WeltfrauentagFrauen streiken und demonstrieren auf dem Bonner Marktplatz

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Ihre Wünsche für eine buntere Welt konnten Besucher an einem Stand aufschreiben und sie an eine Stele hängen.

Ihre Wünsche für eine buntere Welt konnten Besucher an einem Stand aufschreiben und sie an eine Stele hängen.

Bonn – Musik und bunte Ballons, eine Couch sowie Kaffee, Kuchen und Waffeln: Stände waren aufgebaut und daneben lagen beschriebene Würfel aus Karton. Ein neues lokales Netzwerk hatte zum Internationalen Frauentag zu einem Streik aufgerufen und das Streikcafé auf dem Marktplatz war gut ausgestattet. Höhepunkt des Streiks war eine Demonstration durch die Stadt am frühen Abend. Die Veranstalter zeigten sich zufrieden. „Das ist der erste Frauenstreik in Deutschland seit 25 Jahren. Ich bin total begeistert. Viele Leute fragen nach und wir bekommen viel Zuspruch“, sagte Carlotta Grohmann von der Initiative Frauenstreik. In den kommenden Monaten wolle man weitere Aktionen durchführen.

Zahlreiche rote Schuhe waren vor dem Alten Rathaus aufgebaut worden. Dabei handelte es sich um eine Kunstaktion, die Sandra Prüfer vom Netzwerk initiiert hatte: „Die Schuhe stehen symbolisch für Frauen, die ermordet wurden. Die Idee für diese Installation stammt aus Mexiko.“ Prüfer und ihre Mitstreiterinnen hatten die Schuhe gesammelt. Die Künstlerinnen Karla Götze, Sonja Hellmann und Claudia Hiusmann nutzten sie für eine künstlerische Performance, mit der sie auch noch einmal den Opfer gedachten. „Nach Angaben des Bundeskriminalamts sind 2017 in Deutschland 147 Frauen getötet worden“, betonte Prüfer. Sexualisierte Gewalt gegen Frauen sei weltweit ein Problem.

Grundstein für feministischen Diskurs

„Tagtäglich erleben Frauen, dass über sie verletzende Witze oder Kommentare gemacht werden. Auch vor körperlicher Gewalt wird nicht zurückgeschreckt“, kritisierte Grohmann. Auch die Arbeit von Frauen werde kaum wertgeschätzt. Deshalb gab es auch vor der Demonstration einen „globalen Aufschrei“. „Wir schreien 100 Sekunden für die 100 Minuten, die Frauen in Deutschland pro Tag unbezahlt mehr arbeiten“, erläuterte Prüfer. Mit ihrer Aktion wollten die Frauen ihren Forderungen, die von mehr Präventionsarbeit über eine bessere Ausstattung von Frauenhäusern bis hin zu gleichem Lohn für gleiche Arbeit reichen, Nachdruck verleihen. Unterstützt werden sie auch von Soroptimistinnen aus Bonn.

Julia Schenkel von der Initiative betonte: „Wir können mit dem Frauenstreik einen Grundstein für einen gesamtgesellschaftlichen feministischen Diskurs legen.“ „Die Initiative plant weitere Aktionen, um Frauen zum Gespräch zusammenzubringen“, kündigte Grohmann an. „Wir wollen neue Initiativen in den Stadtvierteln, der Universität und in Betrieben gründen und so weiter wachsen.“

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