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„Maria 2.0“ will den AufbruchDomdechant Kleine reiht sich mit ein

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Einer, bei dem die Frauen zumindest auf offene Ohren stoßen, ist Stadtdechant Monsignore Robert Kleine.

Köln – Nicht mehr fünf vor zwölf, sondern bereits fünf nach zwölf ist es für die Katholische Kirche, zumindest nach Ansicht der bundesweiten Bewegung Maria 2.0. Wenn es nämlich darum geht, sich selbst zu reformieren. Hand in Hand machten am Sonntag hunderte Unterstützer der Bewegung nochmals eindrücklich auf ihre Forderungen aufmerksam. Hunderte Frauen und Männer bildeten um 12.05 Uhr eine Menschenkette um das Wahrzeichen der katholischen Kirche in Köln, der Hohen Domkirche St. Petrus, besser bekannt als Kölner Dom.

„Es passiert nichts

von alleine“

Damit sollte laut Rotraud Röver-Barth, Kölner Diözesanvorsitzende beim Katholischen Deutschen Frauen Bund (KDFB), gezeigt werden, dass man zwar „im Glauben verwurzelt“ sei, dennoch aber Forderungen stelle, weil die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen in der Kirche nicht mehr hinnehmbar seien. Unter anderem will Maria 2.0 die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern erreichen, die Beauftragung von Laien mit der Gemeindeleitung, mutige Veränderungen von Kirchenstrukturen, Gleichberechtigung von Frauen und Männern in der Kirche und die strafrechtliche Verfolgung von Tätern und Vertuschern sexualisierter Gewalt.

Mit diesen Forderungen findet die Bewegung, die von Katholikinnen aus der Heilig Kreuz Gemeinde in Münster ins Leben gerufen worden war, zwar bundesweit durchaus auch bei manchen höheren Würdenträgern Anklang. Im Erzbistum Köln stoßen sie damit jedoch weitgehend auf Granit. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki steht der Bewegung ablehnend gegenüber. Dennoch oder gerade deshalb gibt sich diese kämpferisch. „Es passiert nichts von alleine. Frauen und Männer müssen sich dafür einsetzen, dass Wege gegangen werden, die tatsächlich einen Aufbruch und ein Ziel haben“, erklärte Ute Hücker aus dem „Maria 2.0“-Initiativkreis St. Agnes und Pressesprecherin beim Katholischen Deutschen Frauenbund, dem Initiator der Bewegung.

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Teilnehmer ohne große Hoffung

Ob Kardinal Woelki nun mit der jüngsten Aktion zu einem Umdenken oder wenigstens zu einem offeneren Umgang mit den Forderungen bewegt werden wird, daran wollten auch die meisten Teilnehmer nicht glauben. „Nein, da habe ich keine große Hoffnung“, sagte Teilnehmerin Claudia (56). Dennoch finde sie es wichtig, „dass es jetzt eine solche Bewegung gibt“. Und auch Hücker vom KDFB musste zugestehen, dass es keine leichte Aufgabe werden wird. Eine Reform müsse aber kommen, denn, so ihr Schluss: „Frauen sind Kirche!“

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Einer, bei dem die Frauen zumindest auf offene Ohren stoßen, ist Stadtdechant Monsignore Robert Kleine. Der reihte sich ein in die Menschenkette hinter einem Transparent mit der Aufschrift „Klimawandel in der Kirche“. „Das kann ich unterstützen“, erklärte er. Und weiter: „Bei ,Maria 2.0’ handelt es sich um eine Bewegung aus dem inneren Zirkel der Kirche. Die Menschen sind ja für etwas, nicht gegen etwas. Ich bin hier, um zuzuhören und Argumente auszutauschen.“

Stadtdechant ist zwiegespalten

Einigen Zielen von „Maria 2.0“ kann der Stadtdechant durchaus etwas abgewinnen: „Macht abzugeben ist für mich eine Forderung, über die man reden sollte. Natürlich verurteile auch ich sexualisierte Gewalt.“ Was den Zugang zu den Ämtern angehe, habe der Heilige Vater in Rom das letzte Wort. Daran könnten die deutschen Katholiken und Katholikinnen nicht rütteln. „Aber wir sollten versuchen, das, was wir ändern können, zu ändern. Das Schlechteste wäre, wenn Menschen unsere Kirche frustriert verlassen.“

Monsignore Kleine wünscht sich, dass die Bewegung „Maria 2.0“ entgegen bisheriger Ankündigungen am Synodalen Prozess teilnimmt, den die Deutsche Bischofskonferenz angestoßen hat und in dem Priester und Laien gemeinsam nach Wegen suchen, Verantwortung auch auf nicht geweihte Frauen und Männer zu übertragen.

Erst kürzlich sprach sich der Kölner Erzbischof erneut gegen die Forderungen von Maria 2.0 aus, warnte in einem Interview im Domradio vor einer Spaltung der Kirche. Den sieht er vor allem durch den Synodalen Weg gegeben. Kürzlich hatten rund 400 Frauen vor dem Dom unter der Überschrift „Danke Maria“ Blumen niedergelegt und sich auf die Seite Woelkis gestellt.

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