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Von Bornheim bis MeckenheimSo verlief der Start des digitalen Impfpasses

Lesezeit 6 Minuten
Pharmazie-Praktikantin Dagmar Corbin erstellt ein digitales Impfzertifikat.

Pharmazie-Praktikantin Dagmar Corbin erstellt ein digitales Impfzertifikat.

Meckenheim – Für Sven Goebel und sein Team von der Löwen-Apotheke in der Meckenheimer Altstadt war es ein spannender Moment, als der Zugang zum Apothekenportal am Montagmorgen nur 20 Minuten vor Geschäftsöffnung freigegeben wurde – genau um 7.40 Uhr. „Wir mussten uns ganz schnell mit dem Programm vertraut machen und neue Passwörter hinterlegen“, beschrieb Goebel das Prozedere. Als das erledigt war, habe man loslegen und sich um die ersten Interessenten kümmern können. Die Nachfrage war nicht nur in Meckenheim erwartungsgemäß groß nach dem digitalen Impfpass, der für vollständig geimpfte Bürgerinnen und Bürger auch in Apotheken ausgestellt wird.

Mit dem Nachweis auf dem eigenen Handy soll unter anderem das Reisen innerhalb Europas oder der Besuch von Restaurants und Geschäften einfacher werden. In die Apotheke mitgebracht werden müssen der gelbe Impfpass oder eine Bestätigung aus dem jeweiligen Impfzentrum sowie der Personalausweis.

Bei Sven Goebel war die Nachfrage bereits am ersten Tag groß. Die Schlange der Interessenten sei seit Öffnung der Apotheke nicht abgerissen, berichtete der Inhaber am frühen Nachmittag. Um das Covid-19-Impfzertifikat anzufertigen würden personenbezogene Daten an das Robert-Koch-Institut übermittelt und abgeglichen, das daraufhin einen sogenannten QR-Code an die Apotheke zurückschicke. Da es um persönliche Daten gehe, sei ein Nebenraum „umgewidmet“ worden. An einem speziellen Arbeitsplatz könnten die Kunden dort „etwas diskreter“ bedient werden, als es an den normalen Kassen möglich gewesen wäre, so Goebel.

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„In der ersten Stunde war das Portal offenbar überlastet, aber mit Geduld hat es geklappt“, schildert es der Apotheker. Der Fachmann rät seinen Kunden, sich den QR-Code als Ausdruck mit nach Hause zu nehmen und sich in Ruhe mit dem Einscannen zu beschäftigen.

Weitere Apotheken folgen

Andere Meckenheimer Apotheken stehen in den Startlöchern, beispielsweise in der Heroldpassage in Merl. Inhaber Sebastian Groß plant, den Service „auf jeden Fall“ anzubieten, wie er sagte. Für die Geimpften wird vor Ort der benötigte 2D-Barcodeausgedruckt, der über die Corona-Warn-App oder die Covpass-App eingelesen und auf dem Handy hinterlegt werden kann. Wenn er seinen Code für die Registrierung auf dem Verbändeportal der Apotheken erhalten habe, könne es sofort losgehen – und räumte ein, sich erst in der vergangenen Woche um ein Passwort bemüht zu haben: „Das war wohl ein wenig spät.“

Der Apotheker ist selbst an einer schnellen Umsetzung interessiert, da er am kommenden Samstag, 19. Juni, ab 9 Uhr eine Impfaktion für bis zu 300 Bürger ab 18 Jahre anbietet. 120 Termine seien bereits vergeben. Geimpft werde der Impfstoff von Johnson und Johnson, der nur einmal verabreicht wird.

Das Projekt wurde in Kooperation der Schiller-Apotheke und der Arztpraxis Quernheim aus dem Gesundheitszentrum Meckenheim-Merl ins Leben gerufen. Die Terminvergabe erfolge ausschließlich per E-Mail, betont Groß. Informationen dazu gibt es auf der Internetseite der Stadt Meckenheim.

Die Markt-Apotheke wird voraussichtlich noch in dieser Woche in der Lage sein, den für den digitalen Impfausweis notwendigen QR-Code zu erstellen. Die Registrierung auf dem Apothekerportal sei bereits erfolgt, allerdings müsse das Angebot noch freigeschaltet werden, erklärte Filialleiterin Jeannette Krämer. Außerdem erhalte die Terminvergabeseite der Apotheke noch „einen letzten Schliff“.

