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Bonn im Heimat-CheckBeethoven und die UN sind wichtige Publikumsmagnete

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Touristen vor Beethoven

Viel besuchte Bundesstadt am Rhein: Das Beethovendenkmal auf dem Münsterplatz gehört zu den historischen Sehenswürdigkeiten in Bonn.

Bonn – Ein Spätsommermorgen in Bonn: Eine englischsprachige Reisegruppe erreicht den kleinen Platz Am Dreieck in der Innenstadt, die Führerin stoppt und zeigt mit dem an einem Stock baumelnden Wimpel, auf dem „River Queen“ zu lesen ist, auf ein Fachwerkhaus, das sich zwischen mehreren Gebäuden zu ducken scheint. „Teestube im Knusperhäuschen“ steht in goldenen Lettern auf einem schwarzen Balken unterm Spitzgiebel. „Es ist sehr schön, da oben eine Tasse Tee zu trinken“, sagt die Reiseleiterin, schwenkt aber schon den Wimpel Richtung Münsterplatz.

7,1 Prozent mehr Touristen

Ihre Schützlinge, allesamt Passagiere eines Rheinschiffs, zücken ihre Kameras und halten den malerischen Winkel im Bild fest. Am Beethovendenkmal, der nächsten Station der Kreuzfahrer, hat sich bereits eine – kleinere - Truppe von „Stattreisen“ versammelt, die sich ebenfalls über Bonns großen Sohn informieren lässt. Noch während die Gästeführerin erzählt, stürmen Chinesen, die gerade noch im Kaufhof waren, zu dem Denkmal und scharen sich um einen Mann, der einen Teleskopstab mit einem Stofftier an der Spitze hochhält und von Beethoven erzählt.

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Der Maestro lockt die Massen: 100 000 Neugierige kommen pro Jahr in sein Geburtshaus in der Bonngasse, das damit nach Angaben von Direktor Malte Boecker „Deutschlands bestbesuchtes Musikermuseum“ ist und dessen Dauerausstellung gerade für den 2020 anstehenden 250. Geburtstag des Komponisten erweitert wird. „Ich bin sicher, dass die zahlreichen attraktiven Veranstaltungen und die Neugestaltung des Beethoven-Hauses einen hohen Zuspruch auch internationaler Gäste mit sich bringen wird,“ sagt Oberbürgermeister Ashok Sridharan. Im ersten Halbjahr 2019 wurden in Bonn laut Stadt 820 331 Übernachtungen von Auswärtigen gezählt, ein Plus von 7,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mehr als 172 000 der Touristen waren Ausländer, die meisten kamen aus Großbritannien.

Bonn als zweites bundespolitisches Zentrum

Das Haus der Geschichte mit 850 000 oder die Bundeskunsthalle mit einer halben Million Besuchern im Jahr stehen an der Museumsmeile hoch in der Gunst der Interessenten. Auch das politische Erbe Bonns ist laut Stadt ein Publikumsmagnet; sie verweist auf die Feiern zum 70. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes im Mai. Zudem brachten Tagungen wie das Global Media Forum der Deutschen Welle oder eine Konferenz des UN-Klimasekretariats im Kongresszentrum WCCB Menschen in die Bundesstadt. Gerade die 20 Organisationen der Vereinten Nationen sind mit ihren rund 1000 Beschäftigen wichtig fürs Renommee. Verwaltungsspitze und Rat wissen aber auch, wie schwer es ist, die UN-Sekretariate hier zu halten, wenn die Rutschbahn nach Berlin weiter geschmiert wird und etwa das Entwicklungshilfeministerium (BMZ) an die Spree zieht.

Politiker der Region sowie die Landesregierungen von NRW und Rheinland-Pfalz bemühen sich darum, mit der Bundesregierung eine Zusatzvereinbarung zum Bonn/Berlin-Gesetz von 1994 auszuhandeln. Darin soll Bonn als zweites bundespolitisches Zentrum, Standort der Vereinten Nationen, Zentrum für internationale Zusammenarbeit und Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung und Wissenschaft, für Cyber-Sicherheit, Informationstechnologie sowie für Kultur gestärkt werden.

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