„Boom durch Corona noch größer“Köln ist Hochburg der Street-Tischtennis-Szene

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Mit viel Spin spielen die Hobby-Tischtennisspieler den Ball über die Platte.

Mit viel Spin spielen die Hobby-Tischtennisspieler den Ball über die Platte.

Köln – Ihre Kampfnamen sind „Netzroller15“, „BlueSkyPlayer“, „TimSalaSpin“, oder „Persische Mauer“. Und sie sind alle ans Rheinenergie-Stadion gekommen, um die „Cologne streettabletennis Open“ zu gewinnen. Wobei der Wettkampfgedanke in der Müngersdorfer Sonne nicht übergeordnet zu sein scheint. „Bei uns geht es eigentlich um beides“, sagt Bastian Heger, „natürlich wollen alle ihre beste sportliche Leistung bringen. Dann geht es aber auch um das entspannte Zusammensein und darum, eine gute Zeit zu haben“.

Der Organisator ist stolz auf die eigene Community, die in Köln mit etwa 350 angemeldeten Spielern zu den größten zählt und in einer deutschlandweiten Street-Tischtennis-Szene aufgeht. „Es geht schon auch darum, dem verstaubten Image von Tischtennis in der Halle etwas frischen Wind zu verpassen“, erklärt der 36-Jährige den Ansatz.

„Boom durch Corona noch größer“

Während der Vereinssport hierzulande nur noch 541 000 Mitglieder zählt und – trotz Olympia-Silber der deutschen Herren in Tokio – im Rekordtief steckt, wird der Freiluftsport mit Platte, Schläger und Ball immer beliebter: „Schon vor Corona war ein Boom da, jetzt hat er sich noch potenziert“, erklärt Heger. Zwar gebe es auch in der Domstadt wenige Plätze mit mehr als drei bis vier Stein- oder Outdoor-Platten – „und die sind dann eben meistens besetzt“. In Müngersdorf erschien Street-Tischtennis aber bunt, gut gelaunt und für Jeden zugänglich.

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Lockere Hiphop-, Reggae- oder Oldschool-Beats aus den Boxen sorgten für spätsommerliche „Vibes“, und der Elektrolyt-Haushalt wurde mit Apfelschorle genauso gut aufgefüllt wie mit Energydrinks. „Man hat hier Kontakt zu Leuten, die man sonst nie treffen würde“, hob Heger auch den sozial-integrativen Aspekt hervor.

Jahresabschlussturnier im Müngersdorfer Stadion

Über den Tag verteilt fanden hunderte interessierte Zuschauern den Weg zum Haupteingang des Müngersdorfer Stadions. Schon bei den Turnieren im Juni im Klingelpütz oder im August in der „Spinfactory“ kam die „StreetTT“-Szene zusammen. Jetzt, zum Jahresabschlussturnier, waren 72 junge und auch erfahrenere Aktive am Start. „Die meisten sind schon Vereinsspieler und haben für unser Turnier teilweise sogar ihre Liga sausen lassen“, berichtet der Organisator. Aus der Domstadt, aus Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Karlsruhe und sogar aus der Schweiz – aus Zürich und Winterthur – kamen aber auch Ping-Pong-Liebhaber, die entweder noch gar nicht im Verein gespielt oder diese Strukturen längst wieder verlassen haben.

Info

2 Jahre ist es her, dass Bastian Heger die Idee seiner Plattform „streettabletennis“ in die Tat umgesetzt hat. „Wir sind eine Art soziales Netzwerk für Tischtennisspieler mit urbanem Outdoor-Touch“, erklärt er. Mit seiner Initiative will er eine eigene Street-Liga und Infos zu Turnieren zu organisieren.

Bei Facebook und Instagram können Interessierte unter www.streettabletennis.com der Community beitreten. Diese wird unter anderem vom 1. FC Köln, dem Westdeutschen Tischtennis-Verband, dem Kölner Sportamt und den TT-Experten unterstützt. (alw)

„Ein Kreisligaspieler kann locker gegen einen guten Streetplayer verlieren“, erklärt Heger einen weiteren, reizvollen Aspekt. Am Ende setzten sich in Köln-Müngersdorf aber doch die Regionalliga-, Oberliga- oder Verbandsligaspieler durch. Im Finale kam es dann zum Hamburger Duell zwischen Nam Do (35) als „StreetTT Ninja“ und „TT hrun“, der mit bürgerlichem Namen Harun Bozanoglu (33) heißt.

Nachdem dieser als Oberliga-Crack den Verbandsliga-Spieler glatt mit 3:0 in die Schranken gewiesen hatte, wurde kurzerhand entschieden, den Modus zu wechseln. „Auch wenn es abends schon kalt und die Wettkampfplatten deswegen leicht feucht wurden, wollten wir noch mehr sehen“, berichtet Heger. „Für den Pokal mussten also vier statt drei Sätze gewonnen werden.“ So kam der „Ninja“ auf 2:3 heran. Am Ende triumphierte aber „TT hrun“.

„Das war wohl der letzte Spätsommertag, und wir hatten einen tollen Abschluss“, freute sich der Organisator.

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