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Köln-Nippes an Negativ-SpitzeMehr Vandalismus an Bahnhöfen im Rheinland

Lesezeit 3 Minuten
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Der Bahnhof in Köln-Longerich

Köln – Zerstörungswut und Graffiti-Schmierereien: Der Zustand der 201 Bahnhöfe und Haltestellen im Verbundgebiet des Nahverkehr Rheinland (NVR) hat sich im vergangenen Jahr deutlich verschlechtert. Nur noch 126 Stationen gelten demnach als mindestens akzeptabel hinsichtlich Sauberkeit, Sitzgelegenheiten, Abfallbehältern, Vitrinen und Wetterschutz, heißt es im neuen Stationsbericht des NVR.

2019 waren noch 153 Stationen (80 Prozent) vom NVR mit diesem Prädikat bewertet worden. Ursache sei vor allem eine deutliche Zunahme von Vandalismus und Schmierereien, begünstigt durch fehlende soziale Kontrolle durch weniger Fahrgäste, vermutet der NVR.

Hier gibt es großen Handlungsbedarf

Der größte Handlungsbedarf bestehe an den Stationen Köln-Nippes (63,65 Prozent) und Leverkusen-Küppersteg (69,65 Prozent). Neben großflächigen Schmierereien bemängelten die Prüfer in Nippes aber auch Zustand der Beschilderungen, Fahrkartenautomaten und Aufzüge. Den dritt- und viertletzten Platz belegen mit Köln-Longerich (72,71 Prozent) und Köln-Worringen (72,93 Prozent) zwei weitere Kölner Bahnhöfe.

NVR setzt auch Profitester ein

Seit 2018 werden die Stationen und Bahnhöfe zwei Mal jährlich vom NVR unter die Lupe genommen, seit 2021 auch durch Profitester. Während im Herbst die Qualität aller Stationen beleuchtet wird, werden im Frühjahr die 60 Stationen mit der schlechtesten Bewertung aus dem Vorjahr erneut besucht, um die Behebung der Mängel nach kurzer Zeit zu überprüfen. In diesem Frühjahr aber konnte diese Prüfung aufgrund der Corona-Pandemie wie bereits im Vorjahr nicht stattfinden.

Als erste Konsequenz gegen Verwüstungen und Schmierereien hat der NVR die finanzielle Förderung für die Stationsbetreiber in diesem Jahr erhöht. Das sind neben der DB Station & Service AG noch die Euregio Verkehrsschienennetz GmbH und die Rurtalbahn GmbH. Mit dem zusätzlichen Geld sollen einerseits die Schäden schnell beseitigt, andererseits Kunst-Graffiti bezahlt werden.

Laut NVR ist die Anzahl der Bahnhöfe und Haltestellen mit nicht mehr akzeptablen Mängeln 2020 stark gestiegen: von vier Prozent (acht Stationen) in 2019 auf zehn Prozent (21 Stationen) in 2020. Die Anzahl der als noch akzeptabel eingestuften Stationen kletterte von 19 Prozent (38 Stationen) in 2019 auf 27 Prozent (53 Stationen) in 2020. Rundum zufrieden waren die Tester mit den Bahnhöfen Nörvenich-Binsfeld und Blankenheim (Wald). Bei beiden Stationen gab es eine 100-prozentige Zufriedenheit.

Aufzüge und Wetterschutz besonders betroffen

Deutlich verschlechtert habe sich laut Geschäftsführer Dr. Norbert Reinkober generell das Erscheinungsbild der Aufzüge (65,3 Prozent, minus 11,6 Prozent) und das des Wetterschutzes (72,5 Prozent, minus 11,8 Prozent), während die Funktionalität der Rolltreppen (Durchschnitt 93,4 Prozent, plus 5,5 Prozent) und die Sauberkeit der Grünanlagen (90,7 Prozent, plus 1,8 Prozent) sich verbesserte.

Für die Bewertung des Erscheinungsbilds wurden sowohl die Zugangsbereiche als auch die Bahnsteige nach einheitlicher Methodik bewertet. Dabei wird nicht nach Verantwortungsbereichen unterschieden: Für die Beseitigung von Mängeln können die genannten Stationsbetreiber aber auch DB Netz, DB Vertrieb, die Kommunen oder auch Private zuständig sein. Zur Erhöhung der Stationsqualität müssen somit alle beteiligten Akteure zusammenarbeiten.

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Trotz des ernüchternden Berichtes seien 2020 im Dialog mit den Stationsbetreibern viele Maßnahmen zur Verbesserung der Qualität umgesetzt worden. Sicherheitsgefährdende Mängel wurden sofort gemeldet und unmittelbar beseitigt, so der NVR. An vielen Stationen seien größere Umbaumaßnahmen geplant, sodass hier künftig von einer deutlichen Verbesserung des Gesamterscheinungsbildes ausgegangen werden könnte.

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