„Ring frei“ macht VorschlägeTempo 20? Wie das Chaos am Chlodwigplatz enden könnte

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Die Initiative „Ring frei“ macht Vorschläge, um die Lage rund um den Chlodwigplatz zu verbessern.

Die Initiative „Ring frei“ macht Vorschläge, um die Lage rund um den Chlodwigplatz zu verbessern.

  • Fuß vom Gas auf den Straßen rund um den Chlodwigplatz – das fordert die Initiative „Ring frei“.
  • Mit Tempo 20 möchte sie gefährliche Verkehrssituationen entschärfen.
  • Dann könnten auch einige Ampeln abgebaut werden. Der Vorschlag sorgt in der Politik für Diskussionen.
  • Wir haben die verschiedenen Vorschläge zusammengefasst.

Köln – Es ist eng am Chlodwigplatz und drumherum. Schmale Straßen und Gassen verhindern, dass jeder Verkehrsteilnehmer über ausreichenden und sicheren Platz verfügen kann. Im Gegenteil: Autofahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger knubbeln sich an vielen Kreuzungen und Plätzen in der Alt- und Neustadt-Süd. Jeder, der dort – wie auch immer – unterwegs ist, weiß das. Die große Frage nun, die sich stellt: Wie kann man Abhilfe schaffen?

Mitglieder der Initiative „Ring frei“, die sich für mehr Aufenthaltsqualität auf den Ringen Kölns und deren Umgebung seit einigen Jahren stark macht, haben Vorschläge auch für das Gebiet rund um den Chlodwigplatz präsentiert. Die lokale Politik hat diese Pläne zum Thema gemacht.

Einiges wird bereits umgesetzt. Eine Mehrheit der Bezirksvertretung (BV) Innenstadt, sprich die Grünen, SPD, Linke, Deine Freunde und GUT, haben nun einen Antrag für die kommende Sitzung der BV (26. August) eingereicht, der eine Reihe von weiteren Vorschlägen von „Ring frei“ enthält.

Tempo 20 rund um den Chlodwigplatz

„Wir wollen durch eine Tempo-20-Regelung auf allen zum Chlodwigplatz führenden Straßen vor allem die gefährlichen Situationen für Fahrradfahrer entschärfen“, so Reinhold Goss von „Ring frei“. Durch eine Angleichung des Tempos würden Autos und Radler auf Augenhöhe fahren und Unfälle beim Einfahren in den Kreisel vermieden. Für Maria Tillessen (FDP) macht auf diesen Straßen Tempo 20 keinen Sinn: „Am Chlodwigplatz fahren doch eh alle schon langsam, weil es wegen der Fußgängerübergänge nicht anders geht. Und auf der Bonner Straße oder dem Ubierring wäre Tempo 20 für die Autofahrer auch gar nicht machbar.“

Ampelanlagen weitestgehend abbauen

Mit der Einführung von Tempo 20 können laut den Vorschlägen auch bestehende Ampelanlagen an den Kreuzungen abgebaut werden. Beispiele finden sich am Ubierring, Höhe Mainzer Straße und Alteburger Straße. Dort sollen laut „Ring frei“ die begrünten Mittelstreifen geöffnet und breite Fußgängerüberwege im Sichtfeld der Stadtbahn ohne Ampelanlage angelegt werden. „Wenn die Bahn Schritttempo fährt, entfällt auch die Notwendigkeit einer getakteten Ampel, so wie es jetzt schon hinter dem Chlodwigplatz am Sachsenring funktioniert“, stellt Goss heraus. Für blinde Menschen müsse man technische Lösungen wie an den Ampeln finden. Für den stellvertretenden Bezirksbürgermeister Günter Leitner (CDU) sind gerade die genannten Ampelanlagen, aber auch die an der Kreuzung „Sachsenring/Brunostraße“ unverzichtbar, um Gefahrensituationen mit den Stadtbahnlinien zu vermeiden. Leitner machte aber auch klar, dass er mit vielen Vorschlägen der Initiative sympathisiert. Die CDU-Fraktion wolle über die Punkte aber jeweils einzeln abstimmen.

