„Jammern gilt nicht“NS-Dokumentationszentrum kämpft mit den Corona-Folgen

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Im EL-DE-Haus, der ehemaligen Gestapo-Zentrale, ist das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln untergebracht.

Im EL-DE-Haus, der ehemaligen Gestapo-Zentrale, ist das NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln untergebracht.

Köln – „Es ist schon bitter. Aber Jammern gilt nicht.“ Werner Jung bringt es unverblümt auf den Punkt. Wenn der Leiter des NS-Dokumentationszentrums auf die Folgen der Corona-Pandemie zu sprechen kommt, mischen sich Frust und ein trotziges Jetzt-erst-recht. Seit 18 Jahren führt er die Institution am Appellhofplatz, nun konnte er das erfolgreichste Jahr ihrer Geschichte verkünden. 97 041 Menschen besuchten 2019 die Ausstellungen und die Gedenkstätte in der ehemaligen Gestapo-Zentrale. Das waren fünf Prozent mehr als im Vorjahr und der 18. Besucherrekord in Folge. Es gab mehr als 2300 Führungen und rund 220 Veranstaltungen – damit stellte das NS Dok im 40. Jahr seines Bestehens erneut eindrucksvoll unter Beweis, dass es ein äußerst lebendiger Ort der Erinnerung ist.

Nachzulesen ist all das im 256 Seiten starken Jahresbericht, der für drei Euro im Buchhandel erhältlich und auf der Internetseite des NS Dok veröffentlicht ist. „Eine stolze Bilanz eines großartigen Jahres“, resümiert Werner Jung. Doch all das war vor Corona. Seit dem Lockdown im März ist nichts mehr, wie es war.

Keine Touristen, keine Schulklassen

Denn die beiden stärksten Besuchergruppen der Einrichtung lassen sich kaum noch blicken, trotz des auf 2 Euro ermäßigten Eintritts. Corona-bedingt kommen derzeit weder Touristen, noch Schulklassen. Zwar steigt die Zahl der täglichen Besucher seit der Wiedereröffnung am 5. Mai langsam wieder an, sie liegt aber nur im zweistelligen Bereich. Trotz aller Widrigkeiten richtet Jung den Blick nach vorn. Eine geplante Ausstellung über Thessaloniki musste abgesagt, soll aber 2021 nachgeholt werden. Ab September soll es wieder Veranstaltungen im Haus geben. Bis dahin soll die Bildungsarbeit durch eine neu geschaffene Anlaufstelle für von Antisemitismus Betroffene sowie eine Stelle für Recherche und Dokumentation antisemitischer Übergriffe gestärkt werden. Und momentan, so Jung, gebe es für die Kölner die Gelegenheit, das EL-DE-Haus neu für sich zu entdecken.

www.ns-dok.de

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