„Ein Desaster“Stadt hält an versehentlicher Kündigung für Galerie am Ebertplatz fest

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Im Dialog: Oberbürgermeisterin Henriette Reker (links) am Dienstag im Gespräch mit den Künstlern Michael Nowottny vom „Labor“ und Maria Wildeis von der Galerie „Tiefgarage“.

Im Dialog: Oberbürgermeisterin Henriette Reker (links) am Dienstag im Gespräch mit den Künstlern Michael Nowottny vom „Labor“ und Maria Wildeis von der Galerie „Tiefgarage“.

Köln – Der Fahrplan stand. Eigentlich. Nach Rundschau-Informationen tagten vor einer Woche verschiedene Ämter der Stadt, besprachen, wie der Angstraum Ebertplatz sicherer gemacht werden kann, wie Mord und Drogenhandel gestoppt werden können. Die bevorzugte Lösung: Die vier Zugänge zum westlichen Teil des Ebertplatzes zu schließen, sie sind nicht mit der Haltestelle der Kölner Verkehrs-Betriebe verbunden.

Dann müssten aber die Kunstgalerien und Geschäfte dicht machen. Demnach erhielt jede Abteilung ihre Aufgabe, eine Woche später sollten sie ihre Ergebnisse präsentieren, daraus ein Sicherheitskonzept gegossen werden. Eigentlich.

Liegenschaftsamt kündigte direkt

Doch dazu kam es nicht, weil das Liegenschaftsamt nach Rundschau-Informationen einem der Künstler in der dunklen Westpassage direkt zur Jahresmitte 2018 kündigte – und damit seine eigentliche Aufgabe verfehlte. Denn ursprünglich sollte das Amt nur prüfen, wie die Verträge gestaltet sind, welche Ausstiegsmöglichkeiten es gibt.

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Stattdessen erhielt die Projektgalerie „Labor“ um Künstler Michael Nowottny die schriftliche Kündigung, er müsste bis Mitte 2018 ausziehen. „Das ist ein Desaster“, heißt es aus dem Rathaus über das schief gelaufene Verfahren. Es habe einen klar definierten Ablauf gegeben, doch der sei nicht eingehalten worden.

Kündigung „verfrüht“

Am Donnerstag teilte die Stadt nach einem Krisengespräch mit, die Kündigung sei „verfrüht“ geschehen. Zuvor hatten Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Stadtdirektor Stephan Keller und weitere städtische Angestellte sich getroffen. Reker bedauerte, dass mit der Kündigung der Eindruck erweckt wurde, die Prüfung der Sicherheitslage sei abgeschlossen.

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Sie selbst hatte am Dienstag am Ebertplatz mit Nowottny und anderen Künstlern gesprochen, sich überrascht über die Kündigung gezeigt, von der sie nichts wusste. Also stoppte sie das Verfahren, tagte gestern mit Keller und Co. Anschließend erklärte die Verwaltung, noch in diesem Jahr ein Konzept für eine Interimsgestaltung erarbeiten zu wollen. Es soll die Phase bis zum Neubau regeln und bis Jahresende der Politik vorgelegt werden. Bis dahin will die Stadt auch keine weiteren Kündigungen aussprechen.

Kündigung für „Labor“ bleibt

Trotzdem bleibt die Kündigung für das „Labor“ bestehen, wie ein Stadtsprecher bestätigte. „Das ist eine echt harte Nummer“, sagte Nowottny. Er muss nun warten, laut Sprecher gibt es zwei Möglichkeiten. Erste Alternative: Die Prüfung ergibt, dass die Zugänge zur Westseite offen bleiben, dann wird die Kündigung zurückgezogen, die Läden bleiben. Oder zweitens: Wie von der Stadt bevorzugt, werden die Zugänge dicht gemacht, dann bleibt die Kündigung für das „Labor“ bestehen – und auch die anderen betroffenen Geschäfte und Künstler erhalten eine.

Zu den Anliegern zählen zwei afrikanische Bars, ein Kopier-Geschäft und vier Kunstvereine, einer davon ist das „Labor“. „Das kann keine Lösung sein“, sagt Nowottny. Warum nun nur das Labor die Kündigung erhielt und die anderen Anlieger nicht, ist selbst Beteiligten im Rathaus unklar. Den anderen ist die Kündigung aber zumindest angedroht worden. Die Künstler wollen nun eine Erklärung verfassen, an Reker und die Fraktionen schicken. Darin wollen sie ihre Sicht der Dinge schildern, mögliche Verbesserungen aufzeigen. Laut Nowottny planen sie eine politische Eingabe, wollen an der Neugestaltung des Platzes beteiligt werden.

Auch der Zeitplan hat sich geändert: Noch am Dienstag hatte die Stadt der Rundschau bestätigt, schon in den nächsten Wochen alle Zugänge zur Westpassage dicht machen zu wollen. „Wir können nicht mehr warten“, hatte eine Sprecherin gesagt. Doch darauf läuft es nun hinaus: Erst muss die einberufene Arbeitsgruppe den politischen Gremien das Konzept vorlegen, das soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Wie berichtet, hatten Polizeipräsident Uwe Jacob und Keller sich zu einem Ortstermin vorige Woche getroffen, unter anderem eine bessere Beleuchtung sowie eine verstärkte Präsenz beschlossen. So soll es den Drogendealern schwerer gemacht werden. Wie nötig das ist, zeigte der Mittwoch dieser Woche: Die Polizei nahm erneut drei Dealer fest. Der Alltag geht also vorerst weiter.

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