Den Nutzern werde in Zukunft der Code auf einem Papierausdruck mitgegeben. Wahlweise gebe es auch die Möglichkeit, sich den Code vor Ort abzufotografieren. Zum Scannen muss die Corona-Warn-App oder die Covpass-App benutzt werden, beide Apps sind kostenlos. Da der personalisierte Code, der Informationen wie Impfzeitpunkt und Impfstoff enthält, nicht gespeichert und dann einfach per Mail verschickt werden kann, rät die Apothekerin dazu, gut darauf aufzupassen und sorgsam damit umzugehen.

So läuft es in Bornheim

Sonnenschein und blauer Himmel, Margarita Rodriguez war bestens gelaunt und in Plauderlaune, als sie sich gestern Mittag vor der Donatus-Apotheke an der Bornheimer Königstraße in die Schlange einreihte, um ihren Impfnachweis digitalisieren zu lassen. Für die 46-jährige Bornheimerin eine sinnvolle und längst überfällige Alternative zum gelben Impfausweis: „Ich habe mein Handy doch eh immer dabei und erledige alles damit. Das war ein guter Zug von der Politik, den digitalen Impfausweis einzuführen, damit geht es nun schneller, gerade beim Reisen. Und meinen gelben Papierausweis kann ich sicher zu Hause aufbewahren.“

Vor ihr in der Schlange stand Markus Zaum (50). Als Bediensteter bei der Bundeswehr hat er schon viele Impfungen hinter sich, auch den zweiten Corona-Piks hat er bereits. „Wir fahren im Juli in den Urlaub und glauben, dass mit dem digitalen Impfpass das Leben leichter wird.“ In den Urlaub geht es auch bald für Renate Grimm. Die 73-Jährige aus Dersdorf freut sich schon sehr auf erholsame Tage an der niederländischen Nordseeküste. Auch sie schwört auf das digitale Dokument: „Als Sicherheit. Doppelt hält besser. Jetzt habe ich nicht nur den Papierausweis, sondern auch alles auf meinem Handy.“

Der digitale Impfpass (auch CovPass) kam gestern bei den Bornheimern bestens an, schilderte Dr. Markus Reiz, Inhaber der Donatus-Apotheke. Um 8.30 Uhr werden hier die Türen geöffnet, im Minutentakt kamen Kunden vorbei, um sich ihre beiden Impfungen gegen Covid-19 von den zwei Mitarbeiterinnen digitalisieren und den dafür erforderlichen QR-Code ausdrucken zu lassen: „Wir hatten mit einem großen Andrang gerechnet, deswegen hatten wir schon in der vergangenen Woche mit Aufstellern und Hinweisschildern darum gebeten, nicht direkt am ersten Tag zu kommen“, sagte Reiz. Die Idee des digitalen Nachweises findet Reiz gut, ihn ärgert allerdings, dass wie so oft in der Pandemie wieder einmal alles von heute auf morgen umgesetzt werden müsse: „Vernünftig wäre es gewesen, wenn sich die Politik schon im vergangenen Sommer darüber ihre Gedanken gemacht hätte, nun haben wir erst letzte Woche davon erfahren, dass wir heute loslegen können.“

Eine Übersicht über die teilnehmenden Apotheken ist zu finden unter www.mein-apothekenmanager.de.

Und nicht nur das: Erst gestern Morgen um 8 Uhr, also eine halbe Stunde vor Öffnung der Apotheke, konnten er und seine Mitarbeiterinnen den ersten Testlauf starten. Vorher war das System nicht freigeschaltet. Dann gab es noch eine kurzfristige Änderung des vorgegebenen Passwortes, das dem Gesundheitsministerium auf einmal nicht mehr sicher genug erschien. Ein neues Passwort musste blitzschnell generiert werden. Da auf dem Dokument, das den Kunden ausgehändigt wird, auch eine EU-Flagge abgedruckt ist, musste auch noch ein Farbdrucker organisiert werden: „Das war uns im Vorfeld nicht klar. Es muss ja alles ganz offiziell sein“, so der Apotheker.

Prüfen mussten die Mitarbeiter auch, ob die vorgelegten Unterlagen echt waren. Neben dem Impfpass oder der Impfbescheinigung musste der Personalausweis mitgebracht werden: „Wir prüfen auf Plausibilität der vorgelegten Dokumente“, erläuterte Reiz. Auch mit der Technik klappte es nicht immer reibungslos, es gab den ein oder anderen Software-Absturz. „Man sollte schon etwas Zeit mitbringen. In der Regel ist aber alles innerhalb weniger Minuten erledigt“, so Reiz. Sein Tipp: „Jeder sollte sich zu Hause eine Kopie seines Impfpasses anfertigen, falls dieser mal verloren geht.“

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