Deutsche BahnWiederaufbau wird in Eifel und an der Ahr teilweise Jahre dauern

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Unterspülte Bahngleise in Urft bei Kall. Der Wiederaufbau der Infrastruktur könnte laut Bahn Jahre dauern.

Berlin – Die Flutkatastrophe in Deutschland in der vergangenen Woche hat am Netz der Deutschen Bahn einen Schaden von mindestens 1,3 Milliarden Euro angerichtet. 50 Brücken, 180 Bahnübergänge, 40 Stellwerke, 1000 Maste, Dutzende Stationen mit Aufzügen und Bahnsteigen sind auf einer Strecke von 600 Kilometern schwer beschädigt worden. Betroffen sind neben Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, auch Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen. Der Wiederaufbau der Strecken insbesondere im Ahrtal und in Eifel werde Jahre, zwischen Bonn und Euskirchen Monate dauern, teilte die Deutsche Bahn am Freitag mit.

Deutsche Bahn: „Infrastruktur in dieser Dimension noch nie beschädigt“

„In dieser Dimension wurde unsere Infrastruktur noch nie beschädigt. Wir stehen vor einem gewaltigen Kraftakt“, sagte DB-Netz-Vorstand Dr. Volker Hentschel bei der Pressekonferenz. Die DB sei dennoch bemüht, bis Jahresende 80 Prozent der Verbindungen wieder aufzunehmen. Die Maßnahmen folgen einem klaren Prinzip: Schnell zu realisierende Reparaturen und Baumaßnahmen mit hohem Nutzen für die Fahrgäste und den Bahnverkehr haben Priorität. Dafür sind von den DB-Bauteams im ersten Schritt vor allem auf den Hauptstrecken und Verbindungen mit kleineren Schäden behelfsmäßige Reparaturen durchgeführt worden. Gleichzeitig haben Fachkräfte beschädigte Oberleitungen ausgewechselt, Gleise gereinigt oder angeschwemmten Schutt entfernt, so Hentschel. Eine Aufgabe von stark zerstörten Strecken wie an der Ahr oder in der Eifel sei keine Option.

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Sieben Regionalstrecken müssen neu gebaut werden

Allerdings werde dort der Wiederaufbau mehrere Jahre dauern. Allein bei der Ahrtalbahn seien „sieben Brücken und 24 Kilometer Strecke nicht mehr oder nur noch rudimentär vorhanden“, hatte die Bahn bereits am Dienstag mitgeteilt. Insgesamt sieben Regionalverkehrsstrecken seien von den Wassermassen so stark zerstört worden, dass sie neu gebaut oder umfangreich saniert werden müssten. Dazu gehörten unter anderem mehrere Strecken über Euskirchen, wie die Erfttalbahn, die Eifelstrecke und die Voreifelbahn; außerdem die NRW-Strecke der Linie S9 von Wuppertal-Vohwinkel bis Essen-Stehle sowie ein Teil der Ruhr-Sieg-Strecke Hagen-Plettenberg.

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Eine Erhöhung der Fahrpreise zur Finanzierung der Kosten schließt die Bahn aus. Die Schäden würden wohl zum Großteil vom Bund getragen, versichert seien nach ersten Prüfungen die wenigsten, so Hentschel.

Für den Wiederaufbau habe die DB im Vorstand eine Taskforce gebildet, um kurze Entscheidungswege zu haben. Für Strecken und Anlagen, die von den Wassermassen völlig zerstört wurden, ist ein längerer Planungs- und Bauzeitraum erforderlich. Gemeinsam mit Gemeinden, Ländern und dem Bund müssen hier mitunter völlig neue Verkehrskonzepte unter Berücksichtigung der jeweiligen landschaftlichen Gegebenheiten entwickelt werden. Wo Planungsrecht geschaffen werden muss, soll es einfache oder abgekürzte Verfahren geben.

Anpassung an die Klimafolgen

Als Konsequenz aus der Katastrophe werde die DB mit einer Resilienz-Strategie reagieren. Grundlage ist eine von der DB beauftragte Studie des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, die wissenschaftliche Prognosewerte für 34 Verkehrsregionen in Deutschland erarbeitet hat. Dazu gehöre beispielsweise beim Bau neuer Brücken den Abstand der Pfeiler zu vergrößern, um sie im Falle eines Hochwassers vor Beschädigungen durch Treibgut zu schützen, Bahndämme und Böschungen zu erhöhen und sogenannte Flusssteine in die Gewässer zu setzen, um Strömungen zu verändern.

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