„Revive“ in KölnHier bekommen Designermöbel und Räder ein zweites Leben

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Der Showroom, in dem man einen realistischen Eindruck  bekommt. 

Köln – Die Garage. Immer wieder die Garage. Irgendwann wird sie einen Ehrenplatz in der globalen Geschichte der Startups bekommen. Auch bei den beiden Gründern Paul Jonas und Jonas Brenig spielt sie eine entscheidende Rolle. Ein Mini-Büro in Kalk, eine Garage an der Riehler Straße – die Keimzellen eines Unternehmens, das heute europaweit agiert und auch in anderen Kontinenten seine Fühler ausstreckt.

Neues Leben für alte Designermöbel

Ein Unternehmen zudem, das für den Begriff „nachhaltig“ steht wie wenige andere, obwohl beide Gründer ziemlich allergisch auf den Begriff reagieren: „Revive“ haucht insbesondere alten Designer-Sofas, aber auch anderen hochwertigen Möbeln und mittlerweile auch Markenrädern neues Leben ein. So fachgerecht, dass es von der Neuware kaum zu unterscheiden ist. „Ich habe schon von meinem Opa gelernt, dass man Dinge nicht wegwerfen muss, sondern reparieren kann“, sagt Brenig. „Heute muss jedes Unternehmen nachhaltig sein, und wenn es nur den Firmennamen grün anstreicht.“

Kunden aus aller Welt bestellen inzwischen bei „Revive“. Nicht immer ein ganz billiges Unterfangen, aber im Schnitt mindestens 50 Prozent unter Neupreis.

Der liegt irgendwo zwischen 1000 und 20 000 Euro, darunter rechnet sich die Aufbereitung nicht mehr – jedenfalls nicht in diesem Segment. Dafür bekommt man aber edle Stücke etwa von de sede, ligne roset oder Rolf Benz. Alle in der firmeneigenen Werkstatt sorgfältig per Hand wieder aufbereitet, wenn es sein muss, von Grund auf.

Gegründet wurde in einer Garage

Angefangen hatte es wie erwähnt mit einer kleinen Garage. „Ich habe mich umgeschaut, was wird denn im Netz verschenkt, weil es keiner mehr haben will. Zwei Dinge sind mir sofort aufgefallen: Öltanks und Sofas,“ erzählt Brenig. Es sollten die Sofas werden. Die Jungunternehmer holten die Stücke ab und verkauften sie – damals noch ohne Aufbereitung – weiter. Was sie den ehemaligen Besitzern nie verschwiegen. Die Geschichte nahm ihren Lauf: Vom Kalker Minibüro über Buchforst und Ehrenfeld bis zum heutigen Lager mit Werkstatt und Showroom in Lövenich. 23 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat die Firma heute, und es sieht nicht aus, als ob Brenig und Jonas die Luft ausginge.

Das Unternehmen

2014 erfolgte der Startschuss zu „Revive“, damals noch unter dem Namen „uniqHome“. Nach einem Umweg über Buchforst – hier wurden Büro, Lager und Aufbereitung erstmals unter einem Dach vereint – und einem eher kurzen Zwischenspiel in Ehrenfeld mit deutlicher Betriebsvergrößerung residiert das Unternehmen seit 2018 an der Ottostraße in Lövenich. Hier befindet sich auch der Showroom.

Der Schwerpunkt von „Revive“ liegt auf Sofas und Couch-Garnituren, aber auch andere Möbel wie Tische, Bänke und Stühle sowie Teppiche sind im Angebot. Die Preise etwa für Sofas liegen irgendwo zwischen 750 und 6000 Euro, im Schnitt aber um die Hälfte des Neupreises. Angeboten wird ausschließlich Design- und Markenware. Neben dem An- und Verkauf bietet „Revive“ auch das Aufbereiten eigener Möbel und auch die Vermietung von Designmöbeln an.

Seit Kurzem haben die Gründer Jonas Brenig und Paul Jonas auch aufbereitete Fahrräder im Angebot – viele davon E-Bikes, auch hier nur Markennamen. Die Preise richten sich nach dem Ursprungszustand der Räder, liegen zwischen 20 und über 50 Prozent unter Neupreis. Zehn Prozent des Jahresgewinns des Unternehmens werden an gemeinnützige Organisationen gespendet. (two)

www.revive.de

Sie kennen sich seit Grundschulzeiten, sind weit mehr als ein eingespieltes Team: Die Lebensläufe ähneln sich, auch wenn jeder immer „sein Ding“ gemacht hat. Mal ging der eine längere Zeit nach Kanada, dann der andere nach Indien, Afrika – eigentlich waren sie ständig irgendwo in der Welt unterwegs. Wenn heute einer den Wunsch nach einer Auszeit in sich trägt, ist nicht die Frage nach dem „Warum“, sondern nur nach dem „Wie“.

„Wir waren in ganz verschiedenen Berufen unterwegs“, sagt Jonas. „Aber wohl fühlten wir uns irgendwann dort nicht mehr. Wir wollten mit Menschen arbeiten, nicht für Menschen.“ Spätestens bei einer Betriebsfeier in Manchester – zu der Zeit arbeiteten Brenig und Jonas ausnahmsweise mal für dieselbe Firma, einen Energieversorger – stellten sie sich die Frage: „Wo soll das eigentlich hinführen?“ Schnell war klar: In diesem Unternehmen jedenfalls nicht weiter. Der Schritt in die Selbstständigkeit war nur folgerichtig.

Persönliche Freiheit, aber auch Respekt und Verantwortung für andere – keine hohle Phrasen offensichtlich. Was vielleicht auch ein eiserner Grundsatz der Firma aufzeigt: Zehn Prozent des Endjahresgewinns der Firma werden gespendet. „Auch wenn unser Steuerberater jedes Mal den Kopf schüttelt“, meint Jonas und grinst ein wenig. „Es geht um mehr als um Betriebswirtschaftlichkeit.“

Jonas Brenig und Paul Jonas haben auch lernen müssen, loszulassen: „Als ich vor Jahren mit verletztem Fuß nicht mehr arbeiten konnte und wir das erste Mal ein Zweier-Team ohne einen von uns losfahren lassen mussten – das war schon ein komisches Gefühl“, erzählt Jonas. Heute ist das kein Thema mehr, sie setzen viel auf Eigenverantwortlichkeit. Geliefert wird ausschließlich selbst, es sei denn, es geht allzu weit ins Ausland. Und wenn es sein muss, auch per Express: „Kostet einen Haufen Geld, aber dann ist das gute Stück auch am nächsten Tag da“, verspricht Brenig.

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