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Geschäfte in ContainernSwisttaler Betriebe werden nicht auf die Straße gesetzt

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Heimerzheim Fronhof Wilfried Rang und Sarina Sabelfeld rom

Sarina Sabelfeld und Wilfried Rang am Fronhof in Heimerzheim

Swisttal – Das Erscheinungsbild des Heimerzheimer Fronhofs wird noch eine Zeit lang so bleiben, wie es aktuell ist. Eigentlich war der Abtransport der Container, die die Gemeinde den Geschäftsleuten im Ort zur Verfügung stellt, für den 30. Juni vorgesehen.

Allerdings stünden einige Unternehmer dann ohne Ladenlokal da, denn noch können nicht alle wieder in ihre durch die Flutkatastrophe im vergangenen Juli stark beschädigten oder gar komplett zerstörten Räumlichkeiten zurück. Deswegen bleiben die Container laut Wirtschaftsförderer Martin Koenen, bis endgültig geklärt ist, wer seinen wann verlässt.

Schneiderin und Floristin warten auf Wiedereinzug

Zu denjenigen, die noch nicht umziehen können, gehört auch Sarina Sabelfeld. Wann sie mit ihrer Änderungsschneiderei in ihr Lokal in der Kölner Straße zurück kann, steht noch nicht fest. „Ich warte auf den Vermieter“, erklärt sie. Denn im Laden müsse noch Laminat verlegt werden.

Das könne bis Ende des Monats knapp werden, verrät sie. Auch Floristin Roswitha Bell ist noch über den 30. Juni hinaus auf ihren Container angewiesen. In ihrem Ladenlokal am Fronhof gebe es noch ein paar Fehler zu beheben, bevor sie mit ihren Blumen und Pflanzen umziehen könne.

Unter anderem sei ein falsches Schloss verbaut worden: „Zum Beispiel schließt die Tür immer ab, wenn sie ins Schloss fällt. Dann müsste ich ja jedem Kunden wieder einzeln die Tür aufschließen.“ Für Bell sei es auch kein Problem, im Zweifelsfall noch in einen der anderen Container umzuziehen.

Doch es gibt auch andere Beispiele: Jens Ernesti gibt an, dass er den Container nicht mehr benötigt. Der Bestatter hatte dort so dekoriert, dass er Verabschiedungen in angemessenem Ambiente vor Ort anbieten konnte. „Abschied zu nehmen ist sehr wichtig für den Trauerprozess.“

Er sei froh, dass er das trotz der Ausnahmesituation nach der Flut weiterhin in Heimerzheim realisieren konnte. Auch die Änderungsschneiderei Özer möchte bis zum Ende des Monats wieder in ihren Laden zurück. Die Wiedereröffnung ist für den 25. und 26. Juni angepeilt. Es geht also voran im „Dörp“.

Die ungenutzten Container kommen aber nicht gleich weg, weiß Martin Koenen: „Aus logistischen Gründen kann immer nur eine gerade Anzahl abgebaut und transportiert werden. Erst wenn endgültig geklärt ist, wer seinen wann verlässt, können Termine mit der Firma vereinbart werden.“ Der Wirtschaftsförderer steht in engem Austausch mit den Betrieben. Das dadurch weiterhin weniger Abstellplätze für Autos zur Verfügung stehen, sei kein Problem: Klagen über zu wenige Parkmöglichkeiten habe es nur vereinzelt gegeben.

Angst vor zusätzlichen Kosten

Manche Unternehmer spekulierten in den vergangenen Tagen, dass zum 1. Juli dann die Kostenübernahme durch die Gemeinde nicht mehr weiterlaufen könnte. Wirtschaftsförderer Martin Koenen nimmt ihnen die Angst und versichert auf Anfrage der Rundschau: „Keiner muss Sorge haben, kurzfristig aus dem Container ausziehen zu müssen, da dieser abgebaut wird. Kosten fallen für die Betriebe weiterhin nicht an.“

Rückblickend ist sich der Wirtschaftsförderer sicher: „Trotz der enormen Belastungen durch Flut und Corona haben viele Betriebe nicht aufgegeben, was sehr erfreulich und keinesfalls selbstverständlich ist. Die kostenlose Nutzung von Containern hat dazu sicherlich beigetragen.“

Auch Wilfried Rang ist sich sicher, dass dieses Angebot der Gemeinde verhindert hat, dass der Ortskern von Heimerzheim ausstirbt. „Ich bin nach der Flut durch den Ort gegangen und hab mich aufgrund des katastrophalen Anblicks gefragt: ‚Geht jetzt hier alles kaputt?’“ Also hat er kurzerhand mit seiner Familie Plakate gebastelt und alle Geschäftsleute zu sich in die Fahrschule eingeladen. „Zu dem Treffen kamen dann 80 bis 100 Leute. Das war der Startschuss für die Container. Alle haben gesagt: ‚Ich mach mit!’“ Sein Credo war von Beginn an: „Aufgeben ist keine Option!“

Die Bürgermeisterin hielt Wort

Daraufhin trugen der Ur-Heimerzheimer sowie Stefan Lütke und Rene Keuk vom Gewerbeverein die Idee zur Gemeinde und zu Wirtschaftsförderer Koenen. Laut Rang war es Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner, die sich dafür eingesetzt hat, dass die Geschäftsleute die Container kostenfrei nutzen können. „Und sie hat ihr Wort gehalten“, lobt der Unternehmer, der zudem Martin Koenen für sein großes Engagement dankt: „Er war derjenige, der die Arbeit gemacht hat. Und nun hat er es wieder getan und jetzt können die Container weiterhin genutzt werden.“

Besonders freut sich Rang über den Zusammenhalt, den die Geschäftsleute am Fronhof auch heute noch beweisen. So sagt Georgios Karamanlidis, den alle nur „Jorgo“ nennen, den anderen Unternehmern gleich seine Unterstützung zu, falls der Toilettencontainer früher abgebaut wird. „Da kann man auch mal stolz drauf sein“, meint Rang.

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Karamanlidis hat aber auch selbst gute Neuigkeiten: Am 30. Juni will er seinen griechischen Imbiss am Fronhof wiedereröffnen. Der selbst organisierte Imbisswagen kommt dann weg, so dass die Leute auch wieder draußen auf der Terrasse sitzen können. „Da haben uns in letzter Zeit viele Heimerzheimer nach gefragt“, verrät er. Der zentrale Anlaufpunkts des „Dörp“ verändert sich also doch – zumindest ein wenig.

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