Lückenlose Fahrradzonen und -schutzstreifen

„Fahrradfahrer sollen wissen, wo sie fahren können“, fordert Hans-Günter Grawe von „Ring frei“. Und durchgehende breite Fahrradschutzstreifen bieten dafür eine überzeugende Lösung. Wo dies aufgrund von Platzmangel nicht oder nur unbefriedigend möglich sei, wie zum Beispiel auf dem Ubierring, könne man aber auch an „Shared Space“-Zonen (siehe Kasten) denken. In diesen Zonen fahren Autofahrer und Radfahrer gleichberechtigt auf den Fahrbahnen – wie das zum Beispiel auf der Breite Straße der Fall sei, fügt Goss hinzu.

Demnächst werden vom Amt für Straßen und Verkehrstechnik bauliche Maßnahmen und Neumarkierungen auf dem Ubierring zwischen der Bayenstraße und „An der Bottmühle“ durchgeführt, um die Radfahrer besser vor den einbiegenden Autos und Lkw zu schützen. Zudem werden neue Ladezonen und Fahrradstellplätze eingerichtet. Dadurch fallen rund 20 Parkplätze für Anwohner und Besucher weg. Juliane Groß wohnt am Ubierring in unmittelbarer Nachbarschaft und kritisiert diese Maßnahmen, die auf Vorschlag der Initiative „Ring frei“ nun seitens der Stadt umgesetzt werden. „Schutz für Radfahrer ist wichtig. Aber gleich alle dortigen Parkplätze abzubauen, geht an den Bedürfnissen der Anwohner vorbei“, ist Groß verärgert und fordert eine stärkere Einbindung der Bewohner in die Planungen und Entscheidungen solcher Maßnahmen.

Aufräumen auf den Gehwegen und Kreuzungen

Die Initiative „Ring frei“ schlägt weiter vor, die Gehwege von den teils vorhandenen „Schilderwäldern“ zu befreien. Auch im Weg stehende Strom- und Telefontechnikkästen sollen fußgänger- und radfahrergerecht versetzt werden. Mehr Radstellplätze sollen auf den Straßen rund um den Chlodwigplatz dafür sorgen, dass Gehwege nicht durch Räder, die an Schilderstangen oder sonstigen Anschließmöglichkeiten angebunden sind, zugestellt werden.

„Wir wollen aufgeräumtere und sauberere Gehwege für die Anwohner, Ladenkunden und Besucher herstellen, um die Viertel attraktiver und lebenswerter zu machen“, beschreibt Grawe ein Hauptziel der Initiative für alle Ringstraßen.

Maßnahmen zur Begrünung und Verschattung

Um etwas für das Mikroklima in den Straßenzügen und Vierteln der Alt- und Neustadt-Süd zu tun, hat die Initiative mehrere Vorschläge gemacht.

Shared Space

„Shared Space“-Zonen bezeichnet Verkehrsflächen, die einen vom Kfz-Verkehr dominierten öffentlichen Straßenraum lebenswerter, sicherer sowie im Verkehrsfluss verbessern sollen. Charakteristisch ist dabei die Idee, auf Verkehrszeichen, Signalanlagen und Fahrbahnmarkierungen zu verzichten. Gleichzeitig sollen die Verkehrsteilnehmer vollständig gleichberechtigt werden, wobei die Vorfahrtsregel weiterhin Gültigkeit besitzt.

Anders als bei üblichen Verkehrsberuhigungen wird dieses Konzept auch in Hauptstraßen angewandt. (dhi)

„Bei dem viel befahrenen Ubierring, schlagen wir vor, die bestehenden alten Metallbarrieren an den Gleisen durch Heckenanpflanzungen zu ersetzen“, so Goss. Außerdem müsse man sich um die dortigen Bäume kümmern. Einige der dortigen großen Robinien leiden unter der Trockenheit der letzten Jahre. „Wenn man in die Baumkronen schaut, erkennt man, dass einige oben schon völlig blattlos sind“, erläutert er. Man könne zum Beispiel auch daran denken, ergänzend Bäume in Kübeln aufzustellen, um mehr Schatten und größere Kühlung in den Straßenzügen zu erreichen.

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