„Cork + Crochet“Diese Kölnerin produziert nachhaltige Taschen aus Kork

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Merle Gielnik vertreibt Accessoires aus Kork.

Köln – Kork kann mehr. Die Möglichkeiten des Materials enden nicht beim Verschließen von Weinen oder dem Bedecken von Böden. Merle Gielnik hat es sich zur Aufgabe gemacht, dieses Mehr aus der Baumrinde herauszuholen. Unter ihrem Label „Cork + Crochet“ vertreibt die Kölnerin zum Beispiel Taschen, Portemonnaies und Krawatten aus Kork. Mit dem klassischen Weinkorken hat das aber weder optisch noch haptisch etwas zu tun. Im Gegenteil: Der Kork in den Produkten von „Cork + Crochet“ fühlt sich an wie Leder, nur wärmer und erheblich leichter. Außerdem ist es schmutz- und wasserabweisend und leicht zu reinigen. Bei all der Begeisterung für das Material ist Gielnik jedoch vor allem eins wichtig: Nachhaltigkeit.

Nachhaltigkeit ist das oberste Gebot

Die Idee kam Gielnik im Portugal-Urlaub. „Dort sind Accessoires aus Kork gang und gäbe“, erzählt sie. Alle zehn Jahre werden die Korkeichen in Portugal geschält, um ihre Rinde zu Kork zu verarbeiten – den Bäumen schadet das nicht. Doch nicht nur das Material an sich macht Korkeichenwälder zu etwas nachhaltigem. Sie sind auch Lebensraum für beispielsweise den stark bedrohten iberischen Luchs. Und mehr noch: Da Korkeichen mit ihrer dicken Rinde schwer entflammbar sind, gelten sie als Bollwerke gegen die immer häufiger auftretenden Waldbrände in Portugal.

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Doch Kork ist nicht automatisch nachhaltig. Deshalb sind die Wälder, aus denen Gielniks Kork kommt, alle FSC-zertifiziert, werden also nachhaltig bewirtschaftet. Die Baumwolle, die dem Kork als Trägermaterial dient, ist ebenfalls zertifiziert. Zum finalen Stoff zusammengefügt wird das Material von einer kleinen Manufaktur in Portugal, erzählt Gielnik. Selbst der Kleber ist dabei nachhaltig und ohne Chemikalien.

Produkte

75 Produkte umfasst das Portfolio von „Cork + Crochet“ inzwischen. Zu kaufen gibt es die bisher vor allem online – in ihrem eigenen Onlineshop und „auf keinen Fall auf Amazon“, wie Gielnik klarstellt. Vor der Pandemie waren Gielnik und Hoque auch viel auf Messen unterwegs, das fiel dieses Jahr alles aus. Auch Einzelhändler in Bayern und der Schweiz haben die Korkprodukte gelistet. (nhi)

Aber „Nachhaltigkeit hört nicht beim Material auf“, betont sie. Deshalb werden die Produkte direkt in der Region produziert. Teils von Gielnik und ihrer Geschäftspartnerin Cameli Hoque direkt in ihrem Büro in Zollstock, teils von einer Behindertenwerkstatt im benachbarten Hürth. Die hatte sich Gielnik vorher persönlich angeschaut und die Angestellten eingearbeitet. Wichtig sei ihr dabei auch der Umgang mit den Menschen mit Behinderung gewesen: „Auch Rücksicht und Respekt hat etwas mit Nachhaltigkeit zu tun.“

Mehr auf: www.corkandcrochet.com

Wenn Gielnik von ihrem Projekt „Cork + Crochet“ redet, wird schnell klar: Sie brennt für das Thema. Und das nicht nur aus Profitinteresse, sondern weil sie wirklich etwas verändern will. Doch auch ihr ist bewusst: Perfekt nachhaltig leben ist im Alltag kaum möglich – auch nicht für sie selbst. „Wir versuchen, Nachhaltigkeit so gut wie möglich vorzuleben.“ Nachhaltig leben bedeute für sie vielmehr, immer das Beste zu geben.

Für die Zukunft träumt die Gründerin allerdings von einem eigenen Geschäft in Köln. Und auch weitere Produkte wie Laptoptaschen, Krawatten oder auch Kappen sind in der Planung. Gielnik möchte „eine echte Alternative zu Leder und Fast Fashion“ schaffen und beweist somit noch einmal nachdrücklich: Kork kann mehr.

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