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SwisttalFlut trifft Burg Heimerzheim schwer – Gäste aus der Luft evakuiert

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Die Burg Heimerzheim 

Die Burg Heimerzheim 

Swisttal – An der Burg Heimerzheim ist auch fast zwei Wochen nach dem Unwetter noch gut zu erkennen, wie schlimm sie das Wasser in der Flutnacht getroffen hat. Von der Brücke über den Graben war am Donnerstag, 15. Juli, nichts mehr zu sehen, ebenso wenig von den Autos, die im Hof parkten. Die schlammigen Wassermassen waren bis auf 2,50 Meter gestiegen. Im Pavillon wüteten die Wassermassen am ärgsten – Hotelgäste wurden dabei nicht verletzt.

Acht Übernachtungsgäste waren in der Nacht von Mittwoch, 14. Juli, auf Donnerstag in dem Bau aus dem Jahre 1300 untergebracht. Antonius Freiherr von Boeselager war selbst nicht vor Ort, aber eine seiner Mitarbeiterinnen, Gundula von Jordans. Er berichtet, dass sie die Gäste aus ihren Zimmern geholt und im Haupthaus in Sicherheit gebracht habe, nachdem das Wasser die Burg eingeschlossen hatte. „Zunächst kam das Wasser über die Viehtrift und überschwemmte den Parkplatz vor der Burg“, schildert der Burgherr die Ereignisse: „Anschließend kam es auch von der Swist her, der Pegel stieg gefährlich schnell an.“

Erst am Morgen wurde die Lage wirklich klar

Seine Mitarbeiterin und die Gäste agierten angesichts der Flut besonnen und passierten die Brücke zum Haupthaus, bevor auch diese im dunklen Nass verschwand. Als das Wasser an der Hintertür des Hauses ankam, brachten sie gemeinsam noch alles in die erste Etage, was greif- und tragbar war. Als der Boden im Erdgeschoss bedeckt war, stoppte das Wasser endlich.

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Erst am Donnerstagmorgen begriffen die Eingesperrten das Chaos, das die Flut angerichtet hatte und nun vom Tageslicht offengelegt wurde. Die Burg war von den Wassermassen eingeschlossen. Drei Gäste benötigten medizinische Betreuung, sie wurden am Donnerstagmittag mit einem Hubschrauber ausgeflogen. Dabei wurden sie von der Wiese hinter dem Haupthaus per Seilwinde hochgezogen, zumindest dort hatte sich das Wasser bereits zurückgezogen. Die restlichen sechs Personen blieben zurück. Erst am Freitag konnten sie die Burg wieder verlassen.

„Die Erlebnisse der Nacht und auch vom Donnerstag haben uns zusammengeschweißt, wir waren in dem Moment wie eine Familie, die zusammenarbeitet“, berichtet von Jordans, nachdem sie anderthalb Tage mit den Gästen eingeschlossen in der Burg verbracht hatten. „Panik hatten wir nicht. Man verfällt in einen Modus, in dem man nur noch agiert und kaum noch denkt.“

Spezialisten des Denkmalschutzes untersuchen den Schaden

Um die historischen Teppiche, Kunstwerke und auch das Mobiliar, beispielsweise aus der Kapelle, zu sichten, kamen Spezialisten des Denkmalschutzes aus Aachen und Brauweiler. Die Teppiche wurden mitgenommen, um zu retten, was zu retten ist.

Der Blick in die Hotelzimmer war nach der Flut erschütternd. Der Schlamm hatte sich in allen Zimmern in der unteren Etage festgesetzt. Das Mobiliar war zerstört, die Räume müssen laut von Boeselager entkernt werden. Dabei war das Hotel erst vor wenigen Jahren grundsaniert, die Bäder in jedem Zimmer von Grund auf erneuert worden. Burgherrin Ilka von Boeselager erklärte: „Es wird sicher eine Weile dauern, das alles wieder herzurichten, aber die Leute im Ort hat es viel schlimmer getroffen. Unser Mitgefühl gilt den Heimerzheimern.“

Wachtberg

Die Wasserburgen in Wachtberg sind laut Gabriele Freifrau von Loe „mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Die Burgherrin der Burg Adendorf berichtete, dass bei ihr und in Burg Gudenau die Maßnahmen, die nach dem letzten schweren Unwetter 2016 getroffen worden waren, gewirkt hätten. An der Burg Odenhausen pumpte die Feuerwehr den Graben ab. Das bewahrte das Gut von Besitzer Wolfgang Vieten vor Schlimmerem. (rom)

Doch nicht nur die Zimmer, auch der Frühstücksraum, die Lounge und die Veranstaltungsräume sind hinüber, genauso wie der Pavillon vor der Burg. Dort zerstörten die Wassermassen die dicken Fenster, gruben sich unter den Boden und hoben selbst den Estrich aus. Die Flut hatte so viel Kraft, dass die schlammigen Massen sogar einen Stuhl in die Decke des Pavillons rammten. „Zum Glück haben wir eine Elementarversicherung, sonst wüsste ich nicht, was ich tun würde“, erklärte Antonius von Boeselager beim Anblick der meterhoch herausstehenden Dielen. Am Hotelbetrieb will er weiter festhalten und alles wieder herstellen. „Mein größter Respekt gilt dem THW in Porz“, fügte er hinzu: „Die Mitarbeiter haben den Burggraben ganze 34 Zentimeter abgepumpt, ohne diese Hilfe stünde das Wasser jetzt immer noch im Keller.“

Wie schlimm die Burg wirklich getroffen worden ist, wird sich vermutlich erst zeigen, wenn alles getrocknet ist und mögliche Schäden am historischen Mauerwerk gesichtet werden können.

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