlich sind, um spätestens in zwei Jahren die Pfarrstelle im zweiten Bezirk mit verändertem Profil neu besetzten zu können“, sagt Anke Kreutz. Dann endet ihr Dienst dort.

Anke Kreutz (58) ist mit dem Rheinbacher Pfarrer Diethard Römheld verheiratet. Dort leben sie auch. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder. In ihrer beruflichen Laufbahn war sie in unterschiedlichen Funktionen tätig: In Oberhausen und Xanten wirkte sie als Vikarin und Gemeindepfarrerin, am Predigerseminar in Essen als Inspektorin, in der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland in Bonn als Leitende Pfarrerin und als Direktorin an der Evangelischen Landjugendakademie in Altenkirchen. (Bir)

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