„Das andere Gespräch“Flughafen-Chef über seine Zeit als DJ in der eigenen Disco

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Johann Vanneste

Flughafen-Chef Johan Vanneste sitzt neben einem DJ-Set.

  • Im „anderen Gespräch“ reden Prominente über alles – nur nicht über ihren Beruf.
  • Mit Johan Vanneste (59), Chef des Flughafens Köln/Bonn, hat sich Diana Haß über seine musikalische Seite unterhalten.
  • Noch heute legt der ehemalige DJ gerne für Freunde Platten auf.

Köln – Sie hatten mal eine Disco in Ihrer Heimatstadt Turnhout. Wie kam es dazu?

Johan Vanneste: Ich war immer schon ganz verrückt nach Musik, habe mir so viele Platten wie möglich gekauft und ungeheuer viele Kassetten aufgenommen und beschriftet. Dabei hatte ich immer den Wunsch, irgendwann mal in meinem Leben all die Musik zu besitzen. Dann habe ich angefangen, auf Partys aufzulegen. Wenn meine Eltern nicht da waren, haben wir das Elternhaus zur Disco gemacht. Das waren dann so Partys mit an die 150 Leute. Als dann 1986 ein Café in der Stadt frei war, haben mein Bruder, meine Schwester und ich ziemlich spontan entschieden, dass wir da eine Disco aufmachen, die „Bronx“. Wir sind zur Bank gegangen und haben einen Kredit aufgenommen und das komplett neu ausgestattet. Ich war der DJ. Jeden Freitag, Samstag und Sonntag hab ich aufgelegt. Nach der Arbeit. Ich war frei, keine Kinder, nicht verheiratet.

Und war Ihre Diskothek ein Erfolg?

Alles zum Thema Flughafen Köln/Bonn

(lacht) Eigentlich nicht. Das war vor allem viel Spaß. Richtig Geld verdienen konnte man damals aber nicht. Das einzige, was ich davon hatte, war, dass ich meine Plattensammlung sehr erweitert habe. Damals arbeitete ich Vollzeit in Brüssel, und das Ritual war, dass ich freitags nach der Arbeit von Brüssel nach Antwerpen gefahren bin zu „USA-Import“, einem Vinylplatten-Spezialisten. Das war das beste Geschäft in ganz Belgien, wo man als DJ die neuesten amerikanischen Importe und die angesagteste Dance-Music kaufte konnte. Danach hab ich zu Hause gut gegessen und dann ging es in der Disco los bis 4 oder 5 Uhr morgens. 1990 bin ich komplett ausgestiegen. Ich hatte einen neuen Job, ich hatte in dem Jahr auch geheiratet.

Zur Person

Johan Vanneste (59) ist seit Mai 2018 Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Er wechselte vom Flughafen Luxemburg, den er seit 2014 geführt hatte. Unter seiner Führung konnten die Passagierzahlen und das Frachtaufkommen am Lux-Airport erheblich gesteigert werden.

Der Flugzeugbau-Ingenieur ist ein seit Jahren erfolgreich tätiger, international erfahrener Manager. Er hatte verschiedene Führungspositionen in der Luftverkehrsindustrie inne – unter anderem leitete er die Fluggesellschaften Air Belgium, Delta Air Transport und VLM.

Der Belgier stammt aus Turnhout in der Nähe von Antwerpen. Er ist verheiratet und hat drei Kinder. Vanneste hat ein Faible für Motorräder und arbeitete in jungen Jahren als Motorrad-Testfahrer. (dha)

Haben Sie Ihre Frau in der Disco kennengelernt?

Nein, die habe ich in Antwerpen kennengelernt. Bei einem Pat-Metheny-Konzert hat unsere Beziehung angefangen. Welche Musik haben Sie gespielt? Viel Tanzmusik, Funk, Soul.

Was gefällt Ihnen am DJ-Sein?

