„Zukunft holt uns ein“Katholische Kirche in Porz steht vor einem Umbruch

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Veränderungen sind in den Porzer Kirchen unabwendbar. Wie hier in Fronleichnam, wird es auch in den anderen Gotteshäusern Einschnitte geben.

Veränderungen sind in den Porzer Kirchen unabwendbar. Wie hier in Fronleichnam, wird es auch in den anderen Gotteshäusern Einschnitte geben.

Porz – Sechs Heilige Messen, die sich am Wochenende auf zwölf Kirchenorte verteilen, so dass sie sich wöchentlich abwechseln – eine neue Gottesdienstordnung ist der Beginn eines Veränderungsprozesses der katholischen Kirche in Porz. Die gelte in Abstimmung mit den Pfarrgemeinderäten ab 10. März, sagt Pfarrer Berthold Wolff.

Er ist nötig, weil mit dem Weggang von Pfarrer Karl-Heinz Wahlen und dem Tod von Pfarrer Thomas Rhein Ende vergangenen Jahres zwei leitende Pfarrer in Porz ausfallen und durch die Personalabteilung des Erzbistums nicht ersetzt werden können. Der Mangel an Priestern und hauptamtlichen Pastoralkräften sei spürbar, so Wolff: „Da gibt es nichts schönzureden. Das ist ein Einschnitt, den wir erst in zehn Jahren erwartet haben. Die Zukunft holt uns ein bisschen ein“, so der Pfarrer.

Zwei Pfarrer fallen weg

Dadurch fallen in den drei Seelsorgebereichen in Porz – Christus König, Porzer Rheinkirchen und St. Maximilian Kolbe (s. Kasten) – zwei Pfarrer weg. Das zieht einschneidende Konsequenzen nach sich. Das „Dienstleistungsgefüge“, in dem sich die Kirche bis heute darstelle, werde mit den kommenden Jahren nicht mehr aufrechterhalten werden können.

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Die Porzer Seelsorgebereiche

Christus König

14.283 Katholiken, fünf Kirchen: St. Bartholomäus (Urbach), Christus König (Wahnheide), St. Aegidius (Wahn), St. Maria Himmelfahrt (Grengel), St. Margaretha (Libur).

Pastoralteam: Pfarrer Johannes Mahlberg, Diakon Christian Gawenda, Diakon Alvaro Tuj (Priesteramtskandidat, bis Sommer 2020 in Porz tätig), Diakon im Ruhestand Hans-Dieter Hallerbach, Gemeindereferentin Maria Kubanek, Pastoralreferentin Franziska Wallot, Gemeindeassistentin Miriam Schneider (bis Sommer 2019 in Porz tätig).

Porzer Rheinkirchen

13.655 Katholiken, vier Kirchen: St. Josef (Porz-Mitte), St. Laurentius (Ensen), St. Clemens (Langel), St. Mariä Geburt (Zündorf)

Pastoralteam: Pfarrer Heinz-Otto Langel, Diakon Karl-Heinz Voß, Gemeindereferentinnen: Ursula Bell, Elisabeth Uhlenbroch-Bläser, Diakon im Ruhestand Wolfgang Vogel.

St. Maximilian Kolbe

7454 Katholiken, drei Kirchen: St. Maximilian Kolbe (Finkenberg), St. Michael (Eil), Fronleichnam (Porz-Ost).

Pastoralteam: Pfarrer Berthold Wolff, die Gemeindereferentinnen sind hier Susanne Besuglow, Andrea Käufer, Stefanie Meyer. (rde)

Ein Veränderungsprozess werde in Gang gesetzt, in dem Kirchenschließungen allerdings keine Rolle spielen, bekräftigt Pfarrer Wolff: „Die drei Seelsorgebereiche werden noch stärker miteinander kooperieren“, sagt er und betont, dass auch die Gemeinden nicht fusionieren werden. Gleichwohl er selbst die Leitung aller Gemeinden übernehmen wird und alle pastoralen Kräfte für den Gesamtbereich von Porz ernannt werden.

„Im Pastoralteam wird der Veränderungsprozess auch als Chance gesehen“, sagt Gemeindereferentin Elisabeth Uhlenbruch-Bläser. Zusammen soll das Bewusstsein geschärft werden, dass es nur im Verbund mit den Gläubigen und Interessierten gehen könne, eine lebendige Form der Kirche für die Zukunft auf den Weg zu bringen. Das heißt: Alles auf breitere Schultern stellen.

Wie das gehen kann, zeigt Pastoralreferentin Franziska Wallot auf. In Urbach gebe es seit dem Weggang von Pfarrer Wahlen vermehrt Angebote, für die es nicht eines hauptamtlichen Pfarrer bedürfe. Abendlob, Taizé-Gebete oder Wortgottesdienste gehörten dazu. „Kirche ist nicht nur Gottesdienst, auch eine Kita kann ein Ort von Kirche sein“, sagt sie.

Idee eines Familiengottesdienstes

Gemeindereferentin Susanne Besuglow hat da auch gleich ein passendes Beispiel parat. So gebe es im Stadtteil Zündorf schon seit ein paar Jahren einmal im Monat eine selbst organisierte Kinderkirche. „In einer Kita in Ensen gibt es die Idee eines Familiengottesdienstes, entwickelt mit jungen Leuten“, erzählt sie. Auch so könne das Gemeindeleben miteinander verknüpft werden.

