1000 Bänke für KölnVom ersten Kuss bis zur letzten Erinnerung

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„Für Désirée und Cookie“: Eine der ersten Bänke spendete Beatrice Bülter 2007 selber. Sie widmete die in der Grünanlage Am Nordfeld aufgestellte Bank Tochter und Hund. (Foto: Meisenberg)

„Für Désirée und Cookie“: Eine der ersten Bänke spendete Beatrice Bülter 2007 selber. Sie widmete die in der Grünanlage Am Nordfeld aufgestellte Bank Tochter und Hund. (Foto: Meisenberg)

Ein Datum, zwei Namen, drei Worte: „Wo alles begann“. Viel mehr verrät das Stifter-Schild auf der Parkbank am Aachener Weiher nicht. Beatrice Bülter, bei der Grün Stiftung Initiatorin der Aktion „1000 Bänke für Köln“, kennt die persönlichen Geschichten hinter den kleinen Messingplatten. Demnach hatten sich „Kosse und Ruth“ am „29. Juli 2001“ auf einer Bank am Aachener Weiher das erste Mal geküsst. Als „ihre“ Bank dann eines Tages aus ungeklärtem Grund nicht mehr stand, waren die beiden sehr enttäuscht. Daraufhin sei das Paar auf die Grün Stiftung zugekommen und habe sich für 750 Euro am selben Platz eine neue Bank spendiert.

„I love you“-Allee im Stadtwald

Vor sieben Jahren hatte Bülter die Bank-Spenden ins Leben gerufen, um für mehr und einheitlich gestaltete Sitzplätze in Kölns Grünflächen zu sorgen. Für den Inneren und Äußeren Grüngürtel mit seinen Parkanlagen, für die Friedhöfe und die Rheinpromenade seien bereits 1300 Bänke finanziert worden, freut sich die Geschäftsführerin der Kölner Grün Stiftung. „Die Aktion wird auf jeden Fall weitergehen.“ An ihrem Erfolg haben die kleinen Messingschilder einen nicht unwesentlichen Anteil. „Das ist ein ganz emotionales Thema, diese Bänke“, berichtet Bülter. Denn oft stecken hinter Namen, Daten, Sinnsprüchen und Widmungen sehr persönliche und zuweilen berührende Geschichten – so wie die von der „I love you“-Allee im Stadtwald.

„I love you – Jupp & Marlis“ steht gleich auf fünf Bänken an der Marcel-Proust-Promenade. Jupp und Marlis hatten ganz in der Nähe gewohnt und waren oft im Stadtwald unterwegs. Sie starben im April 2011 am selben Tag. Zur Beisetzung hatte ihr Sohn um Spenden für die Bänke gebeten. Als einen Monat später auch der Vater seiner Lebensgefährtin, Hans Häger, verstarb, finanzierte die Tochter aus den Spenden zur Beerdigung zwei weitere Bänke. Sie haben ihren Ehrenplatz unter einer Trauerweide am Adenauer Weiher gefunden.

Selber schon in hohem Alter, widmete der inzwischen ebenfalls verstorbene Kölner Hans Heider, von Kindesbeinen passionierter Reiter, seiner Mutter Hanna eine Parkbank am Reiter-Weg im Stadtwald. Dort, so Bülter, habe die Mutter früher stets mit einem Stückchen Zucker darauf gewartet, dass ihr Junge vorbeigeritten kam.

„Gestiftet von den Gästen des Kölner Baumfestes“, heißt es auf der Bank unter einer Buche am Adenauer Weiher. Seit 1973 trifft sich dort an einem ganz bestimmten Feiertag im Jahr ein Freundeskreis alteingesessener Kölner ab 11 Uhr zum Kölsch. „Das Baumfest ist eine Institution“, sagt Bülter, „und dabei ganz unkompliziert“. Und dank der Bank inzwischen auch bequemer.

Vor sechs Jahren, erinnert sich die Stiftungs-Geschäftsführerin, habe sie sogar aus Südafrika ein Auftrag für die Aufstellung einer Bank mit folgender Inschrift erreicht: „For once in my life. Anna & Cornelius.“ Nach längerem Auslandsaufenthalt wollte Cornelius seiner Anna auf einer Bank am Decksteiner Weiher einen Heiratsantrag machen. Diskret stellte Cornelius’ Mutter kurz vor dem feierlichen Moment dort noch einen Picknick-Korb mit Champagner ab. Verbürgt ist, dass Anna „Ja“ gesagt hat und dass inzwischen ein Baby gekommen ist – dem die Großeltern schon eine Bank im Lindenthaler Tierpark bereitgestellt haben.

Und wer verbirgt sich wohl hinter den Kosenamen „Mäxchen“ und „Püppchen“? Die Namen, erläutert Bülter nach einem Blick in die Stifter-Akte, gehören zu zwei Dackeln, deren Besitzer sich eine Ruhebank am Decksteiner Weiher ausgesucht haben. Dass Hunden Bänke gewidmet werden, sei gar nicht so selten. Statt mit einer Würdigung wie oft hat der Merheimer Bürgerverein die Stiftung seiner drei Bänke mit einem heutzutage oft nötigen Appell verbunden: „Liebe Mitbürger: Nehmen Sie bitte ihre mitgebrachte Verpackung wieder mit. Danke.“ „Für die müden Knochen“ lädt dagegen eine Bank am Rodenkirchener Rheinufer ein – gestiftet von einem ansässigen Orthopäden.

Doch ganz gleich, von wem und für wen die Bänke namentlich gestiftet wurden: Sie sind für die Öffentlichkeit bestimmt. Wer zuerst kommt, sitzt zuerst. Bülter: „Schließlich haben wir auch schon erlebt, dass Spender sagen: Sie sitzen auf meiner Bank“.

www.koelner-gruen.de

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