„Deine Sitzung“ in KölnKulturvermittlung zwischen Mettbrötchen und Orient

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Jan van Weyde legte einen starken Auftritt hin.

  • Bei der Premiere im Brunosaal legte das Ensemble eine starke Teamleistung hin.
  • Zu Ehren von Mitbegründer Olaf Bürger wurde erstmals der „Goldene Olaf“ verliehen.
  • Für die Aufführung gibt es noch Restkarten.

Köln – Sitzungspräsidentin Mira Boes verdeutlicht die Ausweglosigkeit des jecken Annäherungsversuchs gleich zu Beginn. „Wie können wir dem Orient die Hand reichen, wenn wir in der anderen ein Mettbrötchen halten“, lautet die quälende Frage. Nein, eine Lösung gebe es nicht, aber man könne wunderbar gemeinsam feiern, schlägt Boes vor. Mit „Alaaf Aleikum“ schunkelt das Ensemble von „Deine Sitzung“ in dieser Session wunderbar Richtung Osten und hat sehr unterhaltsame Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen entdeckt.

Hommage an Mitbegründer Olaf Bürger

„Datteln, Kölsch un e lecker Ziege, dat bruch ene Berber um jlöcklich zo sin“, singen die Menschen bei der Premiere im Brunosaal, anschließend tanzen sie zu der Nummer „Sulang im Haarem die Leechter noch brenne“. Begleitet werden sie vom starken „Orchester der Liebe“, das sich dem Anlass entsprechend in die „wüsten Söhne“ verwandelt hat. 

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Van Weyde spottete auf der Bühne über das Elternsein.

Überhaupt besticht die Sitzung durch viel Liebe zum Detail. Und durch ganz viel Sarkasmus, wenn die stark aufspielende Mirja Boes als Stewardess von „Schrei Emirates“ die Fluggäste makaber zur Reise ins Paradies begrüßt und die Funktion der Sprengstoffgürtel erklärt – als seien es Schwimmwesten.

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Über dem karnevalistisch-bunten Treiben schwebt imaginär Olaf Bürger, der vorigen Sommer nach schwerer Krankheit verstorbene Mitbegründer von „Deine Sitzung“. Vor der Pause wird es sehr emotional, denn da werden auf Leinwand noch einmal seine skurilsten Momentaufnahmen der vergangenen Jahre gezeigt – eine melancholische Hommage. Von nun an wird ihm zu Ehren zudem der „Goldene Olaf“ als Auszeichnung an einen der Gastkünstler vergeben. Eine nette Idee.

Zwischen Mettbrötchen und Orient

Erster Preisträger ist der Komiker Jan van Weyde, der mit beißender Ironie das Elternsein persifliert. Viel Applaus erhält das Sitzungs-Ensemble für die „Drei heiligen Köbesse“, die ein Kölschfass in der Krippe finden und es ungeöffnet nach Köln bringen müssen – „auf das es ewig fließe“. Dabei trotzen sie sogar einem „Alaafisten“, also einem „ideologisch völlig verbrämtem Sitzungskarnevalisten“. Das Programm ist voll von solch netten Sprachwitzen und Sticheleien.

Tickets und Termine

Restkarten gibt es nur noch für die Aufführung am 26. Januar (16 Uhr) im Brusosaal (Klettenberg). Ab dem 7. Februar wechselt die Show nach Ehrenfeld in die Balloni-Hallen, dort übernimmt Carolin Kebekus die Sitzungspräsidentschaft.

In wechselnder Besetzung treten folgende Gastkünstler bei „Deine Sitzung“ auf: Jürgen Becker, Mitbegründer der Stunksitzung, Fatih Cevukkollu, die „Beer Bitches“, John Doyle, Lisa Feller, Planschemalöör, Barbara Ruscher, die Folk-Band Schank, Ralf Senkel, Benni Stark, Rene Steinberg sowie die Pink Poms. (tho)  

Natürlich tauscht „Ebasa, der Meister“, der das Orchester leitet, im Laufe des Abends die orientalische Nay (Flöte) gegen das Alphorn und spielt „Do bes Kölle“ – das hat bereits Tradition. Insgesamt haben die Akteure die Lücke, die Olaf Bürger hinterlassen hat, durch eine starke Kollektivleistung sehr respektabel und ansehnlich geschlossen. Mit Sicherheit wäre er stolz auf die Entwicklung seines Erbes.

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