11 Jahre nach Stadtarchiv-EinsturzAuf der Suche nach geeigneter Form des Gedenkens

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An der Einsturzstelle sprach OB Reker erstmals als Gastgeberin der Gedenkfeier.

  • Elf Jahre nach dem Einsturz des Stadtarchivs in Köln ist Henriette Reker erstmals auch Gastgeberin der Gedenkveranstaltung.
  • Reker und Baudezernent Markus Greitemann müssen sich kritischen Fragen von der Gruppe „Archivkomplex“ stellen.
  • Auch wird debattiert ob vor Ort eine dauerhafte Form des Gedenkens möglich ist.

Köln – „Zur Erinnerung an Kevin“, steht auf der einen Schleife, der zweite Kranz am Bauzaun neben St. Georg ist Khalil gewidmet – als die Glocken der Kirche um 13.58 Uhr läuten und kurz darauf auch Geläut von Sankt Johann Baptist, der Severinskirche und ebenso von der Kartäuserkirche zum Waidmarkt weht, schweifen die Gedanken elf Jahre in die Vergangenheit.

So lange ist es schon her, dass das Stadtarchiv durch Fehler beim U-Bahnbau samt zweier Nachbarhäuser einstürzte und die beiden jungen Männer begrub – den Bäckerlehrling und den Studenten. Um 13.58 Uhr.

Eine Seniorin, die kurz darauf aus dem Haus an der Ecke ausziehen musste, weil auch das Risse hatte, ist – wie OB Henriette Reker findet – das dritte Opfer: „Sie starb an gebrochenem Herzen. So stelle ich es mir jedenfalls vor.“

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Reker und Baudezernet Greitemann müssen sich kritischen Fragen stellen

Reker ist zum ersten Mal nicht nur Gast, sondern Gastgeberin der Gedenkveranstaltung. „Dass die Initiativen uns die Ausrichtung des Gedenkens überlassen haben, ist ein Zeichen des Vertrauens“, findet die OB. Dennoch muss sie sich, wie auch Baudezernent Markus Greitemann, kritischen Fragen von Martin Stankowski von der Gruppe „Archivkomplex“ stellen.

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Reker regte eine Projektgruppe mit städtischen Mitarbeitern an. Dazu lud sie Initiativen-Mitglieder ein. Deren Pläne für das Kunstprojekt „K³“ seien ein „erster beeindruckender Diskussionsbeitrag“ für eine Bürgerbeteiligung auf der Suche nach einer geeigneten Form des Gedenkens. „K³“, oder „Die Halle mit dem Knick“, steht für einen 600 Quadratmeter großen und sechs Meter hohen Raum im U-Bahn-Bauwerk. Der Architekt Thomas Luszak hat ihn für den Platz zwischen den Tunnelröhren und der Straße entworfen, der erst seit einem entsprechenden Beschluss des Stadtrats zugunsten einer Gedenkstätte nicht mehr verfüllt werden soll.

Autofreie Straße im Umfeld der Gedenkstätte?

Sabine Pohl-Grund, die schon den Einsturz als Anwohnerin erlebte, ist eine der etwa 25 Mitglieder der Gruppe „Archivkomplex“. Sie plädierte für eine „Fußgängerinnenstraße“ im Umfeld der Gedenkstätte. Greitemann erklärte umgehend: „Eine autofreie Straße kann ich mir hier sehr gut vorstellen.“ Doch bei der konkreten Gestaltung des Umfelds werde es einen Kompromiss geben müssen. Denn vor etwa sieben Jahren sei ein Entwurf für eine Bebauung am Rand der Einsturzstelle prämiert und somit festgelegt worden.

Vieles, was Bürger tun, um die und spricht von einer „40 Meter tiefe Wunde in der Stadt“, so Reker, zu schließen, hat mit Kunst zu tun. Auch die drei Bäume als Erinnerung für die drei Toten als Teil einer symbolischen „Allee“. „Sie zeigen: An diesem verwundeten Ort kann wieder etwas wachsen und erblühen“, sagt Pohl-Grund – nicht nur Moos und Sträucher, die den maroden Straßendeckel über dem U-Bahn-Bauwerk zum Sanierungsfall machten. Vor dem Trauermarsch von Chopin spielte die Band „Trööt op Jöck“ sehr passend ihre Version von „Auferstanden aus Ruinen“.

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