Trotz CoronaErntehelfer aus Rumänien sind zurück in Swisttal

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Erntehelfer aus Rumänien sind zurück in Swisttal PIC

Erntehelfer setzen Erdbeerpflanzen ein.

Swisttal – Die ersten Erntehelfer aus Rumänien sind zurück. Irmgard Hensen vom Fruchthof Hensen in Swisttal-Mömerzheim ist erleichtert. Die Einreise von 15 Helfern, die fast alle aus Rumänien mit dem Auto kamen, habe reibungslos funktioniert. „Sie haben alle einen negativen Test mitgebracht und werden auch hier noch einmal getestet“, sagt sie. Nun haben die Betreiber alles vorbereitet, damit die nächste Ernte klappt. „Wir hätten Platz für maximal 400 Erntehelfer, aber das wäre sicherlich zu viel, vor allem eben wegen Corona“, sagt Irmgard Hensen. Die 15 Helfer reichten vorerst aus. Erst ab März würde sie das Erntepersonal aufstocken, auf 30, 50, und ab April dann deutlich mehr. „Ich glaube nicht, dass es wegen Corona Personalprobleme geben wird“, schätzt sie.

Die firmeneigenen Wohncontainer sind ein weiteres Mal verbessert worden. In jedem soll nur ein Arbeiter wohnen. Die Zahl der Duschen wurde noch einmal erhöht. Das soll die Möglichkeiten, sich unnötig zu begegnen, deutlich reduzieren. „Wir sind gerade auf der Suche nach noch mehr Containern und wollen sie so aufstellen, dass wir Gruppen isolieren könnten, falls noch einmal Corona ausbrechen sollte“, sagt die Chefin.

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Derweil geht die Arbeit in den Gewächshäusern voran. Vor allem wird aufgeräumt, gekehrt. Aber die Pflanzen benötigen auch viel Betreuung. Erdbeeren ranken und müssen dabei dirigiert werden, um Platz beim Ernten zu haben. Auch Bienen sind zu verteilen, damit alle Pflanzen bestäubt werden. In einem Gewächshaus werden gerade frische Pflanzen gesetzt.

Arbeit mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz

An der Pflanzstraße wird mit Mund-Nasen-Schutz gearbeitet. Mit ausreichend Abstand nehmen sich die Arbeiter die „Pflanz-Baks“, erklärt Hensen, vor. Das sind längliche, mit Erde gefüllte Pflanztöpfe, in die eine Maschine zunächst Pflanzlöcher stanzt. „Das ist ein spezielles Substrat. Die Mitarbeiter setzen die Pflänzchen fest in die Löcher hinein. Der ,Erdbeerexpress‘ fährt die Pflänzchen anschließend in die entsprechende Abteilung des Glashauses, wo sie von anderen Mitarbeitern in Empfang genommen und auf den hängenden Stellagen positioniert werden.“ Dieser „Erdbeerexpress“ ist ein kleiner Traktor mit drei oder vier Anhängern. Im Glashaus werden die Baks an eine computergesteuerte Überwachung angeschlossen und angegossen. Der Computer weiß dann genau, wo die Temperatur nicht stimmt, zu wenig Wasser geflossen ist oder Dünger fehlt. Die Technik sendet bei Bedarf einen Alarm aufs Handy von Ralf Hensen. „Damit den wertvollen Pflanzen und später den Früchten nichts passiert und sie immer gut gedeihen und wachsen und reifen“, erklärt die Inhaberin.

Corona-Fall 2020

323 Helfer auf dem Fruchthof der Familie Hensen in Swisttal-Mömerzheim hatten sich nach einem Corona-Ausbruch... testen lassen und etliche Tage in Quarantäne verbringen müssen. 23 von ihnen waren mit dem Virus infiziert. Bei einer Massentestung wurden 19 Infizierte erkannt. Bei einer weiteren Testung Tage später weitere drei Erntehelfer.

Geduld, bis zum letzten Test zu warten, hatten aber nicht alle Erntehelfer, die meist aus Rumänien stammten. 124 von ihnen reisten mit ihren Autos unerlaubt ab. Der Landkreis hatte bereits einen Flug und eine Überführung der Fahrzeuge vorbereitet. (mfr)

Spritzen müssen die Hensens hier nichts. „Wir setzen im geschützten Anbau überwiegend auf den Einsatz von Nützlingen.“ Marienkäfer, Encarsia (eine Wespenart) oder Swirski (Raubmilben) zum Beispiel. „Es gibt bei den Erdbeeren natürlich immer irgendwelche Schädlinge, die man nicht gebrauchen kann, weil sie etwa die Frucht verletzen. Damit wir nicht – wie das früher der Fall war – mit Pflanzenschutzmitteln anrücken müssen, um die Parasiten zu bekämpfen, setzen wir natürliche Feinde des Erdbeerschädlings ein“, so die Leiterin des Hofbüros. „Diese kleinen Tierchen müssen alle von Hand ausgebracht werden – auf die Pflanzen oder in die Pflanzerde. Dies geht natürlich nur im geschützten Anbau, da die Tierchen sonst auch auf die Nachbarparzellen spazieren und gar nicht mehr da bleiben, wo sie nützlich sein sollen. Darum liegt der Preis von Früchten aus dem geschützten Anbau auch höher als der für Freilanderdbeeren. Die Kosten sind nicht gerade gering. Ein Imker bringt die Bienenvölker zum befruchten der Pflanzen vorbei. Auch Hummelvölker dürfen sich hier tummeln. Ein Lohn für all die Arbeit und den Aufwand ist der Geschmack, findet die Bäuerin.

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