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Heimat-CheckSiegburg trumpft mit guter Anbindung und Einkaufsmöglichkeiten

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Spaziergänge bieten sich besonders am Mühlengraben an.

  • Die Kreisstadt Siegburg ist klein, aber ganz schön urban.
  • Hier wird viel investiert, Gebäude werden renoviert oder durch neue ersetzt.
  • Besonders die Innenstadt hat in dieser Hinsicht großes Potenzial.

Siegburg – Es ist leicht, sich in der Kreisstadt zu orientieren: Wer ins Zentrum will, richtet den Blick nach oben, sieht den Michaelsberg mit der ehemaligen Benediktinerabtei und weiß, wo es lang geht, so ziemlich an jedem Punkt der Stadt.

Mächtig herausgeputzt wurde das Wahrzeichen der Region, Millionen flossen für ein neues Wegenetz, Beleuchtung, Bänke die Renovierung des so genannten Hexenturms und ein neues Grünkonzept, das den Blick auf die alten Befestigungsanlagen wieder freigibt. Dankbar nahmen Jogger und Spaziergänger die herausgeputzte Anlage an – und ärgern sich über Farbsprüher oder Nachtschwärmer, die ihren Müll herumfliegen lassen als gäbe es keine Abfalleimer.

Bahnhof eröffnete Weg zum Frankfurter Flughafen

Das Ärgernis könnte im Charakter der Stadt liegen, der schnell falsch verstanden werden kann. Nur auf den ersten Blick ist Siegburg mit seinem lauschigen Marktplatz, den vielen Straßencafés und den historischen Häusern in der Fußgängerzone eine beschauliche Kleinstadt. Denn gleichzeitig ist die Kreisstadt das Zentrum eines Ballungsraums mit den benachbarten Sankt Augustin und Troisdorf. In puncto Sauberkeit stellen sich Probleme ein, die man sonst eher aus Köln kennt.

Der Bahnhof hat nicht nur Wege in die Region eröffnet, sondern dank ICE-Anschluss auch zum Frankfurter Flughafen. International ist auch der Anspruch des Katholisch-Sozialen Instituts mit seinen Veranstaltungen zu Gesellschaftspolitik, Religion und Kultur. Die Eröffnung im Mai 2017, zu der auch Bundeskanzlerin Angela Merkel kam, war ein Hinweis darauf, dass Siegburg im Erzbistum auch lange nach der Gründung des Benediktinerklosters 1064 einen besonderen Stellenwert genießt.

Siegburg ist Einzelhandelsmittelpunkt

Kurzum: Siegburg ist weit urbaner, als gerade mal 41 500 Einwohner und die kleinste Fläche aller Kommunen im Rhein-Sieg-Kreis vermuten lassen. Das gilt auch für das überaus üppige Kulturangebot mit Konzertreihen klassischer Musik, Open-Air-Konzerten im Sommer, den Ausstellungen im Stadtmuseum, den Theateraufführungen der Studiobühne und das Programm der Rhein-Sieg-Halle, in der auch schon Stars wie Gloria Gaynor oder Status quo zu erleben waren, neben einer Vielzahl von Musical -, Kabarett- und Showinszenierungen.

Auch als Einzelhandelsmittelpunkt zieht die Stadt nach wie vor, Geschäfte und der tägliche Markt locken Menschen aus der ganzen Region an. Die Schattenseiten bekommen vor allem die Bewohner des Mühlenviertels zu spüren , in dem zur Weihnachtszeit regelmäßig der Verkehr kollabiert.

Stadt investiert viel in Entwicklung

Der leidige Stau ist allerdings auch einem bewährten Veranstaltungsklassiker geschuldet: Dem mittelalterlichen Markt der Kumpaney Kramer,Zunft und Kurtzweyl, der in diesem Jahr in die 29. Runde geht und zuverlässig Tausende von Besuchern anlockt, die teilweise per Bus aus dem Ausland anreisen. Das Konzept mit ungewöhnlichen Speisen wie einer Reisspeise aus dem Kohlblatt, Spanferkel im Brötchen oder Süßigkeiten aus dem Orient bewährt sich Jahr für Jahr aufs Neue. Die Eröffnung fällt in diesem Jahr auf Samstag, 23. November.

Einen Status quo, auf dem sich die Stadt ausruhen würde, gibt es offenbar nicht. Rund 20 Millionen Euro werden in die Sanierung des mehr als 50 Jahre alten Rathauses gesteckt, rund 40 Millionen Euro in das Schulzentrum Neuenhof und zehn Millionen Euro in die Erweiterung der Rhein-Sieg-Halle. Letztere wird einen zusätzlichen 400 Quadratmeter großen Saal und sechs Konferenzräume bekommen: Die Halle soll zum Kongresszentrum werden und künftig als „Rhein-Sieg-Forum“ firmieren.

Dass für solche Investitionen immer mehr Kredite aufgenommen werden, die Siegburg zum Verschuldungsspitzenreiter NRW gemacht haben: geschenkt. Zumindest aus Sicht von Bürgermeister Franz Huhn, der darauf angesprochen gern auf niedrige Zinsen verweist und darauf, dass den Ausgaben auch wichtige Investitionen gegenüberstünden. Das ist nicht ohne weiteres von der Hand zu weisen: Die großzügige wie gemütliche, gute ausgestattete Stadtbibliothek ist für viele zum zweiten Wohnzimmer geworden, das Stadtmuseum wurde durch einen Durchgang angegliedert, so dass ein großes Kulturzentrum für Konzerte, Kunst, Stadtgeschichte, Podiumsdiskussionen, Workshops, Kurse und vieles mehr entstand. Das Oktopus-Freibad wurde aufwendig auf den neuesten Stand gebracht modernisiert.

Wohnungsbild verändert sich

Eine Schließung war kein Thema, anders als in Troisdorf, wo die Bürger um das große Schwimmerbecken und den Sprungturm kämpfen mussten. Siegburger spüren dies an einer besonders hohen Grundsteuer, die allerdings nichts daran ändert, dass die Stadt Zuzugsgebiet ist. Bauflächen sind rar, so dass es sich in vielen Stadtteilen lohnt, alte Gebäude abzureißen und durch neue mehrstöckige Wohnhäuser zu ersetzen. Auf den Markt kommen vor allem Eigentumswohnungen, die offensichtlich als gute Investitionen angesehen werden.

Eine Fläche mit großem Potenzial ist das sogenannte Haufeld, das sich in fußläufiger Entfernung vom Bahnhof zwischen ICE-Strecke, Von-Stephan-Straße und Wilhelmstraße erstreckt: Weit fortgeschritten ist ein Masterplan für das Areal, auf dem Wohnen, Büros und wenig produzierendes Gewerbe unterkommen sollen. Mehr als die Hälfte der Flächen, darunter die alte Schule, sind im Besitz der Stadt, die also die Entwicklung selbst maßgeblich vorantreiben könnte.

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