Der Spaß ist, die Leute in Bewegung zu bringen und in Bewegung zu halten. Natürlich spiele ich meinen Musikgeschmack, aber ich gucke auch auf die Leute, und ich weiß inzwischen auch gut, was funktioniert.

Was funktioniert? „Papa was a Rolling Stone“?

Nein, das ist zu langsam. Man muss eigentlich immer so 120 Beats per Minute haben. „Papa was a Rolling Stone“ liegt so bei 110 bis 112 Beats. In meinem Schrank gibt es Platten, wenn ich die auflege, dann bumm!

Was ist denn so eine Bumm-Platte?

Die Average White Band mit „Pick up the Pieces“ funktioniert immer.

Welche Rolle spielt Musik in Ihrem Leben?

Ich schaue mir im Fernsehen Hintergrundsendungen auf Spezialsendern an. Das fasziniert mich. Mein Vater war Pianospieler, und auch meine Mutter ist mit klassischer Musik aufgewachsen. Ich habe Klavier und Oboe gelernt. Letztens habe ich mir eine Sendung über DJ Avicii angesehen. Der war ein Genie. Shazam ist meine wichtigste App. Da kann ich immer direkt herausfinden, was gerade läuft. Manchmal denke ich dann, dass ich vielleicht auch Musikproduzent hätte werden können.

Wie sind Ihre privaten Hörgewohnheiten?

Ich muss eigentlich immer Musik anhaben. Meine Frau wird da verrückt von. Sie hat zu Hause lieber keine Musik laufen. Im Auto habe ich wenig Geduld. Wenn die Musik im Radio nicht gut ist, suche ich gleich den nächsten Sender. Radiosender begeistern mich seit jeher. Hier in Deutschland höre ich gerne WDR 4, weil die viel Originalmusik spielen. Und auch Schwarzwaldradio auf DAB. Der Namen hört sich zwar seltsam an, aber der Sender ist toll. Die nennen sich die größte Jukebox Deutschlands, und ich habe zur Zeit das Gefühl, dass die mit meinen Platten unterwegs sind. In Belgien höre ich gerne den Sender Sublime.

Gibt es Musik, die Sie nicht mögen?

Folk und auch puren Jazz mag ich nicht. Aber mein Musikgeschmack ist sehr breit. Auf meiner Playlist ist alles mögliche, wenn ich unterwegs bin. Auch Katy Perry mit Calvin Harris und Pharell Williams mit „Feels“, „Cake by the Ocean“ oder Peter Fox.

Sie haben letztes Jahr auf dem Betriebsfest des Flughafens aufgelegt.

Ja, da war ich allerdings erst vier, fünf Wochen da und war noch unsicher, was in Deutschland funktioniert. Inzwischen bin ich da sicherer.

Ihre Kinder sind inzwischen 24, 25 und 26 Jahre. Sind Sie musikalisch auf einem Nenner?

Mein ältester Sohn war auch kurz DJ, allerdings Techno. Mein zweiter Sohn hat meine alte Anlage bekommen und mehr meinen Rock-Geschmack geerbt, wie Boston oder Beatles. Der hat heute Musik, die ich damals nicht kaufen konnte. In seinem Alter war ich fast deprimiert, weil ich mir nicht alle Musik kaufen konnte. Meine Kinder spielen alle auch ein Instrument. Der älteste und der jüngste Klavier, der mittlere Gitarre.

Wissen Sie noch, was Ihre erste Platte war?

Eine 45er. Ich glaube, Popcorn hieß die. (singt die Melodie…) Bei den ersten Alben war dann Manfred Mann’s Earth Band. Earth, Wind & Fire und Steely Dan haben mich ziemlich beeinflusst.

Profitieren Sie eigentlich von Ihren DJ-Erfahrungen auch im Beruf?

Ich denke, das ist keine schlechte Schule. Man lernt, was Menschen bewegt. Witzigerweise führt mein DJ-Nachfolger aus unserer ehemaligen Disco inzwischen ein großes französisches Unternehmen.

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