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„Unsere schlimmsten Befürchtungen“Ukrainer rufen für 14 Uhr zur Demo in Köln auf

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Mariana_Sadovska

Die ukrainische Sängerin Mariana Sadovska ruft die Menschen auf, zu demonstrieren.

Köln – „Das Schlimmste, was wir befürchtet haben, ist eingetroffen“, sagt Mariana Sadovska. Die ukrainische Sängerin, Musikerin und Schauspielerin, die seit rund 20 Jahren in Köln wohnt, ist außer Atem. Gehetzt, panisch und mit Tränen in der Stimme berichtet sie: „Ich habe gerade Nachrichten aus Kherson im Süden der Ukraine bekommen. Dort brennt der Flughafen. In Kharkiv, auch im Süden, ist ein Wohngebiet bombardiert worden.Dort sind Kinder gestorben.“

Seit den russischen Angriffen auf ihr Heimatland ist Sadovska verzweifelt. Für heute Nachmittag um 14 Uhr ruft sie deshalb zusammen mit anderen Ukrainern, die in Köln wohnen, zu einer spontanen Demo auf dem Neumarkt auf. „Ich weiß, es ist Karneval. Aber es ist nicht die Zeit zu feiern. Wir wollen alle unsere Lebensenergie in Wut und Empörung über Putin stecken - und dann wieder gemeinsam feiern, wenn Frieden ist“, sagt die Musikerin.

Sadovska: Erfüllt von Angst, Trauer und Wut

„Statt mich um meine künstlerische Arbeit zu kümmern, bin ich nur noch mit der Ukraine beschäftigt“, hatte Mariana Sadovska noch am Vortag gesagt. Seit Putin am Montag seine Ansprache gehalten hatte, sei sie „erfüllt von Angst, Trauer, Lähmung und Wut“, so die 49-Jährige. „Putin hat klar gesagt, dass aus seiner Sicht die Ukraine nicht existieren darf. Er versucht, das Land zu vernichten. Es geht um unsere Zukunft als Bürger der freien demokratischen Ukraine“, sagt die Sängerin mit Nachdruck. Obwohl sie schon lange in Deutschland lebt, hat sie viele Verbindungen in die Ukraine. „Meine ganze Familie und viele Freunde leben dort.“

Die letzte Hoffnung ist nun zunichte

Seit der Besetzung der Krim 2014 durch Russland ist die ukrainische Armee im Ausnahmezustand. Sadovska möchte, dass Deutschland sie mit Waffen unterstützt. „Ich hätte nie gedacht, dass ich als Pazifistin so etwas mal sage. Aber meine Hoffnung ruht jetzt auf der ukrainischen Armee“, sagt sie mit tränenerstickter Stimme. Gesten war da noch ein Fünkchen Hoffnung , dass der Westen Russland durch harte Sanktionen in die Schranken weisen könnte. Diese Hoffnung ist nun zunichte. „Gerade von Deutschland wünsche ich mir, dass es die Verantwortung für das übernimmt, was es im zweiten Weltkrieg der Ukraine und Belarus angetan hat“, sagt Sadavska. Sie hofft auch, dass „die Türen zur Nato nicht geschlossen werden.“

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Linda Mai vom deutsch-ukrainischen Verein Blau-Gelbes Band mit Sitz in Köln ist gerade damit beschäftigt, eine weitere Solidaritäts-Demonstration in Köln zu organisieren. Klar ist bereits, dass sie Sonntag, 27.2., um 14.30 Uhr in der Innenstadt stattfinden soll. So lange die Demonstration noch nicht genehmigt ist, möchte sie den Ort noch nicht nennen. „Ich hoffe, dass sich viele beteiligen, nicht nur Menschen mit Wurzeln in der Ukraine“, sagt Mai. Nach ihrer Auskunft sind in Köln rund 3000 Ukrainer gemeldet. Sie alle dürften derzeit mit angespannten Nerven die Nachrichten aus ihrem Heimatland verfolgen.

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