„Miqua“-AusstellungHebräisches Schriftstück kehrt nach fast 600 Jahren zurück

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Originalgetreue Kopie: Weil aktuell noch das Museum in Amsterdam den Machsor zeigt, präsentierte der LVR am Mittwoch eine Kopie von einer der 331 Seiten des Buchs.

Originalgetreue Kopie: Weil aktuell noch das Museum in Amsterdam den Machsor zeigt, präsentierte der LVR am Mittwoch eine Kopie von einer der 331 Seiten des Buchs.

Köln – Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat das zukünftige Herzstück für die Sammlung in der Archäologischen Zone samt Jüdischem Museum („Miqua“) vor dem Historischen Rathaus gekauft. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Machsor, eine 331 Seiten starke hebräische Handschrift.

Das gebundene Buch aus der Zeit zwischen 1240 und 1260 ist einen niedrigen einstelligen Millionen-Euro-Betrag wert. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland, sagte: „Es gibt nur noch zwei andere Exemplare aus dieser Zeit. Möglicherweise ist es sogar das älteste.“ Die Landschaftsversammlung ist das politische Gremium des LVR, besteht aus 124 Politikern.

In Köln nicht vor 2021 zu sehen

Machsor steht für Zyklus, das Buch enthält den Gebetzyklus für die jüdischen Festtage. Laut Christiane Twiehaus, Leiterin der Abteilung Jüdische Geschichte und Kultur beim LVR, ist er zum Gottesdienst in die Synagoge getragen worden, der Vorbeter las daraus vor.

Doch der Machsor gehört nur zur Hälfte dem LVR, der Verband hat ihn gemeinsam mit dem Jüdischem Museum in Amsterdam gekauft, teilt sich die Kosten, Spender und Stifter unterstützen zudem den Kauf. Er wird im Jahreswechsel in Amsterdam und Köln gezeigt, für einzelne Ausstellungen kann diese Aufteilung aber abweichen. In Köln ist er nicht vor 2021 zu sehen, dann soll die „Miqua“ öffnen – Stand jetzt. Ob der Termin zu halten ist angesichts vieler Probleme und Rückschläge, ist zumindest fraglich.

Für den Machsor wäre es eine Rückkehr nach Köln: Laut Twiehaus hat vermutlich ein wohlhabendes Mitglied der jüdischen Gemeinde ihn vor etwa 770 Jahren gestalten lassen. Als die Juden Köln 1424 verlassen mussten, verschwand wohl auch der Machsor, tauchte am 1. Dezember 1669 wieder in Amsterdam auf und bleib dort im Besitz der dortigen jüdischen Gemeinde.

Verbindung zwischen Mittelalter und Neuzeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte das Jüdische Museum die Dauerleihgabe dann aus, dort befindet er sich aktuell noch. Deshalb heißt das Werk eigentlich auch „Amsterdam Machsor“, benannt nach der Stadt, in der er benutzt wurde. Doch nun will die Jüdische Gemeinde in Amsterdam ein Holocaust-Museum, brauchte also Geld, wollte verkaufen, und zwar unter einer Bedingung: die öffentliche Hand soll ihn bekommen. Also schlugen die beiden Museen zu. „Miqua“-Direktor Thomas Otten sagte: „Das ist nicht irgendein Objekt, das wir gekauft haben. Es verbindet das Mittelalter mit der Neuzeit.“

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