„Pferde sind unberechenbar“Lebhafte Podiumsdiskussion um Reittiere im Rosenmontagszug

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Kutschunfall

Eine Kutsche steht im Rosenmontagszug vor einem Tribünenwagen. 

Köln – „Pferde gehören nicht in den Rosenmontagszug.“ In diesem Punkt waren sich die Teilnehmer der Podiumsdiskussion über Pferde im Karneval im Studio Dumont einig. „Die Tiere werden gegen ihren Willen missbraucht“, sagte Tierschützerin Stefanie Moreau. Neben ihr argumentierten Pferdeheilpraktikerin Melanie Wziontek, Pferdetrainer Uli Höschler, Nico Welp von der Pferdehilfe Pro Equine und Claus Cronaus vom Netzwerk für Tiere in Köln (NTK) dafür, Pferde aus dem Karneval zu verbannen. Anlass für die Diskussion war der Ausbruch von Tieren am diesjährigen Rosenmontagszug. Vertreter von Karnevalsvereinen und Pferdecorps seien ausdrücklich eingeladen worden. Man hätte eine faire Pro-Kontra-Diskussion führen wollen, jedoch sei kein Befürworter der Pferde im Karneval bereit gewesen, teilzunehmen.

Tradition kann kein Argument sein

„Das finde ich beschämend, traurig und sehr bezeichnend“, meinte Welp. Trotzdem kritisierten Zuschauer die einseitige Ausrichtung. „Die Fragestellungen sind nicht neutral und es werden nur negative Situationen dargestellt“, meinte eine Teilnehmerin, die selbst schon im Zug ritt. Größtenteils würde dort nichts passieren, vieles sei Panikmache. Die meisten Reiter würden verantwortungsbewusst mit den Tieren umgehen. Doch es gab viel Widerspruch im Publikum. „Schon ein Pferd, das ausbricht, wie in diesem Jahr, ist eines zu viel“, sagte eine Teilnehmerin. Außerdem ginge es um die Qualen, die die Tiere den ganzen Tag durchstehen müssten, und nicht nur darum, ob etwas passiert.

Das sah auch Stefanie Moreau so. Tradition könne kein Argument sein. Die Pferde stünden unter enormer Belastung, dies sei nicht vertretbar. Im Tierschutzgesetz ist festgeschrieben, dass Tiere nicht in Situationen gebracht werden, denen sie nicht gewachsen sind. Genau das geschehe jedoch. Außerdem sei die Sicherheit von Mensch und Tier gefährdet. „Pferde sind unberechenbare Fluchttiere, die man nie hundertprozentig kontrollieren kann“ so Welp.

Dies bestätigte auch Pferdetrainer Hölscher. Um ein Pferd ansatzweise auf einen Zug vorzubereiten, seien mindestens zwei Jahre tägliches Training notwendig. In der Praxis würden jedoch oft Leihpferde eingesetzt, die die Reiter erst kurzfristig kennenlernen.

Zu einem Konsens kamen die Zuschauer in ihrer hitzigen Diskussion nicht. Die Fronten zwischen Gegnern und Befürwortern verhärteten sich im Laufe des Austauschs. Das NTK kündigte als Veranstalter bereits eine Wiederholung der Podiumsdiskussion an.

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