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Swisttal-OdendorfVerein „Leben mit Autismus“ eröffnet Eiscafé

Lesezeit 3 Minuten
Unter Leitung des Vorsitzenden Peter Schumacher ging die Eisdiele an den Start. Lina (3. v. l.) hilft mit.

Unter Leitung des Vorsitzenden Peter Schumacher ging die Eisdiele an den Start. Lina (3. v. l.) hilft mit.

Swisttal-Odendorf – Genauso hatte sich Jannis Kasiaras das vorgestellt: „Ich bin richtig glücklich, dass es so gelaufen ist. Von der ersten Minute an hatten wir viel Zuspruch, der die ganze Zeit nicht abreißt und trotzdem immer in einem für uns verträglichen Umfang bleibt.“ In seiner ehemaligen Geschäftsstelle in der Odinstraße 17 in Odendorf eröffnete der Verein „Leben mit Autismus“ eine integrative Begegnungsstätte der besonderen Art, die Kasiaras als angehender Betriebswirt zusammen mit Birgit Pahlke leitet.

Einsatz je nach individuellen Fähigkeiten

In dem Eiscafé mit Frühstücks-Bistro sollen künftig Menschen mit und ohne Behinderung miteinander arbeiten. Ein weiteres Projekt des Vereins, mit dem die Integration gehandicapter Menschen in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft insgesamt gefördert werden sollen. Wobei sich die Bemühungen nicht nur auf Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung beschränken, sondern auf weitere Arten der Behinderung, wie der Vereinsvorsitzende Peter Schumacher versichert.

Die integrative Begegnungsstätte ist eines von mehreren Vorhaben des Vereinsprojekts „Miteinander arbeiten“, zu dem auch ein Copyshop sowie ein Werkstattprojekt mit Holzprodukten in Odendorf gehört. Bei allen Projekten stehen nicht der Umsatz oder der finanzielle Gewinn im Vordergrund, sondern die Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Behinderung sowie der Abbau von Schwellenängsten.

Der Verein

„Leben mit Autismus e. V.“ wurde 2009 von Eltern, Angehörigen, Sorgeberechtigten, Freunden und Fachleuten in Bonn gegründet. Heute ist er ein fester Bestandteil der Hilfsangebote im Bereich Bonn, Rhein-Sieg-Kreis und der Eifel. Die Mitglieder treten dem Mangel an Therapieplätzen entgegen und schaffen selber Angebote zur Förderung, Integration und Erholung autistischer Kinder. (Bir)

Drei bis vier als ehrenamtliche Betreuer von Menschen mit Handicaps ausgebildete Mitglieder des Vereins kümmern sich als fest angestellte Mitarbeiter um den geregelten Ablauf. Hinzu kommen sieben Menschen mit Handicaps aller Art, die sich hier als Minijob ein Zubrot verdienen und zudem einen ersten Schritt in den ersten Arbeitsmarkt wagen. „Hier lernen Sie den Umgang mit Kunden ebenso wie das Einfügen in Arbeitsabläufe“, weiß Schumacher. Dabei sei es ganz wesentlich, dass jeder nach seinen individuellen Fähigkeiten eingeschätzt und eingesetzt werde, denn nur so könne er die zu ihm passende Aufgabe finden.

Das könne in den Vorbereitungsarbeiten ebenso sein wie im Service oder bei der Reinigung nach Feierabend. Für die Einteilung seien unter anderem die fest angestellten Mitarbeiter zuständig, die von einer angehenden Sozialpädagogin unterstützt werden.

Über ein halbes Jahr lang haben Handwerker die ehemalige Geschäftsstelle des Vereins renoviert und umgebaut. Unter anderem wurden Wände eingezogen und barrierefreie Toiletten eingebaut. Das künftige Frühstücks-Bistro, das derzeit wegen der Corona-Vorschriften noch nicht genutzt wird, erhielt eine neu verblendete Fensterfront, darin wartet die große Eistheke auf Kundschaft. Hier gibt es nicht weniger als 16 Sorten Eis, die von der „Gelateria Luissimo“ in Köln in Handarbeit hergestellt und täglich frisch in einem Kühlwagen nach Odendorf gebracht werden, wie Lieferant Lars Wilmsen versichert.

Wert auf Nachhaltigkeit gelegt

Auch auf die Nachhaltigkeit wird Wert gelegt, denn statt Plastik gibt es essbare Eislöffel in verschiedenen Geschmacksrichtungen sowie biologisch abbaubare Becher und Trinkhalme.

Derzeit gibt es lediglich einen Thekenverkauf sowie eine Außengastronomie mit einem Dutzend Sitzplätzen ohne Bedienung, die durch einen niedrigen Zaun von der Straße abgetrennt sind. Geöffnet ist täglich zwischen 11 und 19 Uhr, nach den Sommerferien soll es zudem einen Frühstücks-Service für Arbeitnehmer und Schüler geben. Ab Herbst sind auch Kunstausstellungen, Spieleabende und Vereinstreffs geplant. Auch hierfür hofft der Verein um den engagierten Vorsitzenden Peter Schumacher auf ebenso regen Zuspruch wie bei der Eröffnung.

Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) verteilte Eis und auch weitere Vertreter fast aller im Gemeinderat vertretenen Fraktionen sicherten dem Verein zum Start des neuen Projekts ihre Unterstützung zu.

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