„Jede Patenschaft ist anders“Kölner Ehrenamtliche fördern Flüchtlingskinder

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Sie kümmern sich ehrenamtlich um Flüchtlingskinder: Carolin Radtke (l.) und Sigrid Vormann.

Sie kümmern sich ehrenamtlich um Flüchtlingskinder: Carolin Radtke (l.) und Sigrid Vormann.

Köln – 233 Paten haben sich in den letzten vier Jahren für Flüchtlingskinder engagiert. „So viele Menschen haben wir schon zusammengebracht“, sagt Sonja Niggemeier von der Kölner Freiwilligen-Agentur. Und es sollen noch mehr werden. Deswegen lädt der Verein regelmäßig zu Informationsveranstaltungen ein.

Eigentlich laufen die ehrenamtlichen Patenschaften über ein Jahr. Aber oft besteht der Kontakt zu den Kindern auch nach dieser Zeit. Wie bei Sigrid Vormann (63), die sich um ein neunjähriges Mädchen kümmert und von ihren Erlebnissen berichtet. Die Mutter stammt aus Somalia, die Tochter wurde in Libyen geboren. „Sie hat ihr ganzes Leben auf der Flucht verbracht“, erzählt Sigrid Vormann. „Ich habe durch die Patenschaft das Gefühl bekommen, wirklich etwas tun zu können und nicht nur den Dingen machtlos gegenüberzustehen.“ Die Rentnerin hat die kleine Familie zu Elternabenden begleitet. Sie liest, spielt, bastelt und kocht mit der Tochter und ist eine wichtige Ansprechpartnerin geblieben.

Unterstützung beim Spracherwerb

Ankommenspaten

Auch der Verein Ceno sucht Ehrenamtler, die eine Ankommenspartnerschaft für Flüchtlinge übernehmen. Dreimal drei Stunden innerhalb von sechs Wochen sind vorgesehen, um gemeinsam die Umgebung zu erkunden, Sport zu treiben, die Sprache zu vermitteln und sein Gegenüber kennenzulernen.

Es sind keine Vorkenntnisse notwendig. Der Verein lernt beide Seiten kennen, wählt die Paarungen aus und begleitet das erste Treffen. Kontakt zu Ceno unter 0221/995 998-0 oder info@ceno-koeln.de. Das Büro in Deutz ist werktags ab 9 Uhr besetzt.

„Die Aufgaben richten sich nach dem Bedarf der Kinder“, erklärt Sonja Niggemeier. „Jede Patenschaft ist anders.“ Nur die Rahmenbedingungen sind für alle gleich: Die Paten unterstützen die Flüchtlingskinder beim Spracherwerb und bei der Eingliederung in die Schule. Dafür sollen sie sich drei bis fünf Stunden pro Woche an einem oder zwei Tagen Zeit nehmen. Das Patenkind von Sigrid Vormann ist gerade ins vierte Schuljahr versetzt worden.

Der neunjährige Junge, den Carolin Radtke (29) betreut, braucht noch ein wenig Zeit. Er ist mit drei Geschwistern und den Eltern aus dem Irak nach Köln gekommen und besucht eine Seiteneinsteigerklasse. Carolin Radtke war mit ihm im Zoo und hat anschließend aus Tierfotos ein Legespiel gebastelt: Hase, Löwe und auch Erdmännchen – Karten vermitteln die Namen und die Schreibweisen. „Am Ende saß die ganze Familie am Tisch und hat gespielt“, berichtet die Studentin. Sie besucht den Jungen einmal pro Woche zu Hause. „Ein konkretes Schicksal kennenzulernen, ist etwas Besonderes.“

Das Projekt wird von der Kölner Freiwilligen Agentur und dem Kölner Flüchtlingsrat getragen und von der Stadt Köln unterstützt. Die Paten müssen pädagogische Vorerfahrungen, zum Beispiel durch eigene Kinder, Offenheit und Flexibilität mitbringen. Voraussetzung ist außerdem die Teilnahme an einer Fortbildung und an regelmäßigen Treffen.

Die nächste Veranstaltung für Interessenten findet am Donnerstag, 30. August, um 18.30 Uhr statt, Clemensstraße 7. Infos unter Telefon 02 21/88 82 78 22 oder sonja.niggemeier@koeln-freiwillig.de

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