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Dunja Hayali„Im Umgang mit Rechtspopulisten gibt es nicht den Königsweg“

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Journalistin Dunja Hayali liest am Sonntag im Gloria aus ihrem Buch „Haymatland“.

  • „Haymatland“ heißt das Buch der Journalistin Dunja Hayali.
  • Darin begründet sie, was „Heimat“ ist und wie wir mit denen umgehen sollten, die sie durch Hass gefährden.
  • Bevor sie am kommenden Sonntag, 29. September, im Gloria liest, sprach Pauline Faust mit der Journalistin.

Köln – In ihrem Buch „Haymatland“ ergründet Dunja Hayali, was „Heimat“ ist und wie wir mit denen umgehen sollten, die sie durch Hass gefährden. Bevor Sie am kommenden Sonntag, 29. September,  im Gloria liest, sprach Pauline Faust mit der Journalistin.

Sie treten in der Öffentlichkeit oft als Person auf, die sich gegen Fremdenhass und für eine offene und dialogbereite Gesellschaft einsetzt. Beschäftigen Sie sich zu viel mit solchen Themen?

Wenn ich mir die Tendenzen in Europa und Deutschland anschaue, dann würde ich sagen: Wir müssen noch mehr tun. Wir müssen noch lauter darüber reden, wie wir zusammenleben wollen. Es ist wichtig, unsere Demokratie zu schützen. Dazu gehört es, über Gelungenes wie Gescheitertes zu sprechen. Nicht alles ist schwarz-weiß oder links-rechts. Aber auch um diesen Eindruck zu widersprechen: Ich beschäftige mich schon auch mit anderen Dingen. Würde ich mich nur um dieses Thema kümmern, würde ich irgendwann nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Es ist schrecklich, wie viele Menschen unter dem Hass in unserer Gesellschaft leiden müssen.

Kommen zu Veranstaltungen wie Ihren nicht eh nur die, die sowieso für eine tolerante Gesellschaft stehen und die mit Ihnen einer Meinung sind?

Selbst wenn das so wäre, kann Aufhören nicht die Konsequenz sein. Aber es kommen auch Besucher, die eine andere Meinung haben als ich. Bei einer Lesung stand eine Frau auf, die konnte mich nicht leiden. Vom Publikum wollten 80 Prozent ihr an die Kehle springen. Aber das geht auch nicht. Ich erwarte, dass wir uns untereinander mit Respekt behandeln. Zuhören. Versuchen, den anderen zu verstehen. In einer Demokratie müssen wir Meinungsvielfalt und Widerspruch aushalten. Hass und Hetze sind aber keine Meinung.

Zur Person

Die Journalistin und Fernsehmoderatorin Dunja Hayali (45) hat bereits viele Sendungen für das ZDF moderiert. Seit diesem Sommer trägt ihr Talkmagazin erstmals den Namen der Moderatorin. 2016 erhielt Hayali die Goldene Kamera in der Kategorie „Beste Information“.

Hayali ist Anfeindungen gewohnt – aufgrund ihrer irakischen Wurzeln und ihrer Homosexualität.

Für ihren Auftritt am Sonntag (20 Uhr) im Gloria gibt es noch Tickets an der Abendkasse.

www.gloria-theater.com

Sie haben neulich AfD-Mann Jörg Meuthen in Ihre Sendung eingeladen und wurden dafür kritisiert. Einige sagen, mit Rechten solle man erst gar nicht reden. Sie gehen auf sie zu. Warum machen Sie das?

Im Umgang mit Rechtspopulisten gibt es nicht den Königsweg. Ich arbeite als Journalistin für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, da muss man nur in den Rundfunkvertrag schauen und weiß, was unser Auftrag ist. Und haben die Bürger, die diese Partei gewählt haben, kein Anrecht darauf, ihre Vertreter bei den Öffentlich-Rechtlichen zu sehen? Grundsätzlich habe ich festgestellt, besonders nach dem Interview mit der Jungen Freiheit, dass wenn man Blasen durchstößt, selbst die Toleranten ziemlich intolerant werden. Sie werfen mit Worten um sich, die ähnlich wenig mit Anstand zu tun haben, wie ich es sonst nur von Rechtsaußen kenne.

Über was für Themen sprechen Sie noch mit ihrem Publikum?

Jeder kann fragen, was er will. Ich habe halt nicht auf alles eine Antwort. Mich interessieren, und das wissen viele der Menschen auch, neben Migration und Flucht, auch Bildung und Pflege. Zudem beantworte ich gerne Fragen zum Journalismus. Ich mag es, Transparenz zu schaffen und Einblicke in meinen Job zu geben.

Sie sagen über sich, viele Heimaten zu haben. In Köln haben Sie an der Sporthochschule studiert und später gearbeitet. Zählen Sie die Stadt zu Ihren Heimaten?

Absolut, da bin ich flügge geworden. Wen ich über die A 57 fahre und den Dom sehe, bekomme ich Heimatgefühle. Ich habe hier auch meinen ersten Hund großgezogen. Immer wenn wir am Grüngürtel vorbeifuhren, ist Emma auf der Rückbank vor Freude wie verrückt hin und her gelaufen.

Welche Orte hier liegen Ihnen denn besonders am Herzen?

Wie viele Kneipen möchten Sie aufschreiben? (lacht) Ich war viel im Belgischem Viertel unterwegs und in der Südstadt. Auf dem Brüsseler Platz habe ich auch schon einige Abende verbracht und im Gloria hatte ich eine wilde Phase. Und natürlich ist da noch die Sporthochschule.

Was ist das für ein Gefühl, dass Sie mit Heimat verbinden?

Ich kenne mich aus und ich komme an. Ich fühle mich aufgehoben. Denn he bin ich zohuss.

In Köln und anderswo, was sollen die Besucher aus Ihrer Lesung mitnehmen?

Ich möchte ihnen Mut, Hoffnung und eine Perspektive mitgeben. Ich will zeigen, dass es um was geht, dass jeder einen Unterschied machen kann.  Es fängt im Kleinen auf der Straße an: Sie können „Danke“, „Bitte“ und „Entschuldigung“ sagen. Wenn eine 16-Jährige mit Pappschild etwas bewegen kann, dann können wir das auch. So eine Lesung ist auch ein guter Ort, neue Leute kennenzulernen. Leute, die nicht unbedingt die gleiche Meinung haben.

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