„Weiterhin nicht wegschauen“Blau-Gelbes Kreuz erhält Kölner Ehrenamtspreis

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Packt fleißig mit an: Das Team um Vereinsvorsitzende Linda Mai (rechts) im Lager an der Marktstraße.

Packt fleißig mit an: Das Team um Vereinsvorsitzende Linda Mai (rechts) im Lager an der Marktstraße.

Köln – Über 10 000 Flüchtlinge sind seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine nach Köln gekommen, Millionen flüchten aus ihrem Heimatland. In den Kriegsgebieten in der Ostukraine leiden und sterben Zivilisten und Soldaten. Viele, die schon länger ihre Heimat verlassen haben oder ihre Wurzeln und Menschlichkeit nicht vergessen haben, engagieren sich hierzulande.

Ein Kölner Verein, der am 4. September mit dem Ehrenamtspreis der Stadt Köln ausgezeichnet wird, hat seit Beginn der Kriegshandlungen ehrenamtliche Hilfe geleistet: Das „Blau-Gelbe Kreuz“ . Bereits seit der Besetzung der Krim im Jahr 2014 und den kriegerischen Auseinandersetzungen im Osten der Ukraine setzte sich der deutsch-ukrainische Verein vor Ort für die vom Krieg Betroffenen ein, wie für das Projekt für Kinder „Ferien ohne Krieg“.

Seit der Invasion russischer Truppen in der Gesamtukraine im Februar gehört der Verein zu den Hilfsorganisationen, die auch vor Ort Unterstützung leisten. Ein Schwerpunkt liegt in den Sachspenden, insbesondere durch Medikamente und medizinische Ausrüstungen. Die Notfallpakete kommen sowohl der Zivilbevölkerung als auch verletzten und verwundeten Angehörigen der ukrainischen Streitkräfte zu Gute.

Blau-Gelbes Kreut sammelt spenden für die Ukraine

Auf 1600 Quadratmetern in einer Gewerbehalle in Zollstock lagern nicht nur Erste-Hilfe-Pakete, sondern auch Schulsachen, Medikamente, Lebensmittel, Computer und anderes. Jeden Tag packen die Vereinsvorsitzenden Linda Mai, Julia Chenusa und ihre Kolleginnen und Kollegen an, um zügig Hilfspakete zu schnüren und weiterzuleiten. „90 Prozent unserer Spenden und Sachleistungen gehen in die Ukraine“, betont die Sprecherin des Vereins, Natalie Nothstein. Die anderen zehn Prozent erhalten Kriegsflüchtlinge.

„Wir betreuen rund 3500 Flüchtlinge in Köln – aus städtischen und privaten Unterkünften. Dabei arbeiten wir eng mit der Stadtverwaltung zusammen.“ Am einem Wochenende hatten die Mitarbeiter des Vereins über 350 Taschen und Rucksäcke gepackt, damit ukrainische Kinder in Köln in die Schule gehen können. In knapp 40 Umsonstläden werden zudem die Flüchtlinge in Köln versorgt – mit Kleidung, Hygieneartikeln, Babynahrung und vielem mehr.

Menschen verschiedenster Nationalität kommen spontan zur Zentrale in der Marktstraße, um Hilfe anzubieten. „Hier in Köln haben alle ihr Herz am rechten Fleck – das ist zumindest mein Eindruck“, sagt Nothstein lachend. „Wir sind aber bereits an unsere Grenzen geraten. Fleißige Helfer können wir aktuell sehr gut gebrauchen. Anfangs hatten wir am Tag rund 350 Helfer, mittlerweile sind es höchstens 30 bis 50“, so die Sprecherin. Unterstützung wird dringend benötigt, die große Hilfsbereitschaft dürfe nicht nachlassen.

1500 Tonnen Hilfsgüter

Überall in der Ukraine hat der Verein Ansprechpartner. Seit dem 5. März gingen 203 Transporte aus der Südstadt in die Ukraine und Lager in Polen und Rumänien. Weit über 1500 Tonnen humanitäre Hilfe sind dort mittlerweile aus Köln angekommen – per Flugzeug, Auto oder Zug, auch dank der Unterstützung von großen Kölner Unternehmen.

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Über 10 000 Verletzten konnte dadurch in der Ukraine geholfen werden, hunderte Med-Kits, mit denen fast alle Kriegsnotfälle behandelt werden, wurden an ukrainische Krankenhäuser geliefert. „Am meisten freuen wir uns über Geldspenden, weil wir das am gezieltesten einsetzen können. Unsere Lieferketten kommen deutlich tiefer ins Land als die großen Firmen.“

Die junge Helferin Daniella erklärt: „Frau Reker ist bei uns im Verein Mitglied, hier in Köln ist die Hilfsbereitschaft klasse.“ Damit das so bleibt, sollten die Bürger weiter aktiv bleiben. 12 Euro reichten für eine Tagesration an Nahrung für eine Kleinfamilie. Auf der Homepage des Vereins wird veröffentlicht, welche Sachspenden aktuell benötigt werden. „Auch haltbare Lebensmittel werden gerne genommen. Jeder Kölner ist gerne aufgefordert, fleißig anzupacken. Schon eine Stunde am Tag hilft – der Krieg wird noch lange andauern, und wir sollten weiterhin nicht wegschauen.“

Spendenkonto: DE78370502990000476346www.bgk-verein.de

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