Debatte um Unfallgefahr in WachtbergGrüne Ampel verleitet Linksabbieger zu Fehlern

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Nur die Querung der L123 Richtung Einkaufszentrum (oben) ist getrennt geschaltet. Ansonsten haben auch Abbiegende Grün.

Nur die Querung der L123 Richtung Einkaufszentrum (oben) ist getrennt geschaltet. Ansonsten haben auch Abbiegende Grün.

Wachtberg – Fast 9000 Fahrzeuge kommen täglich von Berkum her an der Kreuzung in Höhe des Einkaufszentrums an, und aus der Gegenrichtung gut 5000. Trotz der Ampelanlage geht das nicht immer gut – so auch nicht vorigen Samstag: Am Nachmittag bog ein Personenwagen von Arzdorf kommend zum Einkaufszentrum ab, während ein Abschleppwagen von Berkum kommend den Berg hoch fuhr. Beide hatten Grün, nur eben der Linksabbieger keine Vorfahrt. Zwei junge Frauen wurden beim Zusammenprall verletzt, ein Ampelmast beschädigt.

Alte Debatte wieder befeuert

Prompt flammt eine alte Diskussion über die Kreuzung wieder auf. In sozialen Netzwerken berichten einige Menschen von Beinaheunfällen an dieser Stelle. Die Gefahr sei deutlich größer, als es die Unfallzahlen erkennen ließen.

„Ja, das ist schon lange eine Unfallhäufungsstelle“, räumt Harald Pütz ein, der nicht nur Leiter des Straßenverkehrsamtes im Rhein-Sieg-Kreis ist, sondern auch Chef der Unfallkommission. „Vor einigen Jahren haben wir schon extra die Abbieger auf den Zufahrten vom Einkaufszentrum und von Werthhoven abgetrennt, so dass sie eigene Grünphasen haben.“

Unfallzahlen

Die Polizei registriert nur Unfälle mit Verletzten oder sehr hohem Sachschaden.

2017 gab es EKZ-Kreisel bei sechs Unfällen insgesamt fünf Leicht- und einen Schwerverletzten. Ursachen: Vier Mal Fehler beim Linksabbiegen, zwei Mal Auffahren auf Wartepflichtigen.

2018 notierte die Polizei fünf Unfälle, zwei mit Leichtverletzten, drei mit schwere Sachschaden. Vier Mal lag ein Fehler beim Linksabbiegen vor, einmal fuhr jemand auf.

2019 waren es vier Unfälle – drei mit Leichtverletzten, einer mit hohem Schaden. Drei Mal war Linksabbiegen die Ursache.

2020 bisher zwei Unfälle. Ein Mal gab es Leicht- einmal Schwerverletzte. Beide Male war es der Abbiegefehler. (mfr)

Allerdings fehlt eine Idee für die Lösung. Denn die zwei naheliegendsten Möglichkeiten kommen laut Pütz nicht in Frage. „Die Ampelanlage ist zu alt, um noch weitere Schaltvorgänge aufzunehmen. Wir können also nicht noch die beiden anderen Fahrbeziehungen getrennt steuern, zumal dann auch die Schaltzeiten zu lang würden. Der Stau würde bis Bonn und Meckenheim reichen.“ Wie alt die Ampel ist, oder an wie vielen Anlagen im Kreis Autofahrer bei Grün Vorfahrt gewähren müssen? Pütz weiß es nicht: „Es gibt kein Ampelkataster.“ Die Alternative wäre der Bau eines Kreisverkehrs. Im Raum Wachtberg gibt es schon mehrere. „Das geht an dieser Stelle aber wegen der Topographie nicht“, sagt Pütz: „Man kann keinen Kreisverkehr in den Hang bauen.“

Politik greift ein

Nun greift die Politik das Geschehen auf. Siegfried Vogel (Unser Wachtberg), Polizeibeamter außer Dienst, hat mit Einwohnern von Nachbarorten wie Werthhoven und Oedingen gesprochen. „Hohe Geschwindigkeiten von Verkehrsteilnehmern aus Richtung Arzdorf und die späte Erkennbarkeit für Linksabbieger nach Werthhoven“ sind nach seiner Überzeugung die größten Probleme. Auch das Abbiegen von Arzdorf zum Einkaufszentrum sei ein Problem – wie der vorige Samstag belegte.

Vogel: „Wir sind der Überzeugung, dass die Autos nicht so schnell auf die Kreuzung zufahren sollten.“ Der Bau eines Kreisels sei kein Tabu. Vor allem wollen Politiker eine Analyse und aktuelle Zahlen. Der Kreis hat zuletzt 2018 gemessen, allerdings mit einem Laser, der Gegenverkehr und Abbiegende nicht getrennt erfasste. Demnach sollen sogar knapp 9000 Fahrzeuge pro Tag aus den drei Hauptrichtungen auf die Kreuzung fahren. Genauere Zahlen, so Bernd Aulmann, Sprecher von Straßen.NRW, stammen von 2015. „Wir reparieren die Ampel. Das dauert ein bis zwei Monate, weil wir ein neues Betonfundament brauchen.“

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