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„mymoria“ in KölnDigitales Bestattungsunternehmen eröffnet Boutique-Ladenlokal

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„Neugier erwünscht“: Björn Wolff im Ladenlokal.

„Neugier erwünscht“: Björn Wolff im Ladenlokal.

Köln – Offen, einladend, hell und bunt wirkt der Raum, durch das große Schaufenster sind Birkenstämme und Fotos von farbenfroh geschmückten Menschen auf einer mexikanischen Totenfeier zu sehen. „Wir hatten auch schon Leute hier, die Kerzen oder Karten gekauft haben und erst beim Rausgehen gefragt haben, wo sie eigentlich sind“, sagt Björn Wolff. Die Antwort: beim Bestatter.

Besser gesagt in der ersten Bestattungsboutique des digitalen Bestattungshauses mymoria. Das bietet seit 2016 deutschlandweit einen ungewöhnlichen Service an: Wer möchte, kann eine Bestattung rundum digital planen – vom Sargdesign über die Totenwache bis zum gebuchten Redner mit persönlich abgesprochenem Text. Seine eigene Bestattung übrigens auch. „Das kann trauernde Angehörige sehr entlasten“, so mymoria-Geschäftsführer Wolff.

Tausende Kunden

Digital hätten bereits etliche tausend Kunden das Angebot genutzt. Jetzt soll der Kontakt auch über die Boutique möglich sein, die bewusst in einer belebten Innenstadtstraße eröffnet wurde. „Wir wollen den Umgang mit dem Tod aus der Tabuzone holen“, sagt Wolff. Und zum Thema machen. Deshalb gibt es auch Kinderbücher über den Tod und ungewöhnliche Trauerkarten zu kaufen – mit Eichendorf-Gedichten oder einem schlichten „fuck cancer“ auf braunem Karton. „Bewusst schön und ungewöhnlich“ seien die Produkte, die es zur Gestaltung einer Trauerfeier zu kaufen gibt. Bündel aus gepressten Trockenblumen etwa, die während einer Feier verglimmen und gut duften.

„Den Tod nicht verdrängen, rechtzeitig an alles denken“, ist ein Mantra von Wolff. Und : „Bei uns gibt es kein ’man muss doch’. Jeder Kunde kann selbst entscheiden, wie er eine Beerdigung gestalten will. Und ob er darüber ausführlich mit uns sprechen oder sich von zu Hause darum kümmern möchte.“ Genutzt werde die digitale Bestattungsplanung derzeit vor allem von Menschen zwischen 40 und 65 Jahren. Oft auch, wenn Angehörige und Verstorbene in weit auseinanderliegenden Städten oder verschiedenen Ländern leben. „Dann reisen die Angehörigen zum Abschiednehmen und zur Beerdigung an, müssen aber nicht mehrfach kommen“, schildert Wolff.

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Wer möchte, kann in der Boutique auch im Rahmen eines Beratungsgesprächs gemeinsam mit einem Bestatter alle Details festlegen. Dabei klickt man zuerst die gewünschte Bestattungsart an, danach stehen zahlreiche Urnen oder Särge ebenso zur Wahl wie Blumenschmuck oder Traueranzeigen. Ein weiterer Service: Texte, die die nach dem Tod des Auftraggebers als Brief verschickt werden. Oder Patientenverfügungen, die die hinterlegten Vertrauensperson im Notfall erhält. Die günstigste Beerdigungs-Variante gibt es für rund 1500 Euro, was sämtliche gebuchten Leistungen kosten, wird nach beendeter Planung angezeigt.

Und das können auch ungewöhnliche sein. „Einer unserer Kunden hat verfügt, dass 1000 Euro ausschließlich für Schnaps auszugeben seien“, sagt Wolff. Und so womöglich aus seiner Beerdigung ein Fest gemacht. Das war sein letzter Wille. Tabuzone? Fehlanzeige.

Die Bestattungsboutique, Herzogstraße 36, ist montags und dienstags von 9 bis 20 Uhr, mittwochs bis freitags von 10 bis 20 Uhr, samstags von 10 bis 19 Uhr und sonntags von 11 bis 19 Uhr geöffnet und unter Ruf 8282 9104 erreichbar. Termine können online vereinbart werden.www.mymoria.de

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