Tagung des Förderkreises LandwirtschaftFlut war der „GAU“ für Swisttals Landwirte

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Ernteausfälle als Flutfolgen waren auch Thema bei der Tagung des Förderkreises Landwirtschaft.

Ernteausfälle als Flutfolgen waren auch Thema bei der Tagung des Förderkreises Landwirtschaft.

Swisttal-Heimerzheim – „Das war der GAU! Wir hatten schon öfter Wasser auf unseren Äckern, doch diesmal war es extrem.“ Klare Worte fand Landwirt Friedrich von Scherenberg. Er hatte auf seinen Hof bei Heimerzheim zur 31. Tagung des Förderkreises Landwirtschaft (FKL) eingeladen, dem die Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg, die Kreisstelle der Landwirtschaftskammer NRW, die Landfrauenvereinigung sowie die Verbände Landwirtschaftlicher Fachschulabsolventen angehören. Neben zahlreichen Bauernkollegen beschäftigten auch Bürgermeister und Kommunalpolitiker sowie Landrat Sebastian Schuster die Auswirkungen der Flutkatastrophe.

Scherenbergs Ackerbetrieb war besonders stark betroffen, weil er sowohl an die Erft als auch an die Swist grenzt: „Noch heute stehen einige unserer Felder unter Wasser.“ Alles sei reif gewesen, nach drei Dürresommern habe eine gute Ernte auf den Feldern gestanden, nun seien von 50 Hektar 15 vernichtet und die Böden stark geschädigt worden, so der Landwirt weiter.

Froh über nicht elektrifizierte Technik

Er schilderte auch, wie er und seine beiden Söhne und seine Mitarbeiter mit Traktoren Menschen retten und evakuieren konnten, Straßen freigeräumt und Müllberge, die auch auf seine Felder geschwemmt worden waren, beseitigt hatten. „Ich bin froh, dass unsere Technik noch nicht elektrifiziert ist und unsere Maschinen noch mit Diesel angetrieben werden, sonst hätten wir spätestens nach zwei Tagen nicht mehr helfen können, weil wir die Batterien nicht mehr aufladen könnten“, erklärte Friedrich von Scherenberg. So gelang es ihm und seinen Helfern, Menschen mit dem Radlader aus den obersten Etagen der Häuser zu heben und zu retten.

Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner (CDU) dankte den Landwirten für ihre tatkräftige Unterstützung an den Katastrophentagen: „Solch ein Engagement, das kann ich nicht oft genug betonen, ist nicht selbstverständlich! Ohne Ihre Hilfe wären noch mehr Menschenleben zu beklagen gewesen.“

Schulterschluss beim Klimaschutz

Um beim Klimawandel gegenzusteuern, gelte es, gemeinsam Maßnahmen zu ergreifen, darin waren sich alle einig. Landrat Schuster warnte aber davor, die Landwirtschaft als „alleinigen Sündenbock“ zu brandmarken: „Wir sind auf allen lokalen Ebenen aufgerufen, ein ,Weiter so‘ kann es nicht geben, das müssen wir auch bei der Neuaufstellung des Regionalplanes 2022 berücksichtigen.“ Schuster regte einen Runden Tisch zum gemeinsamen Austausch an. Dieses Angebot nahm Johannes Brünker, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Bonn/Rhein-Sieg, wohlwollend an: „Hierzu stehen wir bereit. Intelligente Lösungen sind nötig, wichtig ist es, dass auch auf die Erfahrungen der Landwirte zurückgegriffen wird.“

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Johannes Brünker und Friedrich von Scherenberg appellierten schließlich, die heimische Landwirtschaft zu unterstützen und forderten Einzelhandel und Verbraucher auf, faire Preise zu erheben und zu bezahlen. „Wenn wir ressourcenschonend und nachhaltig produzieren wollen, brauchen wir einen gesamtgesellschaftlichen Rückhalt“, meinte Brünker.

„Corona zeigt uns, wie abhängig wir vom Weltmarkt sind. Wenn die Bürger nervös werden, weil sie kein Klopapier mehr bekommen, dann möchte mich nicht wissen, wie nervös die Bürger erst werden, wenn sie kein Brot mehr bekommen“, mahnte von Scherenberg und ergänzte: „Sie können eine Weizenpflanze nicht aufpusten, sie muss lange wachsen.“ Dies gehe nur mithilfe von Pflanzenschutzmitteln, dazu zähle auch Glyphosat. Dieses Mittel vernichte laut von Scherenberg lediglich unerwünschte Pflanzen, aber nicht wie andere Pestizide auch Insekten. „Der Mainstream ist hier leider gegen uns, wir sind nur eine kleine Wählergruppe, aber wir ernähren alle Wähler.“

Politisch gewollt sei jetzt auch die Anlage von Blühstreifen für Insekten an Ackerrändern: „Wenn wir allerdings Flächen an die Allgemeinheit abgeben sollen, wollen wir dafür auch Geld bekommen, denn wir leben nun einmal von der Landwirtschaft“, meinte von Scherenberg.

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