Heimat-CheckRegion profitiert von Kaller Märkten, Ärzten und Verkehrsanbindung

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Die Burg Dalbenden ist eine ehemalige Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert.

Die Burg Dalbenden ist eine ehemalige Wasserburg aus dem 12. Jahrhundert.

Kall – Man kennt Kall beileibe nicht nur in der näheren Region. Schon auf den Ansichtskarten Anfang des 20. Jahrhunderts schmückte sich der Ort Kall oder „Call“ gerne mit dem Zusatz „Eifel“. Auch wenn die offizielle Schreibweise mit K seit 1929 festgesetzt ist, gilt das bis zum heutigen Tag. Fragt man einen Kölner nach Kall, kommt postwendend zurück: „Kall in der Eifel? Da, wo der Brucker ist?“ Und ist er kulturell beschlagen, folgt meist der Hinweis auf Kloster Steinfeld.

Doch die Gemeinde Kall hat viel mehr zu bieten als nur ein großes Möbelhaus und eine Klosteranlage mit einer Basilika, die zu den bedeutendsten mittelalterlichen Baudenkmälern im Rheinland zählt.

Wer an einem Samstag ins Kaller Gewerbegebiet fährt, muss konstatieren, dass der Kernort mit seinen 5340 Einwohnern den Vergleich mit der früheren Kreisstadt Schleiden in einigen Bereichen nicht scheuen muss. Der Ort Kall ist geprägt durch Handel, Handwerk, Gewerbe und Ärzte. Gleichzeitig ist die Gemeinde Kall Schulstandort. Neben den beiden Grundschulen in Kall und Sistig sowie dem Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld und der Hermann-Josef-Schule in Urft besuchen junge Leute in Kall auch die Förderschule St. Nikolaus und das Berufskolleg Eifel.

Bergbau zur Römerzeit

Handel und Gewerbe prägten längst nicht zu allen Zeiten das Bild Kalls. Bereits zu Zeiten der Römer war der Ort bekannt, die berühmte Wasserleitung nach Köln führt durchs Gemeindegebiet. Historiker gehen davon aus, dass auch schon in römischer Zeit – wenn auch mit sehr einfachen Methoden – Blei und Eisenerz abgebaut wurde. Eine entscheidende Bedeutung für die Entwicklung der Region kamen dem Bergbau und der Hüttenindustrie jedoch erst viel später, etwa ab dem 16. Jahrhundert, zu. Der Abbau in einst drei Bergwerken und die Verhüttung endeten vor dem Zweiten Weltkrieg.

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Damals wie heute von entscheidender Bedeutung für Kall ist die Bahnlinie. Ab 1860 wurde die Strecke Köln-Trier gebaut. War Kall bis dahin eher ein Dorf, wuchs es in der Folge stetig. Die Bedeutung der Eisenbahnlinie und einiger Straßen führten jedoch im Zweiten Weltkrieg dazu, dass der Ort von hoher strategischer Bedeutung war und im Zuge der Befreiung durch die Alliierten zu 85 Prozent zerstört wurde. Weniger stark betroffen durch die Bombardements waren die Außenorte.

Das führt dazu, dass alte Gebäude und schmucke Fachwerkhäuser heute nahezu ausnahmslos dort anzutreffen sind. Während dort auch eher ein höheres Gemeinschaftsgefühl vorherrscht, eint eines doch alle Orte: das rege Vereinsleben. Ob Sport, Musik oder Karneval, ob Theater, Schützen oder Soziales: Es gibt wohl kaum ein Hobby, dem man in der Gemeinde Kall nicht in einem Verein nachgehen kann. Vielfach sind es auch Vereine, die durch den Betrieb von Bürgerhäusern dafür sorgen, dass in den Orten zünftig gefeiert werden kann.

Ein Geheimnis barg die Gemeinde über Jahrzehnte: Im Gillesbachtal bei Urft liegt der einstige Atomschutzbunker der NRW-Landesregierung. Von 1965 bis Ende der 1980er Jahre war er in Betrieb. Heute ist er eine Dokumentationsstätte. Und wer die Gemeinde über die Wallenthaler Höhe in Richtung Mechernich verlässt, kann im Winter mit gleich zwei Besonderheiten konfrontiert werden: Zum einen gilt der Bereich als Wetterscheide, wo der Schnee in Matsch und Regen übergeht. Zum anderen kann sich, wer dort mit dem Gaspedal nicht aufpasst, an der Blitze ein teures „Erinnerungsfoto“ holen.

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