Nach Corona-FällenFruchthof Hensen aus Swisttal organisiert weitere Saison

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Rangierfahrten sind auf dem abgesperrten Hof möglich, mehr geht nicht. Verpacken und Verkauf sind untersagt.

Rangierfahrten sind auf dem abgesperrten Hof möglich, mehr geht nicht. Verpacken und Verkauf sind untersagt.

Swisttal-Mömerzheim – Irmgard und Ralf Hensen geben ihren Fruchthof in Mömerzheim und die Erdbeerernte nicht auf. Trotz der coronabedingten Quarantäne  haben sie in enger Abstimmung mit den Behörden Mittel und Wege gefunden, wie doch zumindest der größte Teil der Ernte noch eingebracht werden könnte. Seit bei 20 Mitarbeitern das Coronavirus festgestellt worden ist und die 323 Erntehelfer von Amts wegen festsitzen, um niemanden anstecken zu können, ist alles noch viel schwieriger. „Neben all den negativen Ereignissen rund um uns herum ist es sehr schön, dass alle Innendienstler und auch wir nicht infiziert sind“, teilte Irmgard Hensen der Rundschau auf Anfrage mit. So kann sie nun die Rettungsaktion organisieren.

Die große Ungewissheit ist der zweite Speicheltest, den das Kreis-Gesundheitsamt am Donnerstag bei allen Beschäftigten durchführen will, um sicher erkennen zu können, wer sich vielleicht noch an den bekannten 20 Virus-Trägern infiziert hat. Erst am Samstag soll es das Ergebnis geben, und vorher kann auch die Quarantäne nicht aufgehoben werden.

Etwa Hundert Mitarbeiter wollen bleiben und bei der Ernte helfen

„Wir haben unter den Helfern herumgefragt, wer nach dem zweiten Test – wenn er denn negativ ausfällt – noch bleibt“, berichtete  Hensen. Rund 150 Mitarbeiter wollen – wenn es denn erlaubt wird – abreisen. Etwa Hundert sind bereit, zu bleiben und bei der weiteren Ernte mitzumachen. Hensen kann aber nicht bis Samstag warten. Erdbeeren müssen mehrfach täglich geerntet werden, und der Markt ist umkämpft. Saison ist fast das gesamte Jahr über, und für gewöhnlich werden dazu auch immer wieder neue Pflanzen gesetzt.  Es geht also um mehr als nur das Ernten.

Farbige Armbändchen sollen dabei helfen, dass Arbeiter in verschiedene Gruppen klar getrennt werden.

Farbige Armbändchen sollen dabei helfen, dass Arbeiter in verschiedene Gruppen klar getrennt werden.

Aber die reifen Früchte haben Vorrang. Als erstes hat sich Hensen die Erdbeerplantagen in unmittelbarerer Nähe des Haupthauses vorgenommen und die Arbeiter neu in Gruppen eingeteilt. Farbige Bändchen wurden diesen Gruppen fest zugeordnet, so dass die Gruppenmitglieder immer dieselben  sind und nur immer mit denselben Leuten Kontakt haben. Jedenfalls sollen die Träger der blauen Bändchen denen mit roten Bändern nicht nahe kommen.

Jeder Plan muss auch mit den Behörden abgesprochen werden und kann nur umgesetzt werden, wenn eine schriftliche Genehmigung vorliegt. Alles andere wäre für die Zukunft des Hofs auch zu heikel. „Wenn uns letztlich wirklich 150 Leute bleiben sollten, die ernten können, würde das genau zur Anzahl der Wohncontainer passen“, erklärt Hensen. „Denn ich habe noch einmal gezählt, und wir haben inklusive der geliehenen Container 163 Stück.“ Das bedeutet: Der Hof kann jeden Helfer einzeln unterbringen. Dies würde die Infektionsgefahr weiter senken.

Die meisten Erntehelfer wohnten bislang zu zweit in Containern

Bislang wohnten die meist aus Rumänien stammenden Erntehelfer vorwiegend zu zweit in den Containern. Trotz der Einhaltung umfangreicher Corona-Schutzmaßnahmen war es zu der Infektion von mindestens 20 Angestellten gekommen – wie der Leiter des Kreis-Gesundheitsamtes, Dr. Rainer Meilicke, bereits am Montag vermutet, wegen der zusätzlich per Auto aus Rumänien angereisten Helfer.

Nun fehlen diese Kräfte. „Wir werden es sicherlich nicht mehr schaffen, alle Felder abzuernten“, schätzt Irmgard Hensen: „Daher kann es gut sein, dass wir das ein oder andere Feld freigeben.“ Damit meint sie, dass die Früchte Menschen überlassen werden sollen, die diese selbst pflücken  können. Ob das so sein wird, und wie das ablaufen kann, will Hensen in den nächsten Tagen entscheiden. „Dann würden wir auch etwas aufstellen zwecks Spenden.“

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Nun liegt es an den Behörden, wie fest die Quarantäneregeln den Hof in den Griff nehmen. Das Ordnungsamt der Gemeinde Swisttal war gestern noch mit einer Dolmetscherin bei den Erntehelfern, um ihnen die Quarantäneregeln ganz genau zu erklären.

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