Pfarrer Wolff erklärt seine Sicht: „Kirche muss da sein, wo Menschen Kirche sind.“ Es müsse sich stärker das Bewusstsein entwickeln, „wir alle sind Kirche“. Dem Pastoralteam sei daran gelegen, dass das Leben als Gemeinde „um jeden einzelnen Kirchturm bestärkt wird“. Das heißt, Gemeindemitglieder dürfen auch Verantwortung übernehmen.

Auch Ökumene spielt eine Rolle

In der Pflicht sieht Wolff sich und seine Kollegen, die Menschen dahingehend zu begleiten, zu qualifizieren und dorthin zu führen. Schließlich dürfe das Gemeindeleben nicht zum Erliegen kommen, wenn ein Pfarrer krank oder im Urlaub sei. Ökumene spiele in dem Zusammenhang im Übrigen auch eine Rolle: „Sie wird immer gemeinsamer Auftrag und Ziel bleiben“, betont Wolff. Ein gutes Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten gebe es in Porz in allen Bereichen.

Der Veränderungsprozess, der mit der neuen Gottesdienstordnung beginnt, soll transparent und gemeinsam gestaltet werden. „Dass Menschen Ideen einbringen können, was sie bisher nicht einfach so konnten, hat auch etwas Gutes“, findet auch Pfarrer Heinz-Otto Langel. Er war bislang im Seelsorgebereich Porzer Rheinkirchen und wird gemeinsam mit Johannes Mahlberg und Wolff als leitendem Pfarrer in allen drei Seelsorgebereichen tätig werden.

Neubeginn am 10. März

Mit einer gemeinsamen Feier am Sonntag, 10. März, soll der Neubeginn starten. Alle Gemeinden werden an diesem Tag um 10.30 Uhr zu einer Heiligen Messe in St. Josef in Porz-Mitte einladen. Bis dahin bleibt alles wie bisher. Nach Ostern ist dann eine offene Veranstaltung geplant, im Rahmen derer der Frage nachgegangen werden soll, wie die Gemeinden künftig einen gemeinsamen Weg gehen können. Der wichtigste Faktor in dieser Frage sei aber die Zeit, meint Gemeindereferentin Uhlenbroch-Bläser: „Ostern 2020 haben wir uns einen Punkt gesetzt. Bis dahin sollen die Ideen reifen können.“

Auszug aus der Erklärung von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki

In einem Brief von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, der am vergangenen Sonntag in den Messen in den drei Seelsorgebereichen von Porz vorgelesen wurde, erklärt Kardinal Woelki, dass es in anderen Regionen des Erzbistums Köln bereits so sei, dass aufgrund der geringen Priesterzahl ein Pfarrer die Leitung zweier oder sogar mehrerer Seelsorgebereiche übernommen habe.

Die Welt verändere sich rasant. Bereits vor 50 Jahren habe die Kirche auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil Beschlüsse gefasst, „diesen damals schon absehbaren Wandel nicht einfach über uns hereinbrechen zu lassen, sondern aus dem Glauben heraus aktiv mitzugestalten“.

In der eigenen kirchlichen Entwicklung habe man „diese Herausforderungen lange nicht oder nur halbherzig angenommen“. Da sei eine Umkehr nötig. „So denke ich, dass in Zukunft die Kirche im Erzbistum Köln keine von Hauptberuflichen versorgte Kirche sein wird, sondern eine miteinander sorgende Kirche, in der es verschiedene Dienste und Rollen, aber keine unterschiedliche Würde der Getauften gibt.“ Als Bischof wünsche er sich, „dass die Getauften und Gefirmten in unserem Erzbistum mit Verantwortung dafür übernehmen, was und wie Kirche, Pfarrei und Gemeinde an einem konkreten Ort sein wird“.

Er werde die Gemeindemitglieder in den Porzer Seelsorgebereichen einladen „und herzlich bitten, sich mit Pfarrer Berthold Wolff und den Pastoralen Diensten in gemeinsamer Verantwortung auf solch einen geistlichen Weg des neu Kirche-Werdens zu begeben“.

Pfarrer Wolff und die anderen Pastoralen Dienste seien bereit, „mit Ihnen einen solchen geistlichen Weg der gemeinsamen Verantwortung zu gehen. Darum habe ich in Absprache mit den Pastoralen Diensten und den Verantwortlichen im Erzbischöflichen Generalvikariat entschieden, Herrn Pfarrer Wolff zusätzlich auch für die Pfarreien im Seelsorgebereich Porzer Rheinkirchen und an der Pfarrei Christus König zu ernennen“.

Ihm und den Pastoralen Diensten dankt der Erzbischof für die Bereitschaft, diese Herausforderung anzunehmen. „Gemeinsam mit Ihnen werden sie eine neue Gestalt der katholischen Kirche in Porz finden.“ Von Seiten des Erzbistums werde man „diesen Weg aktiv begleiten und unterstützen“. (rde)

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