Lieder, Limericks und lustige Lyrik„Wachtberger Kugeln“ zum dritten Mal vergeben

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Die Wachtbergerin Monika Clever (r.) wurde Dritte in der Publikumsgunst, Preisträger sind auch (v.l.) Martin Möllerkies, Elisabeth Kuhs, Dieter Brandl, Manfred Rothengatter und Eberhard Gast.

Die Wachtbergerin Monika Clever (r.) wurde Dritte in der Publikumsgunst, Preisträger sind auch (v.l.) Martin Möllerkies, Elisabeth Kuhs, Dieter Brandl, Manfred Rothengatter und Eberhard Gast.

Wachtberg-Adendorf – Doppelsieger Martin Möllerkies ging diesmal leer aus und musste die „Wachtberger Kugel 2019“ dem Kinderbuchautor Eberhard Gast aus Berlin überlassen. Knapp 400 Autoren aus ganz Deutschland und sogar aus den benachbarten deutschsprachigen Ländern hatten sich mit ihren lustigen, witzigen und komischen Gedichten um den Wachtberger Lyrikpreis beworben, der zum dritten Male ausgeschrieben war. Den Publikumspreis nahm Manfred Rothengatter aus Andernach entgegen, er überzeugte das Publikum bei der Preisverleihung im ausverkauften Kleinkunstsaal des Adendorfer Drehwerks am meisten mit seinem Vortrag, wogegen die Jury ihn „nur“ auf Platz drei gesetzt hatte.

Ein Déjà-vu gab es dennoch, denn Elisabeth Kuhs aus Ratingen holte sich wie im Vorjahr Platz zwei in der Jurywertung und dazu auch noch Platz zwei in der Publikumswertung. Dritter in der Publikumsgunst wurde Monika Clever aus Wachtberg.

395 Autoren mit mehr als 2000 komischen Gedichten haben sich beworben

„Eberhard Gast trifft mit seinen Gedichten mit vielen ironischen Gedanken ins Zentrum. Er schafft dabei absurde Szenarien, die er technisch perfekt und mit vielerlei metrischen Varianten umsetzt“, so begründeten die beiden Erfinder des Wettbewerbs, Herbert Reichelt und Dieter Dresen, das Urteil der Jury. Der 59-jährige gebürtige Heilbronner lebt heute in Berlin und ist als Illustrator, Kunstmaler sowie Autor von Kurzprosa, Gedichten und Liedern tätig. Er hat unter dem Pseudonym Leopé mehr als 100 Kinderbücher illustriert und teilweise selbst verfasst.

Der Sieger nahm eine handgetöpferte „Wachtberger Kugel“ entgegen, die Töpfermeister Peter Hansen auch für die Zweit- und den Drittplatzierten in unterschiedlichen Größen hergestellt hatte. Von Josef Kemp (Villip) aus Holz gedrechselt waren die „Wachtberger Kugeln“ die Trophäen des Publikumspreises. Dazu gab es auch noch Preisgelder: je 300 Euro für die Sieger, je 200 Euro für die Zweitplatzierten und je 100 Euro für den dritten Platz.

Bei der dritten Auflage hatten sich 395 Autoren mit insgesamt mehr als 2000 komischen Gedichten um den Wachtberger Lyrikpreis beworben. Eine große Bandbreite komischer Lyrik fand den Weg ins Drachenfelser Ländchen zu Füßen der Wachtberger Kugel – das Radom in Werthhoven. Vom skurrilen Zweizeiler bis hin zum klassisch geprägten, aber komisch getexteten Sonett reichte die Bandbreite, erneut waren auch wunderbare Balladen dabei sowie Liedtexte und Limericks. „Gerade diese Mischung macht vielleicht den besonderen Reiz dieses Wettbewerbs komischer Lyrik aus“, fand Bürgermeisterin Renate Offergeld in ihrem Grußwort. Für die Gemeinde Wachtberg sei dieser Preis zweifellos eine Bereicherung des kulturellen Lebens und zugleich ein kleines Aushängeschild außerhalb der Gemeindegrenzen.

Die sechs Besten wurden von der Jury eingeladen

„Die Qualität der Einsendungen geht mittlerweile durch die Decke, das ist absolut großartig und kaum noch zu steigern“, zeigte sich Reichelt begeistert. Der Wettbewerb habe sich mittlerweile etabliert und sein Einzugsgebiet bis nach Österreich, in die Schweiz und in viele andere Ländern ausgedehnt. Sogar aus Neuseeland und den USA kamen Zusendungen – ein schöner Nebeneffekt der Globalisierung und des Internets.

Die sechs Besten wurden von der Jury eingeladen, beim Finale in Adendorf dabei zu sein und um die begehrten Trophäen zu kämpfen. Jeder einzelne wurde von einem Jurymitglied mit augenzwinkerndem Humor vorgestellt und durfte anschließend einige seiner Werke vortragen, um die Gunst des Publikums zu gewinnen. Die Lyrikfans durften nämlich jeweils eine Mini-Kugel in den Karton mit dem Namen ihres Favoriten werfen, um den Sieger des Publikumspreises zu bestimmen. „Aber eigentlich ist jeder, der hier heute Abend eingeladen wurde, ein Gewinner und hat einen Preis verdient“, machte Reichelt klar. So ging auch keiner der sechs Finalisten ohne eine Erinnerungskugel nach Hause.

Neben Dresen und Reichelt gehörten zur Jury auch Altbürgermeister Hans-Jürgen Döring, Literaturscout Anja Rüdiger, Fernsehjournalist Michael Schmid-Ospach, der Autor und Fotograf Hans Weingartz sowie Erwin Ruckes vom Online-Magazin „Bonndirekt“, der auch für die musikalische Begleitung des Abends sorgte. Wie im Vorjahr gibt es eine Anthologie zum Wettbewerb, die bei der Preisverleihung der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Diesmal sind die besten Gedichte von 65 Autoren darin versammelt. Dresen und Reichelt hatten jedes der Gedichte mindestens dreimal gelesen, um eine Vorauswahl für die Anthologie zu treffen. Das Bild für die Titelseite steuerte Jurymitglied und Altbürgermeister Hans-Jürgen Döring bei.

Ab sofort kann der Sammelband nicht nur im Buchhandel erworben werden, er kann auch direkt bei den Veranstaltern per E-Mail bestellt werden unter lyrik@wachtberger-kugel.de.

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